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02.08.2024, 11:53 Uhr
Feuerwehrauto, Wasserrutsche... -
Online Zoll-Auktion mit kuriosen Dingen
© dpa
Versteigerungen beim Zoll können ein Paradies für Schnäppchenjäger sein.
Warum immer auf Kleinanzeigen, eBay, Temu oder Amazon kaufen? Bei den Online Zoll-Auktionen von Bund, Ländern und Gemeinden findet man ebenfalls viele Schätze: ein altes Feuerwehrauto, eine goldene Schallplatte von Deutschrapper Bushido oder ein alter Trabant... Michael Bender vom Hauptzollamt Gießen verrät uns, wo de Dinge herkommen.
Nicht jeder kann von sich behaupten, ein altes Feuerwehrauto oder eine Leichenwagen-Kutsche zu besitzen. Aber: bei den Online Zoll-Auktionen von Bund, Ländern und Gemeinden können immer mal wieder solche verrückten Dinge ersteigert werden – und das für wenig Geld! Wenn man sich sich da durchklickt ist das im Prinzip wie bei eBay – nur mit teils total kuriosen Dingen.
Aber wo kommen diese Dinge eigentlich her und wie kann man bei so einer Auktion mitmachen? FFH-Moderator Stefan Frech hat mit Michael Bender vom Hauptzollamt Gießen gesprochen.
Michael Bender vom Hauptzollamt Gießen.
Das wird bei der Zoll-Auktion versteigert
Die im Auktionsportal vom Zoll versteigerten Waren stammen aus Beschlagnahmungen, Zwangsvollstreckungen oder den Behörden selbst, die ihre Büros, Fuhrparks etc. modernisieren wollen.
Insgesamt seien es 4.000 Behörden, die Dinge versteigern. Da kommt einiges zusammen, allerdings gibt es Dinge, die nicht versteigert werden dürfen.
"Alles was dem Ansehen des Staates schadet, stelle wir dort nicht ein", sagt Michael Bender vom Zollamt. Das sei der Grundsatz.
So dürfen beispielsweise Plagiate, artengschützte Tiere oder Pflanzen und Zigarretten nicht versteigert werden. Diese Dinge werden überwiegend verbrannt oder für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt, zum Beispiel um an Schulen aufzuklären.
Michael Bender vom Zollamt: Diese Dinge dürfen nicht versteigert werden
Michael Bender vom Zollamt über Dinge, die bei Zoll-Auktionen nicht versteigert werden dürfen.
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Ja, also es gibt so einen Grundsatz, alles was dem Ansehen des Staates schadet, stellen wir dort nicht ein. Und dann haben wir viele Sachen, die verboten oder beschränkt sind, zum Beispiel artengeschützte Tiere oder Pflanzen, die wir zuhauf leider am Flughafen noch aus den Koffern ziehen. Markenfälschung, die die Menschen sich schicken lassen mitbringen, Plagiate, das wird natürlich nicht versteigert. Und schon gar nicht werden unsere, ich werde das wirklich immer mal gefragt, warum wir nicht die Schmuckelzigaretten dort verkaufen, da könnte der Staat doch viel Geld verdienen. Geht natürlich nicht. Und natürlich keine Waffen, bei Waffen ist das tricky, wir hatten in Hamburg, die Staatsanwaltschaft Hamburg, schon seit Anbeginn Kunde bei uns, hat Taschenmesser versteigert. Warum Taschenmesser? Ja, weil man auf dem Kiez, hat der Innensenator in Hamburg, den Kiez zum Sperrgebiet für Waffen erklärt und hat gesagt, und darunter fallen jetzt auch Taschenmesser. Stinknormale Taschenmesser, die man so für so einen Apfel oder so eine Mettwurst dabei hat, hat er zu Waffen erklärt. Und dann hat die Staatsanwaltschaft auf einmal den Keller voll mit diesen Taschenmessern gehabt und hat die versteigert. Und einer deiner Kollegen, pfiffiger Journalist, hat das gesehen und wusste aus Hamburg, das sind doch hier Waffen, es steht überall, man darf das nicht und jetzt versteigert ihr das. Das war so eine Auktion, die haben wir sofort gesperrt, alles raus. Das heißt, all diese Sachen gehen im Endeffekt dann in die thermische Verwertung. Überwiegend wird es verbrannt. Die artenschützenden Tiere oder Füße. Pflanzen, meistens sind es Tiere oder Präparationen von Tieren, die nur unter Ausnahme, weil die nutzen wir für die Öffentlichkeitsarbeit. Also jedes Hauptzimmer hat so einen Keller mit so einem Gruselkabinett, da liegen dann Bärenfälle, Krokodilköpfe, Schlangen in Flaschen und diese Dinge. Und damit gehen wir in Schulen, damit gehen wir nach außen, damit wollen wir warnen die Touristen. Sammelt Eindrücke, aber keine Souvenirs, die dann nachher verboten sind. Schon gar nicht, wenn es um Tierleben geht.
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Bei einer Online-Auktion hat die Stadt Linz ein ausrangiertes Feuerwehrlöschfahrzeug versteigert.
Der Hype um Feuerwehrautos
Stefan Frech brennt für die Feuerwehr. Deshalb hätte er gerne ein Feuerwehrauto. Das ist ein Traum vieler Feuerwehrfans und den kann man sich tatsächlich bei den Zoll-Auktionen verwirklichen.
