Achtung beim Autokauf - So erkennt ihr Tachobetrug
Tachomanipulationen zählen zu den häufigsten Betrügereien auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Und das trotz der EU-Verordnung zum Schutz vor Tachomanipulation von 2017. Laut Polizei und ADAC ist an jedem dritten in Deutschland verkauften Gebrauchtwagen der Tacho manipuliert worden. Das bedeutet allein in Deutschland einen jährlichen Schaden von fast sechs Milliarden Euro. Opfer sind die privaten Gebrauchtwagen-Käufer.
Einen Tacho "zurückdrehen", um ein Auto wertvoller zu machen – oder Leasing-Nachzahlungen zu vermeiden – das geht heute in Sekunden und wird von betrügerischen "Dienstleistern" für kleines Geld angeboten.
Auch bei neuen Autos ist Tachomanipulation mit den richtigen Gerätschaften für Betrüger ein Kinderspiel. Es ist heute mit den elektronischen Kilometerzählern sogar noch einfacher als damals mit den mechanischen. Ein keines Gerät ans Auto angestöpselt – und schwupp werden aus abgefahrenen 150.000 gut eingefahrene 50.000 km Laufleistung.
Darauf solltet ihr achten
Auf den Kilometer genau kann man den Tacho-Betrug nicht feststellen. Aber es gibt viele Hinweise, auf die man achten kann, um einer Manipulation auf die Schliche zu kommen.
1. Das Service-Heft
Überprüft, ob das, was drin steht, plausibel ist. Wenn da schon die 150.000er Inspektion drin steht, hat der Wagen sicher nicht erst 80.000 km. Auch Reparaturrechnungen oder Tankbelege (bei Verwendung einer Tankkarte steht dort der Kilometerstand) können Aufschluss auf den tatsächlichen Kilometerstand geben.
Aber auch da Achtung: Die Betrüger fälschen auch schon mal ganze Hefte, fälschen sogar die Stempel der Autohäuser. Da helfen dann eventuell Anrufe bei den angegebenen Werkstätten.
2. Ölwechselzettel im Motorraum
Ölwechsel werden mit Datum und Kilometerstand auf einem Zettel festgehalten, der im Motorraum befestigt wird. Wenn der Kilometerstand vom letzten Ölwechsel höher ist als der Tacho, ist der Betrüger doof, aber ertappt. Wenn der Zettel fehlt, stellt sich die Frage, warum.
3. Der Fahrzeugbrief
Hat das Auto Vorbesitzer? Wenn ja, müssten diese in der Zulassungsbescheinigung Teil II drinstehen. Auch dort lohnt sich vielleicht mal ein Anruf.
4. TÜV-Berichte
Auch dort sind Datum und Tachostand immer festgehalten.
5. Abgefahrene Reifen
Sagen an sich nichts aus – außer sie sind sehr jung. Zeigt der Reifen mit einem ganz frischen Herstellungsdatum großen Verschleiß, so scheint ein Vielfahrer den Wagen benutzt zu haben. Das Alter der Reifen ergibt sich aus der DOT-Nummer auf der Reifenflanke.
6. Lenkrad, Pedale, Sitze
Sind die Gummibeläge am Kupplungspedal schon durchgetreten? Das Lenkrad stark abgenutzt? Die Sitze verschlissen und durchgesessen? Dann spricht das für eine hohe Laufleistung.
7. Kilometerstand im Kaufvertrag
Im Kaufvertrag sollte nicht der "Kilometerstand wie abgelesen" stehen, sondern eine Angabe über die tatsächliche Laufleistung – daraus lassen sich gegebenenfalls leichter Ansprüche ableiten, wenn etwas nicht stimmt.
Generell gilt aber: Um die Laufleistung eines Fahrzeugs am Verschleiß beurteilen zu können, braucht es technisches Wissen und Erfahrung. Die Fachleute bei TÜV und DEKRA bieten gegen Gebühr einen Check an. Auch die Werkstatt eures Vertrauens kann vielleicht beurteilen, ob Augenschein und Tachostand des Fahrzeugs zusammen passen.
Und bedenkt auch: Die reine Kilometerleistung - auch wenn sie stimmt - ist auch nur ein Hinweis. 50.000 Kilometer mit einem entspannten Fahrer auf Autobahnen im Flachland sind nicht viel. 50.000 Kilometer vollbeladen auf Pass-Straßen im Bergland, mit einem echten Heizer am Steuer sind dagegen ganz schön viel. Der Gesamtzustand des Fahrzeugs ist also - unabhängig vom Tachostand - entscheidend.
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