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Liebe Jury des Deutschen Radiopreises, Anfang des Jahres sorgte ein gewisser Johannes S. aus Hessen für große Aufregung. Der 20-Jährige hatte hunderte Politiker und Prominente gehackt und unter anderem deren Adressen, Mail-Adressen und private Handynummern öffentlich ins Netz gestellt. Zur selben Zeit haben wir spezielle Suchmaschinen und bestimmte Browser-Plugins getestet, die für beliebige Personen genau diese Daten anzeigen können. Und wir haben uns gefragt, geht das, was der Hacker gemacht hat, nicht auch ganz legal? In einer aufwändigen Recherche konnten wir nachweisen, die geheimen Handynummern hochrangiger Politiker, ihre privaten Mail-Adressen und andere Daten kann auch jeder von uns finden. Ganz einfach, ohne Hacking. Wir bekamen Daten für fast alle Mitglieder der deutschen Bundesregierung angezeigt. Spannend wurde es, als mich das Landeskriminalamt des Saarlandes anrief, weil wir auch die geheime Handynummer von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer herausgefunden und ich sie via WhatsApp darüber informiert hatte. Es stellte sich heraus, dass nicht einmal die LKA-Beamten alle von uns verwendeten Tools kannten. Wir haben über die Recherche einen ganzen Tag lang bei hitradio.ff im Programm und in den Nachrichten berichtet. In verschiedenen Spielformen, mit Kollegengesprächen, Politikerreaktionen, einem Datenexperiment mit Hörern auf der Straße und einem ausführlichen Online-Artikel mit allen Hintergründen. Und wir hoffen, dass Sie, liebe Jury, das alles genauso spannend finden wie unsere Hörer. Mit dieser investigativen Rechercheleistung bewerben wir uns für den Deutschen Radiopreis 2019 in der Kategorie Beste Reportage. Schönen guten Morgen, hier ist die FFH Morning Show. Sie erinnern sich garantiert noch an diese Riesenaufregung Anfang des Jahres. Datenskandal. Ein 20-jähriger Hacker aus Hessen hat tausende private Daten von Politikern und Promis rausgefunden und veröffentlicht. Und jetzt deckt eine FFH-Recherche auf? Es ist immer noch total einfach, im Internet an private Handynummern und Mailadressen selbst von hochrangigen Politikern zu kommen. Ganz legal, ohne Hacking oder sowas. Oliver Klein ist unser FFH-Online-Recherche-Experte. Du hast ein Experiment gemacht und das Resultat ist wirklich erschreckend. Ich habe mit speziellen Internet-Tools recherchiert, die normalerweise von Headhuntern genutzt werden, also von Leuten, die neue Mitarbeiter für eine Firma suchen. Und ich habe blitzschnell Daten gefunden, sogar von etlichen Ministerinnen und Ministern des Bundeskabinetts. Darunter geheime Handynummern, teils auch private Mailadressen. Unter anderem von Verkehrsminister Andreas Scheuer, Gesundheitsminister Jens Spahn, Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und vielen, vielen mehr. Aber es sind nicht nur deutsche Politiker betroffen, ne? Ne, auch Handynummern von Staatschefs anderer Länder werden da angezeigt. Vom österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz bis zum französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Jetzt wollen wir natürlich nicht hier in aller Öffentlichkeit sagen, welche Tools du genau dafür verwendet hast, wie du das rausbekommen hast. Aber wir können so viel sagen, die sind schon alle frei verfügbar. Ja, also damit kann wirklich jeder arbeiten. Die sind zwar in der Regel kostenpflichtig, die sind aber alle absolut legal. Woher weißt du, ob das wirklich die echten Handynummern sind? Da kann man ja viel behaupten. Also ich habe natürlich etliche Daten auch verifiziert. Manche Politiker haben ihr eigenes Foto als Profilbild bei WhatsApp oder anderen Messenger-Diensten. Da weißt du schon, das ist vermutlich die richtige Nummer. Insgesamt zeigen die Tools nach meiner Erfahrung überwiegend auch die richtigen Treffer an. Und ich habe auch einige Politiker direkt kontaktiert. Gestern Abend zum Beispiel noch mit Verkehrsminister Andreas Scheuer telefoniert, ihm von meiner Recherche erzählt. Dafür hat er sich auch x-mal bei mir