Wenn gemeinden neue Autos für die Feuerwehr bekommen und die alten aber noch gut erhalten sind, dann landen sie beim Zollamt und werden versteigert.erzählt uns Michael Bender vom Zollamt erzählt, dass die Feuerwehrautos sehr gefragt sind und viele sie zu Wohnmobilen umbauen. "Diese Feuerwehrautos sind eigentlich sehr begehrt, laufen sehr gut und deshalb lassen die Gemeinden auch nicht nach, immer wieder neue einzustellen", sagt er im FFH-Interview.
Michael Bender vom Zollamt: Feuerwerhautos sind sehr gefragt
Michael Bender vom Zollamt über den Hype um alte Feuerwehrautos.
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Also es sind insgesamt 4000 Behörden, die da ihre Dinge versteigern und es sind nur Behörden, die ihre Dinge versteigern. Und jetzt ist natürlich so ein Feuerwehrauto, klar, die Gemeinde XY kriegt ein neues und das alte, naja, wird nicht verschrottet, ist ja auch noch gut, entspricht den Anforderungen nicht mehr und dann wird das zu Geld gemacht. So, jetzt kann man lange warten, bis einer ein Feuerwehrauto sucht, aber über die Zoll-Auktion im weltweiten Web gibt es schon sehr viele Menschen und gerade die Feuerwehrautos sind sehr interessant für viele Menschen, die bauen das um zum Wohnmobil, das ist so ein Hype. Also das trifft ja bei mir voll ins Herz, ich gucke immer nach so einem alten Feuerwehrauto, genauso wie du es gesagt hast, so ein schöner, vielleicht alter Ford Transit, schön umbauen zum kleinen Wohnmobil, Motorrad noch mit hinten rein oder so, aber es ist schwierig, die Dinger sind echt gefragt und die gehen im Preis auch ordentlich hoch. Also da hast du mich schon mal auf den neuesten Stand gebracht, Feuerwehrautos sind begehrt, halten wir mal fest, oder? Ja, diese Feuerwehrautos sind eigentlich sehr begehrt, laufen sehr gut und deshalb lassen die Gemeinden auch nicht nach, immer wieder neue einzustellen.
Eine Kehrmaschine, ein riesen Sack Kondome, ein Lego Star Wars Helm – das sind nur drei von sehr vielen Dingen, die auf der Auktionsseite vom Zoll ersteigert werden können. Stefan will wissen: Was ist das absurdeste, je versteigert wurde.
Michael Bender vom Zollamt erzählt von einigen, kuriosen Dingen. So werden zum Beispiel immer wieder große Küstenschiffe versteigert. In Hessen wurde auch schon mal Fähre oder ein 100 Jahre alter Leichenwagen versteigert.
Eine Top-Versteigerung, an die er sich erinnert, sei ein Lamborghini Aventador für über 270 Tausend Euro gewesen. Ein anderer durfte sich über einen beschlagnahmten Mercedes Lagonda für "nur" 250 Tausend Euro freuen.
Michael Bender vom Zollamt: Absurdes Schiff und Leichenwagen
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Absurd will ich nicht sagen. Es gibt immer so ein paar Highlights. Also immer wieder spannend ist, wenn jetzt große Küstenschiffe versteigert werden. Zum Beispiel, wenn die Küstenwache, die Polizei da so ein riesen 100 Meter langes Schiff da zur Versteigerung bringt. Oder wir hatten hier in Hessen auch mal eine Fähre. Und zwar gibt es da unten am Main solche Fähren, die über Seile von einem Ufer zum anderen gezogen werden. Und das ist dann schon, hatten wir einmal. Ein bisschen kurios war auch ein Leichenwagenkutsche. Also über 100 Jahre alt. Also auch ein Oldtimer, wenn man so will. Im vorletzten Jahrhundert wurden ja die Bestattungen mit Pferden mit Kutschen gemacht. Und so eine Leichenwagenkutsche ließ sich dann versteigern. Erinnerst du dich noch an das jemals teuerste, ersteigerte Teil, was da drin stand? Ja, eine Top-Versteigerung war die Versteigerung von einem Lamborghini Aventador. Der ist seinerzeit auf etwas über 270.000 Euro gekommen. Darunter gab es mal einen Oldtimer Mercedes Lagonda. Der wurde beschlagnahmt, nicht gefändet. Den hat ein Drogenbaron gefahren. Und der wurde im Rahmen der strafrechtlichen Ermittlungen dann abkassiert und versteigert unten in Bayern. Und das Hauptzollamt in Rosenheim hat damals da 250.000 Euro dafür bekommen. Das war lange Zeit das, was am höchsten bezahlt wurde.
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Deutschrapper Bushido während eines Konzerts auf der Bühne.
Goldene Schallplatten von Bushido
An die Goldenen Schallplatten von Musikern kommen Fans sonst nicht so einfach. Bei einer Online Zoll-Auktion wurden vor kurzem aber mehrere goldene Schallplatten von Rapper Bushido versteigert.
Das Finanzamt habe diese bei einem Musikmanager beschlagtnahmt. Die Platten waren wohl sehr beliebt und auch Turnschuhe wurden versteigert, erzählt Michael Bender im Interview.
Michael Bender vom Zollamt: Die goldenen Schallplatten von Rapper Bushido kamen vom Finanzamt
Michael Bender vom Zollamt weiß, wie die goldenen Schallplatten zur Auktion kamen.