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> Schlaganfall erkennen: Welche Symptome und was tun?
14.11.2023, 05:00 Uhr
Welche Symptome und was tun? -
Bei Schlaganfall zählt jede Sekunde
Das Simone Lieberknecht, die Ehefrau von Darmstadt 98-Trainer Torsten Lieberknecht, vor einigen Tagen mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, hat viele Menschen für das Thema sensibilisiert. Darum klären wir: Wie erkenne ich eigentlich einen Schlaganfall? Welche Symptome gibt es und was muss ich tun?
Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet – meistens, weil ein Blutgerinnsel ein Gefäß verstopft. Rund 270.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall, knapp 200.000 davon zum ersten Mal. Betroffen sind vor allem ältere Menschen ab 60 Jahren. Aber: Im Schnitt erleiden auch rund 30.000 Menschen unter 55 Jahren einen Schlaganfall - darunter mindestens 300 Kinder jährlich. Die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher.
Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache
Ein Jahr nach dem Schlaganfall bleiben rund 60 Prozent der Patienten auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen. Der Schlaganfall ist damit der häufigste Grund für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter. Mit 15 Prozent aller Todesfälle ist der Schlaganfall nach Herzinfarkt und Krebs die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.
Nach einem Schlaganfall muss so schnell wie möglich gehandelt werden.
So erkennt ihr einen Schlaganfall:
Es gibt klassische Anzeichen, um einen Schlaganfall zu erkennen. Dazu könnt ihr euch das Wort "FAST" merken.
F wie Face (also: Gesicht)
Eine plötzlich auftretende Lähmung im Gesicht ist ein klassisches Anzeichen für einen Schlaganfall. Speziell ein hängender Mundwinkel und damit auch ein schiefes Grinsen sind auffällig.
A wie Arm
Die Lähmung taucht meistens einseitig auf. Das kann Bein, Fuß, Arm oder auch eine Hand betreffen. Wichtig: Es können mehrere Regionen gleichzeitig gelähmt sein.
S wie Speech (also: Sprache)
Auffälligkeiten in der Sprache sind ebenso ein Indiz: Verwaschene Aussprache, zusammenhangslose Satzteile oder sogar vollständiger Sprachverlust. Bitte die betroffene Person einen einfachen Satz nachzusprechen, um dies zu beurteilen. Es kann auch sein, dass die betroffene Person Schwierigkeiten hat, dich zu verstehen.
T wie Time (also: Zeit)
Je früher du die Anzeichen erkennst und den Notruf wählst, desto bessere Chancen hat die betroffene Person. Rufe sofort bei Verdacht die 112 an!
S wie Sehstörungen
Ein Schlaganfall kann auch zu einseitigem Erblinden, Doppelbildern oder verschwommenem Sehen führen.
Wie erkennt man einen Schlaganfall?
Nadine Hunting von der Deutschen Schlaganfall-Hilfe
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Also mit dem sogenannten FAST-Test lässt sich der Verdacht auf einen Schlaganfall ganz schnell und einfach überprüfen. Die Abkürzung FAST steht für die englischen Begriffe Phase, Arms, Speech und Time. Und jedes Wort ist dann mit einer kleinen Aufgabe bzw. Frage verbunden, mit der man dann den Verdacht auf einen Schlaganfall überprüfen kann. Das können wir gerade gerne einmal kurz durchgehen. Also Phase? Genau, steht für Gesicht. Da bitten wir die Person dann zu lächeln. Wenn dabei das Gesicht einseitig verzogen ist oder auch ein Mundwinkel herunterhängt, dann deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin. A steht für Arms, also Arme. Da bitten wir die Person dann beide Arme nach vorne zu strecken. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gleichzeitig gehoben werden. Ein Arm sinkt oder dreht sich. F steht für Speech, also Sprache. Da lassen wir die Person dann einen ganz einfachen Satz nachsprechen, wie zum Beispiel, ich gehe zum Bäcker. Wenn die Person dann nicht dazu in der Lage ist oder die Stimme verwaschen klingt, Wörter oder Silben vertauscht werden, dann liegt vermutlich eine Sprachstörung vor. Und T steht für Time, also auf Deutsch heißt das Zeit. Ab jetzt zählt jede Minute, also dann sollte man unverzüglich den Rettungsdienst alarmieren. Es reicht schon, wenn einer dieser Tests nicht erfüllt werden kann. F, A oder S. Richtig.
Immer mehr Jüngere sind betroffen:
30.000 unter 50 Jährige sind inzwischen pro Jahr bei uns in Deutschland betroffen. Und das werden immer mehr.