bedankt. Ja, aber das ist doch schon heftig, oder? Darüber sprechen wir auch gleich nochmal. Wie die Betroffenen reagiert haben, ist ja schon ein Schock, wenn du mit so einer krassen Recherche konfrontiert wirst. Jan, du hast sogar einen Anruf bekommen vom Landeskriminalamt. In einer Stunde bei uns hier in der FFH Morning Show. Die ganze erstaunliche Geschichte, auch übrigens zum Nachlesen bei uns im Web und in der App. Geheime Handynummern und Mailadressen von hochrangigen Politikern sind blitzschnell im Internet auffindbar. Es ist fünf vor sieben. Jetzt das Wichtigste aus Hessen, Deutschland und der Welt mit Pascal Küpper. Hitradio FFH, die Nachrichten. Guten Morgen. Angeblich geheime Daten hochrangiger Politiker sind immer noch frei verfügbar im Internet. Das hat ein FFH-Experiment aufgedeckt. Unser Reporter konnte zum Beispiel private Handynummern und E-Mail-Adressen vieler Regierungsmitglieder ausspähen, auf Bundes- und auf Landesebene. Wir haben Hessens Europaministerin Puttrich damit konfrontiert. Das habe ich nicht gewusst. Andererseits wundert es mich auch nicht so richtig, weil bei den heutigen Methoden man halt doch mehr rausbekommen kann, als man manchmal ahnt. Man versucht schon sehr vorsichtig zu sein. Manchmal lässt es sich aber auch nicht umgehen, irgendwelche Daten anzugeben. Aber vorsichtig ist die Modellportionenkiste und gilt offensichtlich auch hier. Hitradio FFH, guten Morgen. Um sieben Minuten nach sieben unser Top-Thema heute früh. Die erstaunlichen Ergebnisse unseres FFH-Daten-Experiments. Geheime Handynummern und E-Mail-Adressen von hochrangigen Politikern sind ohne Probleme blitzschnell im Internet zu finden. Ganz legal. Ohne, dass jemand kriminell wird oder dass gehackt wird. Oliver Klein ist unser Online-Recherche-Experte. Du hast vorhin schon erzählt, du hast mit ganz speziellen Internet-Tools einfach gearbeitet, die normalerweise von Headhuntern genutzt werden. Also von Leuten, die wirklich neue Mitarbeiter für eine Firma suchen zum Beispiel. Und du hast super schnell Daten rausgefunden, sogar von Mitgliedern des Bundeskabinetts. Ja, das war wirklich erschreckend einfach. Ich habe mit wenigen Mausklicks etliche Handynummern, teilweise private Mail-Adressen bekommen. Von Verkehrsminister Andreas Scheuer, auch für Umweltministerin Svenja Schulze und Gesundheitsminister Jens Spahn wird eine Nummer angezeigt. Und auch die Regierungsmannschaft hier bei uns in Hessen lässt sich ganz schnell finden. Jetzt hast du ja auch Betroffene mit deiner Recherche konfrontiert. Unter anderem die CDU-Vorsitzende, die neue Annegret Kramp-Karrenbauer. Ich habe ihr eine WhatsApp geschickt mit der Information, dass ihre Handynummer frei im Internet verfügbar ist. Wie hat sie reagiert? Was ist passiert? Ich habe einen Anruf bekommen vom Landeskriminalamt Saarland. Die wollten genau wissen, wie ich diese Nummer von AKK gefunden habe. Ich habe außerdem gestern Abend noch mit Andreas Scheuer telefoniert, ihm von meiner Recherche erzählt. Er war total überrascht, genau wie auch Mitglieder der Hessischen Landesregierung, unter anderem Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Gut, wenn wir jetzt schon über Prominente und Politiker sprechen. Mich hast du auch gefunden. Mit Handynummer, erschreckend. Und mit privater Mail-Adresse. Woher nehmen diese Internetdienste denn diese ganzen Informationen? Zum einen machen die das so wie ganz normale Suchmaschinen. Die graben sich durchs Internet, sammeln alles, was sie kriegen können. Aber die kaufen offenbar auch Daten von App-Anbietern. Es ist ja so, wenn du eine App auf dein Smartphone runterlädst, dann gibst du ja häufig deine Telefonnummer, die Mail-Adresse oder vielleicht sogar gleich das komplette eigene Telefonbuch mit Kontakt und Preis. Inklusive Namen, Geburtsdatum, Adressen. Das ist ein riesiger Datenschatz und den machen offenbar manche Apps zu Geld. Aber das heißt wiederum auch, ich für mich kann auf meine Handynummer so gut aufpassen, wie ich will. Sobald aus einem Freundes- oder Bekanntenkreis meine