Wirksam oder teurer Trend? - Detox mit Saftkuren
Einige Tage nur von Säften ernähren. Schon länger hält sich der Hype um Saftkuren - aber bringt das was oder verbirgt sich dahinter nur ein teurer Trend? Wir haben bei einer Ernährungswissenschaftlerin nachgefragt und die Fastenkur selbst getestet.
Mehrere Tage lang nichts essen - der Nährstoffbedarf wird nur mit speziell gepressten Obst- und Gemüsesäften gedeckt. Diese kann man sich entweder selbst aus frischen Zutaten pressen oder als fertige Pakete bei verschiedenen Online-Anbietern kaufen. Viele Influencer bewerben solche Saftkuren als gesunden Detox, um einen Neustart für den Körper zu schaffen oder abzunehmen.
Aber ist das Fasten mit Obst- und Gemüsesäften wirklich wirksam? Kann man den Körper damit entgiften und erfolgreich abnehmen? Oder quält man sich umsonst durch die Fastentage und ist danach mehr Geld als Kilos los? Wir haben Ernährungswissenschaftlerin Mareike Witt gefragt und FFH-Reporter Colin Mahnke hat die Kur selber ausprobiert.
Ist eine Saftkur überhaupt wirksam?
Wer seinen Lebensstil verändern und sich bewusster ernähren will, für den kann eine Saftkur der Reset-Knopf sein. Ob eine Saftkur wirklich entschlackend wirkt, ist jedoch wissenschaftlich nicht ausreichend belegt! Das bestätigt auch Ernährungswissenschaftler Mareike Witt.
Aber wenn man die Kalorienanzahl herunterfahre, könne die Zellreinigung - auch Autophagie genannt - angekurbelt werden. Durch Saftkuren oder das klassische Heilfasten könne das erreicht werden.
Wer eine Saftkur starten möchte, sollte sich vorher überlegen, ob man die Säfte alle selber pressen möchte, oder auf vorgepackte Pakete von Online-Anbietern zurückgreift. Hier bekommt ihr die Säfte bequem nach Hause geschickt. Das hat allerdings seinen Preis. Unser Kollege Colin Mahnke aus der FFH-Redaktion hat 90 Euro für drei Tage Saftkur hingeblättert.
Wofür ist eine Saftkur gut?
Mareike Witt erklärt, eine Saftkur könne helfen zurück zu einem bewussten Körper- und Hungergefühl zu kommen: "Wir in der westlichen Welt wissen gar nicht mehr was Hunger eigentlich bedeutet, da wir jederzeit Zugang zu Essen haben.". Der Verzicht auf feste Nahrung könne also helfen zu spüren: Wann habe ich eigentlich wirklich Hunger?
Allein zum Abnehmen eignet sich eine Saftkur aber nicht - zumindest nicht dauerhaft. Man verliere zwar an Gewicht, das liege aber vor allem daran, dass sich der Körper entwässert und sich der Darm entleert. Wenn man nach der Saftkur wieder esse wie zuvor, werde man das Gewicht schnell wieder zunehmen - der klassische JoJo-Effekt.
Was sollte ich bei einer Saftkur zu mir nehmen?
Bei einer Saftkur wird auf feste Nahrung verzichtet und nur Säfte getrunken. Dabei solle man nach Mareike Witt darauf achten, nicht nur Fruchtsäfte zu trinken, weil sie einen hohen Zuckergehalt haben. Auch auf Gemüsesäfte solle man bei der Kur setzen. Obst und Gemüse kann man auch kombinieren, um leckere Säfte zu zaubern. Witt schlägt zum Beispiel eine Mischung aus Apfel und Rote Beete vor.
Diese Obstsorten sind besonders gut zum Abnehmen geeignet.
Außerdem empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin, die Säfte selbstzupressen, wenn man einen Entsafter besitzt. Das ist zwar ziemlich zeitaufwendig, doch, wenn man die Säfte selbst zubereite, seien sie außerdem frisch und haben einen höheren Vitamingehalt als die gekauften Säfte. Kauft man die Säfte selbst, solle man darauf achten, Direktsäfte zu kaufen, da sie keine Zuckerzusätze enthalten.
Außerdem wichtig: Weiterhin genug Wasser trinken! Den Flüssigkeitsbedarf könnt ihr nicht allein durch Säfte decken. Zwei bis zweieinhalb Liter empfiehlt Witt.
Wie lange sollte ich eine Saftkur durchziehen?
Laut Witt aktiviert sich die Zellreinigung aktiviere sich durch eine verringerte Kalorienzufuhr erst nach 12 bis 16 Stunden und dauere dann auch mindestens 72 Stunden. Eine Saftkur solle man also mindestens drei bis vier Tage durchhalten, wer es schafft auch bis zu sieben Tage. Dann komme der Körper erst richtig in den Zellreinigungsprozess rein.
Doch auch nach der Saftkur könne man beibehalten, einen frisch gepressten Saft als Snack zwischendurch zu trinken.
Wie geht es einem während einer Saftkur? Unser Kollege hat's ausprobiert!
Einen Neustart für ein besseres Körpergefühl und mehr Ausgeglichenheit wollte auch Colin Mahnke aus der FFH-Redaktion wagen und hat deshalb drei Tage lang eine Saftkur getestet. Davor hatte er aber einige Bedenken: Was macht das mit mir? Habe ich genug Energie für meinen Alltag? Und wird mein Bauch den ganzen Tag knurren?
Aber er erzählt: "Es ist zu schaffen!" Der erste Tag sei zwar eine Umstellung, weil einem bewusst werde, wie sehr man die kleinen Genüsse im Alltag liebt. Vor allem durch den Kaffee-Entzug hatte Colin am ersten Tag mit Kopfschmerzen zu kämpfen.
Ist der erste Tag geschafft, komme man aber schnell in einen Rhythmus und man fühle sich wunderbar leicht. Außerdem lerne man sein Essen wieder zu schätzen. Zwei Kilo hat er währenddessen automatisch verloren und seit seiner Saftkur vor ein paar Wochen bisher nicht wieder zugenommen.
Wer sollte keine Saftkur machen?
Für manche Personengruppen sind Saftkuren ungeeignet. Dazu gehören:
- Schwangere und stillende Mütter: Säfte allein können in dieser Zeit den erhöhten Bedarf an Vitaminen und Mineralien nicht decken. Ein Mangel an Nährstoffen kann sich dabei negativ auf die Entwicklung des Kindes oder die Milchproduktion auswirken.
- Menschen, die an einer Essstörung leiden oder in der Vergangenheit gelitten haben: Die sehr geringe Kalorienzufuhr und das restriktive Essverhalten während einer Saftkur kann Essstörungen triggern oder verschlimmern.
- Menschen mit Diabetes Typ I oder II sollten vor einer Saftkur einen Arzt konsultieren.
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