SEK-Beamter angeschossen - Mutmaßlicher Reichsbürger in U-Haft
Nach einem Schuss auf einen Polizisten bei einer Razzia im "Reichsbürger"-Milieu ist der Verdächtige in Untersuchungshaft. Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen den Schützen unter anderem wegen des Verdachts des mehrfachen versuchten Mordes. Der Beamte eines Spezialeinsatzkommandos erlitt bei der Razzia im baden-württembergischen Reutlingen einen Durchschuss am Arm, sein Zustand ist nach dpa-Informationen stabil.
Zusammenhang mit Razzia im Dezember
Die Durchsuchungen standen im Zusammenhang mit einer Groß-Razzia Anfang Dezember, die sich unter anderem gegen einen Adeligen als mutmaßlichen Rädelsführer gerichtet hatte.Nach Angaben der Bundesanwaltschaft gibt es nun fünf weitere Beschuldigte. Gegen sie bestehe der Verdacht der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung, die das politische System in Deutschland stürzen wollte. Aktionen gab es insgesamt in acht Bundesländern und in der Schweiz.
Mann bisher als Zeuge geführt
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe teilte mit, die Einsatzkräfte hätten sich bei der Durchsuchung im baden-württembergischen Reutlingen am Morgen durch lautes Rufen als Polizisten zu erkennen gegeben. Als sie schließlich das Wohnzimmer betraten hätten, habe der bis dahin als Zeuge geführte Mann eine großkalibrige Schusswaffe auf die Beamten gerichtet.
Schütze ergibt sich
"Der wiederholten Aufforderung, die Waffe wegzulegen, folgte er nicht", hieß es in der Mitteilung. Es sei daraufhin zu einem Schusswechsel zwischen den Einsatzkräften und dem Mann gekommen, wobei ein Polizist von dem Beschuldigten in den Arm getroffen worden sei. Der Mann habe sich schlussendlich ergeben und sei vorläufig festgenommen worden. Nach dpa-Informationen ist der Festgenommene Sportschütze und verfügte über die Erlaubnis zum Besitz mehrerer Waffen. Er verschanzte sich demnach beim Eintreffen der Spezialkräfte.
Neue Beschuldigte unter anderem aus Bayern
Die fünf neuen Beschuldigten kommen aus Bayern, Niedersachsen, Sachsen und der Schweiz. Daneben wurden die Räumlichkeiten von 14 weiteren Personen durchsucht, die nicht als verdächtig gelten. Unter ihnen sind nach Informationen aus Sicherheitskreisen ein Polizist und ein Angehöriger der Bundeswehr. Weitere Festnahmen gab es laut Bundesanwaltschaft nicht.
Polizei sprengt offenbar Tür auf
Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur am Einsatzort in Reutlingen berichtete, in einem Haus habe es am Vormittag fünf Mal geknallt. Nach dpa-Informationen sprengte die Polizei eine abgeschlossene Tür.
Auch Wohnung in Hessen durchsucht
Auch in Hessen hat es eine Durchsuchung unter Federführung des Generalbundesanwalts gegeben. Die Durchsuchung in erfolgte auf Basis des §103 des Strafgesetzbuches („Durchsuchung bei anderen Personen“). Die betreffende Person wird in dem Ermittlungskomplex des Generalbundesanwalts als Zeuge geführt. Außerdem waren Baden-Württemberg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen von Razzien betroffen. Laut Bundesanwaltschaft waren Beamte des Bundeskriminalamts und Spezialeinheiten des Bundes und der Länder im Einsatz.
Großrazzia in der Reichsbürger-Szene im Dezember
Anfang Dezember hatte es eine großangelegte Anti-Terror-Razzia gegen sogenannte Reichsbürger in mehreren Bundesländern, Österreich und Italien gegeben. Damals waren 25 Männer und Frauen festgenommen worden. In diesem Verfahren ermittelte die Bundesanwaltschaft außerdem gegen 30 weitere Menschen. Es hatte immer geheißen, es sei nicht ausgeschlossen, dass im Laufe der Zeit mehr Beschuldigte hinzukommen.
Reichsbürger erkennen Bundesrepublik nicht an
"Reichsbürger" sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen. Der Verfassungsschutz rechnete der Szene der "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" 2022 deutschlandweit etwa 23 000 Menschen zu, 2000 mehr als im Vorjahr.
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