Nummer jemand hat und die versehentlich in der App angegeben wird, die mit Daten handelt, dann kommt das vielleicht schon an die Öffentlichkeit. Das ist schon krass. Unser FFH-Datenexperiment zum Nachlesen mit allen Infos bei uns im Web und in der App. Auch nach dem Hacker-Skandal sind die Daten unserer Politiker also nicht sicherer geworden. Mit wenigen Mausklicks lassen sich selbst private Handynummern und Mail-Adressen von hochrangigen Politikern finden. Ganz ohne Hacken, ganz legal. Hier ist das Radio FFH. Baby, baby, there's nothing holding me back. Brauchen Sie die Handynummer von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer oder vielleicht die von Verkehrsminister Scheuer? Kein Problem. Die Nummern, also die privaten Handynummern, sind nämlich nicht so top secret, wie sie sein sollten. Mit ein paar Klicks können Sie diese Nummern im Internet finden, ganz legal. Wir von Hitradio FFH haben das bei einem Experiment herausgefunden, ganz ohne Hacking. Und so kommen wir auch an Ihre private Handynummer. Sogar wenn Sie die Nummer vermeintlich nirgends veröffentlicht haben. Glauben Sie nicht? Machen wir. Wir machen das Experiment. Jetzt. Hier in der FFH-Nachmittagsshow. Kollege und FFH-Reporter Colin Mahnke, du hast dafür in Frankfurt jetzt einfach jemanden auf der Straße angesprochen. Ja, genau, Felix. Ich bin mit der Anahita Estyri hier. Hallo. Du bist Studentin, du kommst aus Offenbach. Wie alt bist du? Ich bin 26. Wie hältst du das denn mit deinen Daten im Internet? Also man gibt ja schon immer mal was preis, wenn man irgendwelche Apps oder so runterlädt. Aber generell gibst du Acht auf deine Daten? Ja, ich versuche schon, so weit wie möglich vorsichtig zu sein, wo ich was eingebe. Ja, wir haben in einem Recherche-Experiment herausgefunden, dass es mit ein paar Klicks möglich ist, selbst die Handynummern von hochrangigen Politikern herauszufinden. Und was würdest du denn sagen? Wäre das für uns auch mit deinem Namen möglich, was über dich herauszufinden? Also ich würde sagen, eher nein. Man weiß natürlich nie, was da los ist, was man findet, aber ich würde sagen, eher nicht. Felix, also ich glaube, wir haben eine Handynummer herauszufinden, oder? Dann schauen wir mal, ob es nachher klingelt. Ja, bin ich gespannt. Herausforderung angenommen. Also unser Versuch, unser Experiment. Kriegen wir die private Handynummer von Anahita heraus? Klingelt ihr Handy wirklich gleich in einer halben Stunde? Also ich bin mir ziemlich sicher, wir packen das. Sie erfahren es hier in der FFA Nachmittagsshow in einer halben Stunde. Unser Experiment. You get what you give. Du bekommst, was du gibst. Die New Radicals auf Hessens Playlist. Ja, manchmal bekommst du auch etwas, obwohl du der Meinung bist, du hast gar nichts gegeben. Und im Grunde geht es darum in unserem Datenexperiment hier bei Hitradio FFA. Es wird spannend. Wir haben herausgefunden, dass man ganz legal übers Internet an Millionen private Handynummern, E-Mail-Adressen, private Hausadressen kommen kann. An die Adressen und Telefonnummern von normalen Menschen, aber auch von Promis, von Spitzenpolitikern, wie zum Beispiel CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Völlig ohne Hacking. Vor einer halben Stunde haben wir in Frankfurt auf der Straße Studentin Anahita angesprochen. Wir kennen sie nicht. Sie ist wahllos ausgewiesen. Vorher ist sie also unserem Reporter noch nie begegnet. Und wir haben ihr angeboten, hey, nur mit deinem Namen versuchen wir deine Handynummer rauszubekommen. Und die große Frage natürlich nun, ist unser Experiment geglückt? Haben wir die Nummer wirklich? Sie hat gesagt, sie hat sie nirgendwo registrieren lassen. Sie steht nicht im Telefonbuch, auch online, in keinem Online-Telefonbuch. Und wir haben eine Nummer gefunden. Die rufe ich jetzt an. Und wir haben eine Nummer gefunden. Die rufe ich jetzt an. Die Frage ist, ist das wirklich die Nummer von Anahita? Ist sie es, die da rangeht? Hallo? Hallo, ist da Anahita? Ja, genau. Ja, grüß dich. Hier ist der Felix Möse von Hitradio