Den eigenen Öko-Strom erzeugen - Alles über Balkonkraftwerke
Klingt einfach gut: Kaufen, aufhängen, einstecken – und sparen. Aber stimmt das auch? Alles über das eigene Solarkraftwerk am Balkon, und worauf ihr achten müsst.
Die Sonne scheint, der Kühlschrank kühlt – und am Stromzähler bewegt sich nichts, was Geld kostet. Diesen schönen Traum erfüllen sich immer mehr Menschen. Das wird auch immer günstiger und einfacher. Aber es gibt auch ein paar Tücken. Die Stiftung Warentest hat acht verschiedene Balkonkraftwerksanlagen getestet - nur eine bekam das Gesamturteil "gut", gleich drei fielen mit "mangelhaft" ganz durch.
Dabei sind die Stärken und Schwächen der getesteten Geräte gut verteilt. Die drei Durchgefallenen waren zum Beispiel im Bereich Stromerzeugung durchaus gut, sogar besser als der Sieger - aber ihre Wechselrichter (die Geräte, die aus dem Gleichstrom der Solarpaneele unseren geliebten 220-Volt-Wechselstrom machen) störten das W-Lan oder andere Funksignale. Blöd.
Wohin damit?
Im Osten geht die Sonne auf, im Süden ist ihr Mittagslauf, usw.. Wer einen Balkon hat, der ungefähr nach Süden freien Blick auf das Zentralgestirn genießt, kann deutlich mehr Strom erzeugen, als ein Balkon nach Nordosten. Auch der Winkel, in dem sich die Panels zum Himmel neigen, ist ganz wichtig. Liegen die Elemente flach auf dem Dach oder hängen genau senkrecht am Balkon, leidet die Ausbeute deutlich. Nicht jede angebotene Befestigung der einzelnen Hersteller erlaubt das optimale Schrägstellen.
Überhaupt ist Schatten ein echter Leistungskiller. Laub, Saharastaub oder Vogelkot - ab und zu reinigen hilft. Beim Test der Stiftung sorgte ein Viertel Abdeckung der Panels schon für knapp 50% weniger Leistung. Liegen sie nur zur Hälfte im Dunkeln, kommt schon gar kein Strom mehr.
Was kostet der Spaß?
Ab circa 400 Euro gibt es Anlagen zu kaufen. Dabei sind wie immer die teuersten nicht unbedingt die besten, Testsieger war die mit 505 Euro im Schnitt billigste der getesteten Anlagen. Laut Stiftung Warentest sind die Preise seit dem Testgeräteeinkauf auch bereits gefallen. Vergleichen lohnt sich.
Was kann man sparen?
Wenn draußen die Sonne scheint und das Balkonkraftwerk die 600, jetzt neu sogar 800 Watt liefert, sind Router (15 Watt*), Fernseher (80 Watt) Kühlschrank (25 Watt) und vielleicht ein Ventilator (30 Watt) schon locker versorgt, und man kann noch umsonst zum Beispiel den E-Bike-Akku (150 Watt) laden und auf dem Laptop (40 Watt) arbeiten.
Sparen kann man je nach Ausrichtung, Lage und Sonnenstunden so, dass laut Stiftung Warentest die Investition nach fünf bis acht Jahren wieder drin ist. Die Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft bietet auf ihrer Homepage einen "Stecker-Solar-Simulator" an, der beim Ausrechnen hilft.
*die Wattangaben sind Durchschnittswerte – ohne Gewähr.
Was wird gebraucht?
So eine Komplettanlage bringt eigentlich alles mit. Die Panels oder Paneele (englisch mit einem, deutsch mit zwei E, beides richtig), den Wechselrichter, das Befestigungsmaterial. Bei manchen Anbietern gibt es für verschiedene Montageorte verschiedene Versionen. Drauf achten, dass sich der Anstellwinkel zur Sonne einstellen lässt, wenn die Panels nur senkrecht hängen, lässt die Leistung deutlich nach.
Zum Montieren sollte man drei Leute am Start haben, die Paneele sind nicht ganz leicht und kaputt, wenn sie runter fallen. Dann nur noch den Stecker in eine Steckdose in deinem Wohnungstromkreis - läuft. Wie gut, also ob und wieviel Strom erzeugt wird, zeigt dann bei vielen Geräten eine App für dein Smartphone an.
Wen muss ich fragen?
Bevor du dein Balkonkraftwerk montierst, musst du als Mieter den Vermieter, als Eigentümer ggf. die Eigentümergemeinschaft um Erlaubnis fragen. Ablehnen dürfen die das aber nur in Ausnahmefällen.
Dann muss (noch) der Netzbetreiber informiert werden. (Achtung: Das ist nicht unbedingt dein Energieanbieter, davon gibt's viele – Netzbetreiber immer nur einen. Wer das ist, steht normalerweise auf deiner Stromrechnung. Wie man das rauskriegt, steht hier. Der Netzbetreiber tauscht dann auch den alten Stromzähler gegen einen neuen, digitalen aus. Sobald das Solarpaket 2 gilt, muss der Netzbetreiber nicht mehr informiert werden, dann reicht die ebenfalls erforderliche Eintragung ins sogenannte Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur.
Wie hoch darf ich?
Balkonkraftwerke gelten nicht als Bauprodukte, weil sie nicht als "dauerhaft mit dem Gebäude verbaut" sind. Das bedeutet: In welchem Stockwerk die Anlage am Geländer hängt, ist egal.
Versicherung?
In neu abgeschlossenen Hausratversicherungen müssen Balkon-Solaranlagen automatisch mitversichert sein. Das sollte auch für ältere Verträge gelten, zur Sicherheit bei der Versicherung nachfragen.
Gibt's Zuschuss oder noch Geld raus?
Zuschüsse zum eigenen Kraftwerk gibt es zur Zeit nicht vom Bund und nicht vom Land Hessen. Aber manche Städte und Gemeinden unterstützen Balkon-Solaranlagen. Mal bei deiner Stadt fragen.
Alte Stromzähler laufen rückwärts, wenn man mit seinem Balkonkraftwerk mehr erzeugt als gerade verbraucht wird. Das ist zwar eigentlich verboten, wird aber mit dem neuen Gesetz übergangsweise geduldet. Der Betreiber der Messstelle wird den Stromzähler durch einen neuen, digitalen ersetzen. Dann geht der Strom, den man mehr erzeugt als verbraucht, ungezählt und unbezahlt ins Netz. Wann und wie schnell der Stromzähler von deinem Anbieter ausgetauscht wird? Unterschiedlich. Im Gesetz wird eine Frist von vier Monaten genannt.
Es gibt auch Batterien, in denen man den Strom, den man nicht verschenken will, selbst speichert. Die sind jedoch zur Zeit noch so leistungsarm und teuer, dass sich die Anschaffung nach Meinung der Stiftung Warentest nicht lohnt.
Der Test von Stiftung Warentest
Im aktuellen test Heft Mai 2024 hat die Stiftung Warentest acht gängige Balkonkraft-Komplettanlagen getestet - von denen gleich mal drei nur ein "mangelhaft erhielten", weil die Wechselrichter nicht ausreichend funkentstört waren.
Der Testsieger und der Drittplazierte sind leider Auslaufmodelle, in unseren Affiliate-Tipps nennen wir zwei ähnliche Modelle vom jeweils gleichen Hersteller.
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