Tod nach Polizeikontrolle in Mannheim: Leiche zeigt Spuren von Gewalt
Tod nach Kontrolle in Mannheim - Leiche zeigt Spuren von Gewalt
An der Leiche eines nach einer Polizeikontrolle in Mannheim gestorbenen Mannes sind nach Angaben des baden-württembergischen Landeskriminalamtes (LKA) Spuren stumpfer Gewalt festgestellt worden.
Diese seien aber "von geringer Intensität gewesen", sagte LKA-Präsident Andreas Stenger. Es sei unklar, ob der 47-Jährige eines gewaltsamen oder eines natürlichen Todes gestorben sei. Der Mann habe auch eine Herzinsuffizienz gehabt. Bis zum abschließenden rechtsmedizinischen Ergebnis dürften aber noch mehrere Wochen vergehen, so Stenger.
Beteiligte Polizisten vom Dienst suspendiert
Der 47-Jährige war am vergangenen Montag nach dem Zusammenbruch zunächst wiederbelebt worden, später aber im Krankenhaus gestorben. Zuvor soll er sich nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft gewehrt haben. Gegen die beiden beteiligten Polizisten wird inzwischen wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt mit Todesfolge ermittelt. Sie sind nach Angaben des Mannheimer Polizeipräsidenten Siegfried Kollmar vom Dienst suspendiert.
Polizisten haben sich bislang nicht geäußert
Die beiden beteiligten Beamten haben sich laut Staatsanwaltschaft noch nicht zum Ablauf geäußert. Sie seien seines Wissens bislang auch nicht auffällig geworden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mannheim, Romeo Schüssler in Mannheim.
Kritik an Polizei und Demonstrationen
Seit dem Tod des Mannes sieht sich die Polizei heftiger Kritik ausgesetzt. Im Internet kursieren Videos, auf denen Schläge eines Polizisten gegen den Kopf eines auf dem Boden liegenden Mannes zu sehen sind. Ob dieses Video echt ist oder überhaupt die fragliche Polizeikontrolle zeigt, ist nicht geklärt. Die beiden Polizisten hatten ihre Bodycams am Körper laut Polizei nicht eingestellt. Hunderte Menschen waren am Dienstagabend in Frankfurt, Heidelberg und in Mannheim gegen Polizeigewalt auf die Straße gegangen.
Proteste auf dem Marktplatz
In Mannheim und Heidelberg demonstrierten nach Angaben der Polizei insgesamt mehr als 300 Menschen gegen Polizeigewalt. Am Ort des Vorfalls in Mannheim schrieben Demonstranten "Mord durch Polizei" mit Kreide auf einen Gehweg und legten Blumen nieder.
Demonstration auch in Frankfurter Innenstadt
In Frankfurt gingen rund 600 Menschen in der Innenstadt gegen Polizeigewalt auf die Straße. Die Teilnehmer hätten vereinzelt Pyrotechnik angezündet, teilte die Polizei mit. Insgesamt sei die Demonstration aber friedlich verlaufen. Zuvor hatte die "Frankfurter Rundschau" berichtet.
Rund 30 Zeugen melden sich
Im Zusammenhang mit dem Fall haben sich beim Landeskriminalamt (LKA) Stuttgart bisher rund 30 Zeugen gemeldet. Außerdem seien rund 70 Videos zur Verfügung gestellt worden - inwieweit es sich dabei zum Teil um identische Videos handelte, ist nach Worten eines LKA-Sprechers noch unklar. Zeugenvernehmungen wie auch die Auswertung der Filmsequenzen werden einige Zeit dauern, zumal man auch mit weiteren Hinweisen rechne.
GDP verurteilt Hass und Hetze
Die Gewerkschaft der Polizei (GDP) verurteilte Hass- und Hetzbotschaften in den sozialen Medien im Zusammenhang mit dem Vorfall scharf. GdP-Landeschef Gundram Lottmann sagte, solche Reaktionen seien nicht nur völlig unangemessen, sondern auch menschenverachtend. "Wir alle sind betroffen von dem traurigen Vorfall, vor allem die eingesetzten Beamten selbst. Derzeit ist weder die Todesursache bekannt, noch liegen konkrete Ermittlungsergebnisse vor."
UPDATE vom 14.09.2022: Gut vier Monate nach dem Tod eines Mannes infolge einer Polizeikontrolle in Mannheim gibt es mehr Klarheit über die Ursache. Die Staatsanwalt Mannheim geht davon aus, dass der 47-Jährige eines nicht natürlichen Todes gestorben ist.