Mordfall Ayleen: Mutter sagt vor Gericht aus: "Sie war verändert"
Mutter sagt vor Gericht aus - "Ayleen war seit Wochen verändert"
Im Prozess um den gewaltsamen Tod der Schülerin Ayleen hat die Mutter als Zeugin geschildert, wie sich ihre Tochter in den Wochen vor der Tat verändert habe.
"Es ist allen aufgefallen", sagte die 54-Jährige am Mittwoch als Zeugin vor dem Gießener Landgericht. Dabei musste die Mutter des Mordopfer auch dem Täter im Gerichtssaal begegnen.
"Ayleen ging Ärger weitgehend aus dem Weg"
Das Mädchen sei generell sehr schüchtern und zurückhaltend gewesen und "Ärger weitgehend aus dem Weg gegangen". Seit etwa Mai habe sie lustlos, teilnahmslos und in sich gekehrt gewirkt. Sie selbst habe gedacht, es liege vielleicht an Problemen in der Schule oder mit einem Lehrer, sagte die Mutter. Den Angeklagten habe das Mädchen nie erwähnt.
Angeklagter soll das Mädchen über SnapChat kennengelernt haben
Der 30-Jährige und die Schülerin sollen sich über einen Messengerdienst und ein Onlinespiel gekannt haben. Er soll dem Mädchen zahlreiche Nachrichten mit stark sexualisierten Inhalten geschrieben, immer wieder Nacktfotos von ihr gefordert und sie damit unter Druck gesetzt haben. Der Deutsche muss sich unter anderem wegen Mordes, versuchter Vergewaltigung mit Todesfolge und Nötigung vor Gericht verantworten.
Der wegen Mordes an der 14-jährigen Ayleen angeklagte Mann soll auch in anderen Fällen Druck auf Mädchen aufgebaut und Sex von ihnen gefordert haben. Im Prozess um den Mord an der Schülerin hat ein Kriminalbeamter ausgesagt - auch über die Auswertung tausender Chats nach der Festnahme des Angeklagten.
Demnach gibt es weitere 28 Verfahren gegen den Mann. In diesen Fällen soll er jeweils versucht haben, Mädchen sexuell zu nötigen und unter Druck zu setzen.
Immer wieder Sex gefordert
Der wegen Mordes an der 14-jährigen Ayleen angeklagte Mann soll sogar am 22. Juli - also am Tag nach dem Verschwinden Ayleens - Kontakt zu einer 15-Jährigen und einer 17-Jährigen aufgenommen haben. Das sagte der Kriminalbeamter vor dem Landgericht Gießen aus. Bei der 17-Jährigen tauchte er sogar persönlich auf. Das Mädchen habe ihn abgewiesen. Da ihre Eltern zu Hause waren, sei der Mann wieder gegangen.
Angeklagter räumt Tötung ein, spricht aber von Streit
Der Deutsche hatte zum Prozessauftakt eingeräumt, Ayleen getötet zu haben. Er und das Mädchen aus Baden-Württemberg kannten sich über einen Messenger-Dienst und ein Online-Spiel. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tat sexuell motiviert war. Angeklagt ist der Mann wegen Mordes, versuchter Vergewaltigung mit Todesfolge und Nötigung. Der 30-Jährige behauptet, die Tat im Streit mit dem Mädchen begangen zu haben.
Chatprotokolle ausgewertet
Nach den Worten des Kripobeamten ließ sich anhand von Chatprotokollen nachvollziehen, dass der Mann Ayleen nicht nur mit psychischem Druck zu einem Treffen gebracht, sondern ihr auch Geld angeboten hat. Es sei um Zuwendungen von 700 bis 900 Euro gegangen, die er ihr als "Sugardaddy" zukommen lassen wollte.
Kripobeamter: "Ayleen stieg nicht freiwillig ins Auto"
Das Mädchen habe gewusst, dass am 21. Juli ein Treffen bevorstand, doch die Chatprotokolle zeigten, "dass das Mädchen zu keinem Zeitpunkt die Absicht hatte, in das Auto zu steigen". Vielmehr habe die 14-Jährige deutlich gemacht: "Ich komme, Du gibst mir das Geld, ich gehe."