FFH. Servus. Oh, hallo. Anahita, wie überrascht bist du jetzt? Ziemlich überrascht. Also, ich weiß ja, warum sie jetzt anrufen. Und bin doch ziemlich schockiert, ehrlich gesagt. Du hast nicht damit gerechnet, dass wir die Nummer wirklich finden, gell? Nee, gar nicht. Also, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist schon erschreckend eigentlich. Also, es war komplett legal. Komplett. Also, was wir gemacht haben, ist nichts irgendwie Illegales oder irgendwo. Wir haben einfach nach deinem Namen, nach deiner Nummer gesucht. Und so wie wir das gemacht haben, kann das theoretisch jeder Mensch machen. Okay, wow. Ich sag dir, unser Kollege, der sich damit beschäftigt hat, der hat nicht eine Minute gebraucht, um deine Nummer rauszukriegen. Doch, so schnell, ja. Das ist wirklich schockierend. Du klickst auch schockiert. Da muss man sich zweimal überlegen, wenn man sich irgendwo anmeldet und was man da eingibt. Ja, man klickt halt immer sehr schnell auf AGBs akzeptieren und ja, ja, Haken setzen. Und man weiß natürlich gar nicht, was man da eigentlich einwilligt. Und im Hintergrund, zack, zieht die App zum Beispiel deine Telefonnummer, deine E-Mail, deinen Namen, deine Adresse, dein Geburtsdatum. Und das wird gespeichert in einer Datenbank, die öffentlich zugänglich ist. Ja, aber dann sollte man die AGBs mal anlesen. Absolut. Also, Strich drunter. Unser Experiment ist geglückt. Wie kommt es, dass praktisch jeder private Handynummern im Internet finden kann? Und E-Mail-Adressen und Adressen. Obwohl wir die nirgends veröffentlicht haben. Oliver Klein, unser Experte für die Online-Recherche, der erklärt uns das. Wie er das macht? Hier in einer Stunde in der FFH Nachmittagsshow. Also, nur falls Sie Lust haben, Sie könnten ja einfach mal CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer anrufen auf ihrem privaten Handy. Wäre doch spannend, oder? Die Nummer finden Sie im Internet. Ganz legal. Ohne Hacken. Wir von hetradio.ffh haben ohne Probleme Dutzende Telefonnummern, E-Mail-Adressen und so weiter von privaten Accounts, von Spitzenpolitikern, Sportlern, von Schauspielern, Musikern herausgefunden. Und vor einer Stunde auch testweise die von Studentin Anahita aus Offenbach. So, jetzt fragen sich natürlich alle Hessen, wie geht das? Wie macht man das? Oliver Klein, du bist unser Experte für Online-Recherche. Wie müssen wir uns das vorstellen? Wie funktioniert das? Das funktioniert mit speziellen Online-Tools aus den USA. Die werden normalerweise von Headhuntern genutzt, also von Leuten, die Mitarbeiter für Unternehmen suchen. Da gibt es eine ganze Reihe von Suchmaschinen und auch Programmen. Die sind in der Regel kostenpflichtig, aber die sind alle völlig legal. Jeder kann die nutzen. Im einfachsten Fall gibst du da einfach einen Namen ein und erfährst mit ein bisschen Glück Handynummer, Mail-Adressen, Nutzernamen, Wohnort und so weiter. Das ist Wahnsinn. Aber wie kommen denn diese Tools, diese speziellen Suchmaschinen an die ganzen Daten von uns? Die arbeiten zum einen wie Suchmaschinen, also die durchforsten das ganze Internet, sammeln alles ein, was sie kriegen können. Aber die kaufen auch Daten von Webseiten zum Beispiel und ganz offenbar auch von Apps. Okay, wie müssen wir uns das vorstellen, zum Beispiel mit den Apps? Also nehmen wir an, du lädst dir eine App runter, dann gibst du oft unfreiwillig Namen, Handynummer, Mail-Adresse, Preis. Und manchmal erlaubst du ja auch der App, dein Telefonbuch auszulesen. Und manche Apps, die verkaufen diese Daten offenbar. Das ist zwar offiziell nicht mehr erlaubt seit einiger Zeit, aber es ist auch ziemlich schwierig, das zu verhindern. Unsere privaten Handynummern, E-Mail-Adressen, Hausadressen sind also oftmal nicht so privat, wie wir immer meinen. Da kann also jeder ganz leicht drankommen. Bei uns im Web und in der App. Da finden Sie zu unserem Datenexperiment alle Infos. Klicken Sie mal rein. Es ist sehr interessant, aber auch sehr erschütternd. Und gruselig. Ja. Schönen Nachmittag mit Felix Möse bei hitradio.ffh