Regional- und Fernverkehr - 50 Stunden-Streik ab Sonntag bei der Bahn
Es kommt wieder dicke für Bahnreisende: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will den Bahnverkehr mit einem bundesweiten Warnstreik lahmlegen: Ab Sonntagabend für 50 Stunden. Die Deutsche Bahn versuchte noch, den Streik abzuwenden - allerdings ohne Erfolg.
Ein Ultimatum der EVG für ein neues Tarifangebot von der Deutschen Bahn ist ohne erkennbare Annäherung abgelaufen. Die Gewerkschaft hält daher an ihrem geplanten 50-Stunden-Warnstreik auf der Schiene fest.
Fernverkehr wird an Streiktagen eingestellt
Die Gewerkschaft hat von Sonntag, 22:00 Uhr bis Dienstagabend um Mitternacht zum Streik aufgerufen. Betroffen sind Fern-, Regional- und Güterverkehr betroffen. Die Deutsche Bahn hat deshalb bereits gesagt, den Fernverkehr am Montag und Dienstag komplett einzustellen. Bei den S-Bahnen im Rhein-Main-Gebiet kann es auch schon am Sonntag ab 18 Uhr zu Auswirkungen kommen.
Entschädigung für Pendler im Fernverkehr
Wer seine geplante Reise aus Streikzeitraum vorziehen will, muss kein neues Ticket buchen. Tickets, die bis einschließlich 11. Mai gebucht sind, können bis Sonntagabend flexibel genutzt werden. Das teilt die Deutsche Bahn in ihren Reisehinweisen zum Warnstreik mit. Anders als zuvor verkündet, ist es außerdem möglich, ein Zugticket auch in den Tagen nach dem Warnstreik flexibel nutzen - auch über Christi Himmelfahrt.
Warnstreik wird große Auswirkungen haben
Zum Warnstreik aufgerufen sind alle Berufsgruppen bei der Bahn - also auch die Mitarbeiter an den Stellwerken, die den gesamten Bahnverkehr auf dem deutschen Schienennetz koordinieren. Dadurch hat der Warnstreik sehr große Auswirkungen - er wird absehbar auch Bahn-Unternehmen treffen, die am Tarifkonflikt gar nicht beteiligt sind. Auch der Güterverkehr dürfte weitgehend zum Erliegen kommen.
Rhein-Main-Gebiet
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) geht davon aus, dass die meisten Regionalbahnlinien ausfallen, genauso wie die meisten S-Bahnen. Einige Ausnahmen gibt es aber: Die Linie RB12 beispielsweise fährt, aber nur zwischen Königstein und Liederbach. Einige Züge der Linie RB15 (Schulverkehr) werden zwischen Grävenwiesbach und Wehrheim fahren. Der Schienenersatzverkehr (SEV) auf der RB15 fährt planmäßig.
U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse sollen fahren
U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse in Frankfurt werden laut der städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ nicht bestreikt. Sie werden voraussichtlich planmäßig verkehren und können so zumindest eine Alternative für die ausfallenden S-Bahnen und Regionalbahnen sein.
ESWE-Busse in Wiesbaden fahren
Auch in Wiesbaden werden die Busse von ESWE wie gewohnt unterwegs sein.
Nordhessen
Zugverkehr im NVV-Gebiet könnte komplett ausfallen
Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) vermutet, dass der gesamte Zugverkehr im NVV zum Erliegen kommt. Eventuell sei bereits am Sonntag (14. Mai) im Laufe des Abends mit vereinzelten Zugausfällen zu rechnen, heißt es in einer NVV-Mitteilung zum Streik.
RegioTrams fahren nur in Kassel
Laut NVV werden die RegioTrams der Linien RT1 (Kassel – Hofgeismar-Hümme) und RT4 (Kassel – Wolfhagen) ab Sonntag, 22 Uhr bis zum Ende des Warnstreiks ausfallen. In der Kasseler Innenstadt aber sollen die RegioTrams während des Warnstreiks regulär fahren. Allerdings enden sie im Hauptbahnhof Kassel. Die NVV-Buslinien (ab Liniennummer 30) und auch die Straßenbahnen und Busse der KVG (Linien 1 bis 29) fahren planmäßig.
Südhessen
Im Bereich der Unterzent im Odenwaldkreishat dürfte der Warnstreik auch massive Auswirkungen auf die Beförderung von Schülerinnen und Schüler haben. Davon geht die Odenwald-Regional-Gesellschaft (OREG) aus. Hintergrund ist, dass die Mitarbeitenden der VIAS GmbH dem Streikaufruf nach eigenen Angaben folgen wollen, heißt es.
