Nach Tarif-Einigung am UKGM: OP-Stau soll nun abgearbeitet werden
Nach Tarif-Einigung am UKGM: - OP-Stau soll nun abgearbeitet werden
Patientinnen und Patienten an den Unikliniken Gießen und Marburg müssen weiter Geduld haben, auch nach dem Ende der wochenlangen Streiks.
Es könnte Tage oder Wochen dauern, bis es alle aufgeschobenen Operationen und Behandlungen abgearbeitet seien, teilt das UKGM mit. Man wolle den Stau Schritt für Schritt abbauen, ohne weitere Überlastungen zu verursachen. Um die Tarifeinigung umzusetzen, so teilt das UKGM auf FFH-Anfrage mit, werde man mehr als 400 neue Stellen schaffen.
Nach wochenlangem Ringen hatten das Uniklinikum Gießen und Marburg (UKGM) und die Gewerkschaft Verdi ein Eckpunktepapier für einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung und Entlastung an dem privatisierten Krankenhaus unterzeichnet. Der Vertrag soll bis zum Herbst finalisiert werden und rückwirkend zum 1. April 2023 gelten.
Seit Samstag ist der Streik offiziell vorbei, nun will das UKGM in den Normalbetrieb zurückkehren. Dabei hätten die medizinisch dringenden Behandlungen immer Vorrang. "Wir sind uns sicher, dass wir mit diesem umfassenden Angebot zur Beschäftigungssicherung und Entlastung die Arbeitssituation in allen Bereichen des UKGM deutlich verbessern werden", erklärte das Klinikum.
Arbeitsplätze am UKGM sollen attraktiver werden
Man sehe gute Chancen, durch die Vereinbarungen "noch attraktivere Arbeitsplätze anbieten zu können". Angesichts der angespannten Fachkräftesituation hoffe man zudem, "dass die neuen Vereinbarungen Mitarbeitende in Teilzeit dazu bewegen, ihre Stelle aufzustocken". Zu den zu erwartenden Mehrkosten durch die Vereinbarungen wollte sich das Klinikum nicht äußern. Die steigende Attraktivität der Jobs und Entlastungen für die Mitarbeitenden sollten auch unmittelbar den Patienten zugute kommen.
Verdi zufrieden mit vereinbartem Eckpunktepapier
Zufrieden mit dem vereinbarten Eckpunktepapier ist auf die Gewerkschaft Verdi. Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm sagte im FFH-Gespräch: "Die Entlastung für die Beschäftigten der Uniklinik kommt. Ihre enorme Streikbereitschaft hat den Arbeitgeber zu einem guten Kompromiss bewegt", sagte er.
Mindestbesetzung der Schichten und Belastungsausgleich
Der bundesweit erste Entlastungstarifvertrag in einem kommerziell betriebenen Krankenhaus beinhalte unter anderem schichtgenaue Personalvorgaben für Stationen und Funktionsbereiche, so der Gewerkschaftssprecher. Bei besonderen Belastungen wie fachgebietsfremden Einsätzen oder tätlichen Übergriffen soll es einen Belastungsausgleich geben. In anderen Bereichen wie den Laboren oder der Technik sollen 102 neue Vollzeitstellen geschaffen werden. Zudem gilt der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen und Outsourcing nun auch für die rund 300 Beschäftigten der UKGM Service GmbH, wie es hieß.
Streik am UKGM seit mehr als 3 Wochen
Der Arbeitskampf, an dem sich nach Verdi-Angaben seit dem 27. März täglich rund 1000 UKGM-Beschäftigte beteiligten, wird am Samstag mit Beginn des Frühdienstes beendet. Weitere Details der Einigung sollen voraussichtlich am Montag vorgestellt werden.
Ärzte: Streiks bedrohten Patientenversorgung
Noch am Freitagmorgen hatten die Direktoren der Kliniken an die Tarifpartner appelliert, eine Aussetzung des Streiks zu verabreden. Der Streik gefährde die ärztliche Versorgung, teilten sie mit. "Es entsteht an den Unikliniken Gießen und Marburg ein zunehmend unerträglicher Zustand, weil die nicht versorgbaren Patienten in ihrer Anzahl zunehmen und die Verlegung in andere Krankenhäuser oft nicht möglich ist." Auch die studentische Ausbildung leide.
Forderungen der Gewerkschaft im Kern erfüllt
Im Kern ging es bei den Forderungen der Gewerkschaft um Entlastungen für die mehr als 7000 nicht-ärztlichen Beschäftigten der Klinik: Gefordert wurde unter anderem eine Mindestbesetzung für die Schichten der einzelnen Bereiche. Werde diese unterschritten, sollen die Mitarbeitenden Belastungspunkte sammeln, die in Freizeit abgegolten werden können.
UKGM erhält in den kommenden Jahren 850 Millionen Euro an Zuschüssen
Das auf zwei Standorte verteilte Uni-Klinikum war 2006 zu 95 Prozent von der Rhön-Klinikum AG übernommen worden, die mittlerweile vom Klinikkonzern Asklepios aufgekauft wurde. Das Land Hessen hält die restlichen fünf Prozent. Insgesamt arbeiten hier rund 9600 Menschen. Langwierige Verhandlungen über die Zukunft und finanzielle Ausstattung des Krankenhauses zwischen dem Land Hessen und dem privaten Mehrheitseigentümer waren im Februar unter Dach und Fach gebracht worden: Demnach soll das Klinikum in den kommenden zehn Jahren 850 Millionen Euro an Investitionsmitteln bekommen.