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> Energiepreise fallen in Hessen: Jetzt Geld sparen
21.09.2023, 15:16 Uhr
Strom-, Gas- & Spritpreise -
So spart ihr jetzt Geld
© dpa
Hohe Energiepreise haben vielen von uns zuletzt Kopfschmerzen bereitet. Nun scheint sich der Trend zu wenden. Welcher Handlungsbedarf besteht da für uns als Verbraucher?
Diese Nachricht hört man auch selten: die Energiepreise fallen. Nachdem sie im letzten Jahr wegen des Kriegs in der Ukraine in die Höhe geschossen waren, flattern jetzt plötzlich vielen von uns Schreiben der Energieversorger ins Haus, dass Strom und Gas ab 1. Oktober billiger werden. Was heißt das für uns? Und warum steigen die Spritpreise im Vergleich wieder an?
Nicole Hensel von der Verbraucherzentrale Hessen weiß, was es mit den niedrigen Energiekosten auf sich hat und wieso Vergleichsportale erst mal mit Vorsicht zu genießen sind.
Wie entwickelt sich der Energiepreis?
Wenn Energieversorger wie die Mainova in Frankfurt oder die ESWE in Wiesbaden jetzt ankündigen: "Wir machen Strom und Gas wieder billiger", ist das dann eine generelle Entwarnung? Oder kommt schon bald die nächste Erhöhung?
Können wir uns jetzt über eine große Preissenkung freuen?
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Ja, es zeigt auf jeden Fall, dass es in eine gute Richtung geht für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Wir hatten letztes Jahr ein Ausnahmejahr mit sehr hohen Preisen. Deswegen würde ich von einer Preissenkung eher indirekt sprechen. Wir müssen einfach überlegen, vor zwei Jahren haben wir ca. 7 Cent die Kilowattstunde für Gas bezahlt. Und letztendlich müssen Verbraucherinnen und Verbraucher momentan trotzdem noch mit einer Verdopplung zurechtkommen, wenn man den Vergleich von vor zwei Jahren sieht.
Welche Preisentwicklung erwartet uns in der Zukunft?
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Wir haben leider keine Glaskugel. Langfristig gesehen haben wir schon das Gefühl, dass die Strompreise sich um die 35 Cent einpendeln würden. Irgendwann im Bereich Gas ist da derzeit keine Vorhersage möglich, sage ich Ihnen ganz ehrlich. Die Gasspeicher sind voll, aber wir wissen jetzt auch nicht, wie der Winter wird. Wenn wir einen sehr kalten Winter haben, dann müssen wir alle viel heizen. Ich denke, dass viele Menschen hier in Hessen schauen müssen, dass sie sparen können, damit sie das bezahlen können.
Vergleichsportalen nicht blind vertrauen
Auch wenn Anbieter jetzt die Preise senken, lässt sich manchmal mit einem Anbieterwechsel trotzdem noch Geld sparen. Worauf man dabei achten sollte und warum Vergleichsportale mit Vorsicht zu genießen sind.
Das sind übliche Vertragslaufzeiten
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Momentan werden Verträge angeboten mit einer Jahresvertragslaufzeit von einem Jahr von den meisten Anbietern. Das halten wir für realistisch, verbunden mit einer Preisgarantie. Von vielen Grundversorgern werden Sondertarife im Bereich 10 Cent angeboten. Wir denken, das ist jetzt momentan wirklich ein ganz guter Preis und da kann man durchaus eine Vertragslaufzeit von einem Jahr eingehen.
Das sagt die Expertin zu Vergleichsportalen:
Was tun, wenn man Rechnungen nicht bezahlen kann
Auch wenn die Preise etwas sinken, so sind die Belastungen trotzdem noch hoch. Einige Menschen können sogar ihre Strom- oder Gasrechnung gar nicht mehr bezahlen. Wie kann die Verbraucherzentrale da helfen?
Über das Projekt "Hessen bekämpft Energiesperren"
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Ja, wir haben bei uns bei der Verbraucherzentrale das Projekt Hessen bekämpft Energiesperren. An uns können sich Verbraucherinnen und Verbraucher aus Hessen wenden. Wir versuchen dann eine Lösung zusammen mit den Anbietern zu finden. Das klappt sehr gut. Ich muss wirklich sagen, hier in Hessen sind alle Grundversorger sehr kooperativ und wir versuchen immer gemeinsam eine Lösung zu finden, um Sperren, Energiesperren hier in Hessen zu verhindern.
