Platz für Räder und Fußgänger in Hessen: Anwohnerparken wird teurer
Hessens Städte schaffen Platz - Weniger Autos - mehr Räder und Fußgänger
Weniger Platz fürs Auto: In vielen Städten vollzieht sich nach und nach ein Umbau, auch in Hessen. So soll mehr Aufenthaltsqualität entstehen. Ein wichtiger Ansatzpunkt dabei ist die Zahl der Parkplätze.
Pflanzenkübel statt parkender Autos, Sitzbänke statt brausender Durchgangsverkehr: Der Oeder Weg in Frankfurt ist eine von mehreren Straßen, in der die größte hessische Stadt eine Umverteilung von Flächen erprobt.
Mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger
Dem Autoverkehr wurde Platz weggenommen, dafür können Radfahrer sicherer unterwegs sein und Fußgänger ungestörter flanieren. Auch andere große Kommunen in Hessen haben sich auf den Weg gemacht.
In vielen hessischen Kommunen ist das Anwohnerparken deutlich teurer geworden. Grundlage der Erhöhungen ist, dass die zuvor geltende Obergrenze von rund 30 Euro aufgehoben wurde. Kommunen dürfen jetzt selbst entscheiden, was sie von Anwohnern verlangen wollen.
- In Fulda betragen die Gebühren je nach Tarifzone 50 bis 90 Euro pro Jahr, zuvor lagen sie zwischen 15 und 30 Euro.
- Auch Frankfurt plant eine Erhöhung. Die genaue Summe steht noch nicht fest. Bisher waren es 25 Euro pro Jahr.
- In Wiesbaden wird mit den von 11,75 auf 120 Euro pro Jahr erhöhten Gebühren das städtische Schülerticket verbilligt.
- Offenbach erhöhte von 30,70 auf 75 Euro.
- Gießen beobachtet nach eigenen Angaben zunächst die Erfahrungen der anderen Städte.
Ein Überblick über die Parksituation in den vier größten Städten in Hessen:
Parken in Frankfurt
Um den Autoverkehr in die Innenstadt zu drosseln, hat das Verkehrsdezernat der Stadt Frankfurt als einen wichtigen Ansatzpunkt die Zahl der Parkplätze im Blick. In der Frankfurter Innenstadt soll es Parkplätze langfristig nur noch in den Parkhäusern geben. In den umliegenden Wohnbezirken soll es keine kostenlosen Abstellmöglichkeiten mehr geben und das Anwohnerparken wird teurer werden - wie viel genau, steht noch nicht fest.
Straßen werden umgestaltet
Dies komme, wie auch die Umgestaltung von Straßen mit mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger, langfristig allen zugute, sagt der designierte Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) auf Kritik, die an den Maßnahmen immer wieder laut wird. Gebe es weniger Autoverkehr, kämen auch diejenigen besser durch, die auf den Pkw angewiesen seien.
Einzelhandel mit Sorgen
Beim lokalen Einzelhandel gibt es Sorgen, dass Kundschaft ausbleibt, wenn Parkplätze und motorisierter Durchgangsverkehr wegfallen.Mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt sei als Zukunftsperspektive zwingend, sagt dazu der amtierende Dezernent Stefan Majer (Grüne), der im Juli in den Ruhestand gehen wird.
Rot markierte Fahrradwege in Frankfurt
Seit 2019 gestaltet die Stadt Haupt- und Nebenstraßen um. Markante, rot markierte Radwege sind entstanden, auch auf Kosten von Fahrspuren des motorisierten Verkehrs.
Parken in Wiesbaden
Den Autoverkehr zu reduzieren, hat sich auch die Landeshauptstadt Wiesbaden vorgenommen. Tagesgäste mit Auto sollen auch hier nicht im öffentlichen Raum parken, sondern in die Parkhäuser geleitet werden. Die Stadt wolle verpachtete Parkhäuser unter eigene Regie stellen, "um in Sachen Parkraumbewirtschaftung über mehr Steuerungsmöglichkeiten zu verfügen", erklärt ein Sprecher des Verkehrsdezernats.
Anwohnerparken wird teurer
Mehr Platz für Carsharing-Autos soll Anwohnern Anreiz bieten, "den eigenen Pkw abzuschaffen". Sie müssen auch mehr für das Anwohnerparken zahlen. Statt 23,50 Euro sollen nun 240 Euro für zwei Jahre anfallen. Dafür wird das städtische Schülerticket günstiger. Bisher kostenlose Parkplätze werden abgeschafft.
Parken in Kassel
Die Platzaufteilung werde seit längerer Zeit diskutiert und Entscheidungen bisher dann gefällt, wenn konkrete Straßenbauprojekte anlägen, sagt ein Sprecher der Stadt Kassel. Ein systematisches Rückbauprogramm gebe es nicht. Parkplätze würden aber regelmäßig reduziert - wenn etwa Straßen und Plätze umgebaut werden. Dies geschehe dann zugunsten von Radwegen, Abstellanlagen für Fahrräder oder zur Pflanzung von Bäumen.
Parken in Darmstadt
Ein Vorhaben nach dem Vorbild der spanischen Metropole Barcelona hat sich Darmstadt für dieses Jahr vorgenommen: Die südhessische Stadt will einen sogenannten Superblock schaffen, ein autoarmes Quartier, in dem kein Durchgangsverkehr mehr zugelassen ist.
Test in einem Darmstädter Viertel
Das Konzept soll zunächst in einem Viertel erprobt werden, sagt Verkehrsdezernent Michael Kolmer (Grüne): "Straße ist ein sozialer Ort und nicht nur ein Verkehrsraum und Parkplatz." Es soll mehr Raum geben für Sitzgelegenheiten, Begrünung, Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge.
"Superblock" in Darmstadt geplant
Wo genau der "Superblock" entstehen soll, ist noch nicht klar. Jedenfalls soll dies in einem bereits bestehenden Quartier geschehen, nicht in einem Neubaugebiet. Für das Mobilitätskonzept in einem solchen, der autoarmen Lincoln-Siedlung, ist die südhessische Stadt bereits mehrfach ausgezeichnet worden.