Ein Grund dafür ist, dass junge Menschen zunehmend ungesund leben. Sich nicht ausgewogen ernähren, viel Fett essen, rauchen, sich zu wenig bewegen. Das führt zum Beispiel zu Bluthochdruck oder Diabetes im jungen Alter – und das steigert wiederum das Risiko für einen Schlaganfall.
Es gibt prominente Beispiele für junge Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Emilia Clarke zum Beispiel, Game Of Thrones Schauspielerin, hatte mit 24 Jahren einen! Und auch Schlagersängerin Michelle, mit 31 Jahren.
Mirjam Müller aus Kronberg hatte mit 34 Jahren einen Schlaganfall. Sie hat bei FFH erzählt, wie sie den Moment erlebt hat:
So hat Mirjam den Schlaganfall erlebt
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Genau, also ich hab noch gemerkt, dass mir schwindelig ist und der Körper schwach war, also keine Kraft in den Muskeln, also erschlafft war. Und die Sprache hat meinen Körper ein bisschen veräppelt. Bei mir ist es gar nicht aufgefallen. Das hat damit zu tun, dass man oft seine Stimme, wenn man selber hört, gar nicht erkennt oder gar nicht so auffällt, wenn Fehler drin sind. Okay, und dann, wie haben deine Freundinnen, mit denen du auf Ibiza warst, was haben die gemacht? Die sind sofort mit mir ins Krankenhaus gefahren. Die haben die Situation erkannt? Genau. Meine Freundin hat auch gesagt, es war wie beim Opa, der hat auch die Sprache verloren, der Körper war erschlafft, also die hat nicht richtig reagiert. Das heißt aber auch, du musstest dich, wenn du jetzt sagst, Sprache verloren und so, du musstest dich komplett zurück ins Leben kämpfen, oder? Genau, also meine linke Seite war gelähmt und auch die Sprache war weg. Krass. Und auch das Laufen, Bewegung mit dem Arm. Laufen auch? Ja. Puh, das Ganze ist jetzt zehn Jahre her, wie geht's dir heute? Wunderbar, würde ich sagen. Natürlich mit Anstrengungen, aber an die Anstrengungen habe ich mich gewöhnt. Sprache natürlich funktioniert manchmal, also dass mir Wörter fehlen, die ich nicht aussprechen kann. Abends merke ich schon, meine Zunge müde wird oder der Mund nicht so gut funktioniert wie am Morgen. Wie merkst du das mit Armen und Beinen und so? Ich habe einen Gehfehler, würde ich sagen. Okay. Ich kann wieder Auto fahren, ich habe gelernt mit der Bildernfahrschule. Zum Glück, würde ich sagen, ist bei mir die linke Seite. Ich muss an der Automatik fahren und ich habe so einen Knauf am Lenkrad zum Lenken und wunderbar, ich kann mich wieder frei bewegen.
An diesen Folgen leidet Mirjam
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Genau. Also war wichtig die Sprache natürlich zu beherrschen. Also mit Englisch wirklich habe ich meine Probleme. Und auch mein Gleichgewicht. Also das merke ich ganz stark, dass ich so viele Dinge nicht mehr machen kann. Ja. Dein Leben hat sich also im Prinzip vor zehn Jahren einmal komplett auf links gedreht. Ja. Von einem auf den anderen Moment. Ja, aber was toll ist, dass es wieder geschafft hat und das war auch wichtig, dass ich eben wieder so eher nervig mache für die Schlaggafferhilfe, weil die Selbsthelfgruppe war immer 60 plus. Ja. Und die waren natürlich bei Anderem im Leben als ich mit 34. Ja, ja klar. Die machen immer einen Austausch alle zwei Jahre, einen Erfahrungsaustausch mit jungen Menschen. Und da habe ich Kontakt gehabt mit Leuten, die mein Alter sind. Mhm. Miriam, gibt es irgendwas, was du vielleicht Menschen, die Ähnliches erlebt haben und die sich noch nicht so zurückgekämpft haben wie du, möchtest du denen irgendwas mit auf den Weg geben? Ja, also ganz wichtig an sich glauben und nicht aufgeben. Wichtig ist, dass man immer weiterkennt. Je mehr man davon hört und wie jetzt auch deine Freundinnen, guck mal, die haben gesehen, okay, mit der stimmt was nicht, sofort ins Krankenhaus. Je schneller man handelt und merkt, da könnte was sein, umso besser sind ja dann auch letztendlich die Chancen. So gesehen kann man eigentlich nicht oft genug darüber sprechen, ne? Genau. Respekt für deine Kraft und wir wünschen dir weiter ganz viel davon, okay? Ja, danke.