Eigeninitiative ist ein wichtiger Bestandteil
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Wir schauen uns die Unterlagen an, wir melden uns bei dem jeweiligen Energieversorger, sagen derjenige kümmert sich, das ist nämlich das Allerwichtigste. Wenn ich merke, dass ich meine Energierechnung nicht bezahlen kann, ist es wichtig sich zu kümmern und bloß nicht einfach nichts machen. Dann gehen die Dinge ihren Lauf und es kommt irgendwann zu einer Sperre. Die Energieversorger sind nach unserer Ansicht hier wirklich in Hessen sehr kooperativ. Sie möchten nicht gerne sperren und bieten auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern gute Lösungen an, in Form von Ratenzahlungen zum Beispiel. Damit werden sehr viele Sperren in Hessen verhindert.
Energiediscounter - Was ist das?
Energiediscounter: Ein ziemlich neuer Begriff, wenn wir auf der Suche sind nach günstigen Strom- und Gasanbietern. Klingt erstmal nach günstig, günstig, günstig. Aber ist das auch gut?
"Am besten auch mal beim örtlichen Stromanbieter nach besseren Tarifen fragen."
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Ich finde, das sind Unternehmen, die ihre Energie anhand der aktuellen Börsenpreise beziehen. Und wenn die Preise an der Börse wahnsinnig steigen, was wir vor zwei Jahren hatten, dann ist es schwierig für die Anbieter, die Vertragskonditionen einzuhalten. Und wir hatten einfach die Situation, dass dann viele ihre Preise erhöht hatten, trotz Preisgarantie, was natürlich absolut nicht in Ordnung ist. Da haben wir als Verbraucherzentrale uns auch massiv eingesetzt. Und auch die Gerichte haben entschieden, dass solch ein Verhalten nicht in Ordnung ist. Und mit diesem Risiko muss man bei den Energiediscountern einfach umgehen, wissen, worauf man sich einlässt, dass man dann vielleicht in so eine Situation kommen könnte, dass die Preise wieder erhöht werden, ich eine Mitteilung bekomme. Ich habe dann zwar ein Sonderkündigungsrecht, aber da gab es auch viele Probleme mit der Erreichbarkeit von Energieversorgern. Insofern ist das natürlich eine Möglichkeit, Geld zu sparen derzeit. Aber man muss selber genau überlegen, auf welche Vertragsverhältnisse und welchen Kundenservice man auch Wert legt.
Unbeliebte Nachzahlungen
Ein weiteres Problem ist: Auch wenn Strom und Gas etwas günstiger werden: Auf einige von uns kommen erstmal fette Nachzahlungen zu. Warum? Und wie können wir uns vor bösen Überraschungen schützen?
"Zählerstände wurden zu niedrig geschätzt."
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Während der Pandemie konnten die Netzbetreiber oft die Zählerstände nicht ablesen, weil sie nicht in die Häuser rein durften. In solchen Fällen werden Zählerstände geschätzt. Und wir haben jetzt die Problematik, dass da oftmals zu niedrig geschätzt wurde. Jetzt wird richtig abgelesen und es kommt ein sehr hoher Verbrauch zutage. Das heißt, man bezahlt dieses Jahr den Verbrauch noch vom letzten Jahr mit. Es entstehen dadurch sehr hohe Nachzahlungen, manchmal über 1000 Euro. Das belastet die Menschen sehr. Und in solchen Fällen geben wir wirklich den Hinweis, wenden Sie sich an Ihren Energieversorger. Er ist bestimmt bereit, mit Ihnen eine gute Lösung zu finden.
Regelmäßiges Fotografieren des Zählers kann helfen:
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Generell empfehlen wir sowieso jedem regelmäßig ein Foto vom Zählerstand zu machen, sei es der Gaszähler oder der Stromzähler und die Jahresabrechnung einfach zu kontrollieren. Da steht drauf, wenn geschätzt wurde und wenn das nicht stimmt, ist es wirklich angebracht, den Energieversorger zu informieren, damit eine richtige Rechnung erstellt werden kann.
Warum steigen die Spritpreise weiter?
Anders als bei Strom und Gas steigen die Spritpreise derzeit weiter. Oliver Reidegeld vom ADAC Hessen kennt die Gründe.
