Galeria Karstadt Kaufhof: Neuer Investor übernimmt 70 Filialen
Galeria Karstadt Kaufhof - Investor übernimmt 70 von 92 Filialen
Wieder droht ein Stellenabbau bei Galeria Karstadt Kaufhof. Doch der größte Teil der Warenhäuser dürfte unter den neuen Eigentümern Bestand haben. Verbände und Gewerkschaften reagieren verhalten positiv - noch ist die Vereinbarung aber nicht in Kraft.
Die neuen Eigentümer der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof werden voraussichtlich mehr als 70 der 92 Filialen fortführen. Das teilte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus mit. Diese Zahl ist demnach Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde.
Noch zehn Filialen in Hessen
In Hessen gibt es aktuell noch zehn Galeria-Filialen - unter anderem an der Hauptwache in Frankfurt, in Kassel, Gießen und Fulda. Noch ist nicht bekannt, welche von ihnen weitergeführt werden.
Gießener Galeria-Filiale hofft auf Fortbestehen
In Gießen hoffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Galeria-Kaufhof-Karstadt nun auf einen Fortbestand der Filiale, sagt Betriebsrätin Iris Damm im FFH-Gespräch, denn: "Die Galeria-Filiale in Gießen schreibt schwarze Zahlen, wir sind nicht defizitär." Allerdings bestünde auch hier im Gebäude Investitionsbedarf, wie in den meisten Galeria-Gebäuden, denn jahrelang sei aus den Gebäuden über die Mieten nur Geld entnommen aber nicht in die Gebäude investiert worden. Zusammenfassend sagt Betriebsrätin Damm: "Wir haben alle weiter Bauchschmerzen, was die Zukunft angeht, aber wir sind erst einmal froh, dass überhaupt ein Investor gefunden wurde."
Investoren sind alte Bekannte
Bei den neuen Galeria-Eigentümern handelt es sich um ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz. Bei den Beschäftigten der Warenhauskette könnte sich die Begeisterung in Grenzen halten. NRDC gehört dem Unternehmer Richard Baker, der auch die Mehrheit an der kanadischen Handelskette Hudson Bay Company (HBC) hält. Das Unternehmen war - mit Baker an der Spitze - ab 2015 schon einmal Eigentümer von Kaufhof. Nach dem Kauf liefen die Geschäfte jedoch nicht rund, die Umsätze gingen zurück und Kaufhof schrieb unter dem Strich rote Zahlen. 2018 trat HBC schon wieder den Rückzug an.
Bernd Beetz, der dem neuen Eigentümer-Konsortium ebenfalls angehört, war 2018/ 2019 Aufsichtsratschef von Kaufhof. Beetz ist auch Präsident von Fußball-Drittligist Waldhof Mannheim.
Städtetag hofft auf "Neustart"
Die Übernahme bietet nach Ansicht des Deutschen Städtetages eine Zukunftsperspektive. "Viele Städte mit Galeria-Standorten werden heute aufatmen", teilte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy mit. "Mit der Trennung von der Signa-Gruppe haben diese Häuser eine echte Chance auf einen Neustart." Für die Städte zähle, dass den verbleibenden Standorten eine Zukunftsperspektive gegeben wird, auf die sie bauen könnten, hob Dedy hervor. "Das gilt vor allem für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Galeria-Filialen. Sie mussten wiederholt und seit Monaten um ihre Jobs bangen."
Gewerkschaft zeigt sich zufrieden
Die Gewerkschaft Verdi hat sich zufrieden geäußert über die Bekanntgabe eines Investors für den insolventen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK). "Wir begrüßen, dass offensichtlich ein finanzstarker Investor gefunden wurde, der Galeria als Ganzes erhalten will und über Kompetenz im Einzelhandel verfügt, wenngleich unsere Erfahrungen in der Vergangenheit durchaus zwiespältig waren", erklärte Verdi-Bundesvorstand Silke Zimmer.
Verdi erwarte, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiere, die Standorte erhalte und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichere, so Zimmer weiter.
Noch ist die Übernahme nicht fix
Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt jedoch nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen.
Dritte Insolvenz in dreieinhalb Jahren
Das Insolvenzverfahren war in der vergangenen Woche eröffnet worden. Galeria hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bislang zur Signa-Gruppe des Österreichers René Benko gehörende Konzern beschäftigt rund 12 800 Menschen. Durch eine weitere Reduzierung der Anzahl der Filialen dürften Stellen wegfallen. Wie viele das sein werden, ist noch offen.