Ersatzbusse in Bad König und Höchst
Daher soll es Ersatzbusse für Schülerinnen und Schüler in Bad König und Höchst mit Ziel Ernst-Göbel-Schule, sowie Gymnasium und Berufliche Schulen in Michelstadt geben. Die Ersatzbusse pendeln für die ausfallenden Züge der Odenwald-Bahn zur 1. Schulstunde und nach der 6. Stunde.
Mittelhessen
Streik trifft auch Hessische Landesbahn
Auch die Hessische Landesbahn (HLB) wird vom Bahn-Streik betroffen sein. Weil auch Fahrdienstleister aufgerufen sind, an der Arbeitsniederlegung zu beteiligen, bekommt der private Anbieter kein grünes Licht zum Losfahren. Ein HLB-Sprecher sagte zu HIT RADIO FFH: "Wir rechnen mit erheblichen Einschränkungen. Wir bekommen vorab keine Infos, welche Strecke betroffen ist. So erfährt der Lokführer erst bei der geplanten Abfahrt, ob die Strecke befahrbar ist."
Flixtrain-Züge können nicht fahren
Beim letzten Bahn-Streik war zumindest im Bereich Friedberg/Nidda eine HLB-Bahn unterwegs. Auch die auffälligen grünen Flixtrain-Züge fahren am Montag und Dienstag nicht. Eine Sprecherin äußerte sich auf Anfrage von HIT RADIO FFH so: "Durch den Streik der DB Netz sind beispielsweise Stellwerke und Leitzentralen nicht besetzt, weshalb der Betrieb von FlixTrain nicht möglich ist."
Auswirkungen auf die Wirtschaft in Hessen
Durch den Strteik soll auch der Güterverkehr zum Stillstand kommen. Der Güterbahn-Verband rechnet nicht damit, dass durch den 2-Tage-Streik die Wirtschaft in die Knie gezwungen wird. Die Auto-Industrie kalkuliere zwar zeitkritisch, doch auch dort dauere der Warnstreik für ernsthafte Auswirkungen nicht lang genug.
Opel hat Bahnverkehr auf Straße umgestellt
HIT RADIO FFH hat beim Volkswagen-Werk in Baunatal angefragt. Hier heißt es, man passe sich flexibel an. Zum jetzigen Zeitpunkt gehe man deshalb nicht davon aus, dass der Streik Auswirkungen auf die Produktion haben wird. Ein Sprecher von Opel/Stellantis in Rüsselsheim teilte mit: "Wir haben bereits vorausschauend reagiert und den kompletten, für die kommende Woche geplanten Bahnverkehr auf Lkw umgestellt" Dies gelte sowohl für Fahrzeugtransporte als auch für Materialtransporte.
Innerdeutsche Flüge stark gebucht - Lufthansa stockt auf
Wegen des Streiks gibt es eine größere Nachfrage nach Inlandsflüge am Montag und Dienstag. Die Lufthansa will auf besonders nachgefragten Strecken größere Flugzeuge einsetzen, wie ein Unternehmenssprecher sagte.
Zusätzliche Flüge zwischen Frankfurt und Berlin
Dazu gehören neben Frankfurt-Berlin, wo auch zusätzliche Flüge geplant sind, auch Strecken wie München-Hamburg und München-Berlin. Auch zum Messestandort Hannover, wo am Montag die Forst- und Holzwirtschaftsmesse Ligna beginnt, sollen größere Jets fliegen, sofern sie zur Verfügung stehen. Pro Flug ergibt sich beim Einsatz einer größeren Airbus A321 ein Plus von rund 40 Sitzen. Streichungen anderer Verbindungen zugunsten innerdeutscher Flüge werde es aber nicht geben, sagte der Sprecher.
Auch Eurowings beobachtet größere Nachfrage
Außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München registriert die Lufthansa-Tochter Eurowings ebenfalls ein deutlich gestiegenes Buchungsaufkommen, berichtete ein Sprecher. Die verbliebenen Plätze würden absehbar schnell verkauft. Zusätzliche Kapazitäten habe Eurowings auch wegen des bereits starken Urlaubsverkehrs nicht zur Verfügung. Inlandstickets waren bereits jetzt für Montag und Dienstag bei Lufthansa und Eurowings deutlich teurer als für den Rest der Woche.