Verbraucher zahlen schon seit Monaten zu viel
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Das ist zum einen der Rohölpreis, der ist seit vielen Monaten Höchststand. Aber was wir natürlich auch betrachten müssen, die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland, die zahlen schon seit Monaten aus unserer Sicht viel zu viel für die Kraftstoffe an den Zapfsäulen. Ja, nicht nur aus ihrer, sondern auch aus meiner Sicht. Aber mal ganz kurz für Laien, warum ist Diesel gerade fast so teuer wie Benzin? Da spielt natürlich immer noch der Krieg in der Ukraine eine Rolle, weil wir eine sehr hohe Ölnachfrage haben. Es beginnt jetzt auch wieder die Heizsaison, das heißt viele Verbraucher auch hier in Deutschland, die füllen wieder ihre Heizkessel, sofern sie denn eine Ölheizung betreiben. Aber damit wird Diesel fahren ja eigentlich immer uninteressanter. Wir müssen natürlich sagen, dass der Steuervorteil von Diesel, den es ja nach wie vor gibt, dass der im Moment an den Zapfsäulen weg ist. Aber trotzdem, Dieselfahrzeuge sind ja im Vergleich zu einem gleichwertig ausgestatteten Verbrenner immer noch sparsamer unterwegs. Das heißt also, je mehr ich fahre, desto mehr rechnet sich auch ein Dieselfahrzeug nach wie vor. Wobei, du hast natürlich auch höhere Anschaffungskosten und du hast höhere Steuern. Also das kommt natürlich auch noch mit dazu. Genau, letztendlich muss man da mit spitzer Fehler wirklich rechnen. Also wie hoch ist meine Fahrleistung im Jahr? Und das muss ich dann entsprechend, was den Verbrauch betrifft, runterrechnen.
Tipp: Möglichst nicht auf der Autobahn tanken
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Selbst wenn es um eine Ersparnis von 2, 3 Cent geht, es kreiert eine Konkurrenzsituation unter den Tankstellen. Das kommt den freien Tankstellen, die es gibt, noch eine besondere Bedeutung zu. Weil die in der Regel immer etwas günstiger sind als die Markenketten. Wovon ich auf jeden Fall abrate, ist, an der Autobahn zu tanken. Wenn ich unterwegs bin, auf der Durchreise, dann sollte ich immer abfahren. Wir haben Preisunterschiede festgestellt zwischen Autobahnraststätte und Tankstelle im Ort und Tankstelle. Also 70 Cent pro Liter.
"Wir sehen da schon noch deutliches Einsparpotenzial an der Zapfsäule"
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Ja, ich glaube, die können sich nicht beschweren, auch wenn man mal einen Blick auf die Aktienkurse wirft. Also ist es so, um das jetzt mal runterzubrechen, wir sehen da schon noch deutliches Einsparpotenzial an der Zapfsäule, vor allen Dingen was den Dieselpreis betrifft. Okay, jetzt ist es trotzdem in den letzten Wochen enorm hochgegangen. Wie geht das weiter? Geht das weiter nach oben? Es steht natürlich zu befürchten, dass die Preise vereinzelt auch noch auf die 2-Euro-Marke zusteuern. Aber letztendlich ist das Spekulation. Wir müssen da gerade was den Rohölpreis betrifft natürlich auch immer die weltpolitische Lage im Blick behalten. Kann natürlich sein, dass die Preise jetzt tatsächlich noch mal ein bisschen hochgehen, dass die Verbraucher sich da drauf einstellen müssen. Haben Sie denn den Eindruck, dass die Deutschen bei so hohen Spritpreisen weniger Auto fahren? Nein, also das haben wir nicht. Die Fahrleistungen, die bleiben annähernd gleich, gerade auch was den Pendelverkehr betrifft. Wir haben natürlich Effekte jetzt auch vom 49-Euro-Ticket, was es jetzt gibt, wo eben doch einige Pendler dann umgestiegen sind. Aber es ist nicht so, dass jetzt in Deutschland weniger Auto gefahren wird. Das sieht man ja auch an den Zulassungszahlen, die von Jahr zu Jahr weiter hochgehen. Es ist schlicht und ergreifend, gerade wenn Sie im ländlichen Raum gucken, eine Notwendigkeit, um zum Beispiel zur Arbeit zu kommen, um größere Einkäufe zu erledigen.