Weinstein-Urteil aufgehoben - Berufungsgericht kippt Entscheidung
Die Aufhebung des Urteils gegen Harvey Weinstein im März 2020, der zuvor wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Haft verurteilt worden war, hat Entsetzen ausgelöst. Tarana Burke, die Gründerin der MeToo-Bewegung, zeigte sich tief bestürzt, betrachtet die Entwicklung jedoch als "Weckruf" zum Handeln. Schauspielerin Ashley Judd, eine der ersten, die Weinstein öffentlich anklagten, betont, dass die Opfer weiterhin in ihrer Wahrheit leben und die Entscheidung des Gerichts als „unfair“ betrachten.
Knappe Entscheidung und Verfahrensfehler
Das Berufungsgericht in New York hob das historische Urteil aufgrund eines Verfahrensfehlers auf. Das Gericht entschied, dass Aussagen über nicht angeklagte, frühere Handlungen fälschlicherweise zugelassen wurden. Weinstein und sein Anwaltsteam begrüßen die Entscheidung, während eine Freilassung Weinsteins aufgrund einer weiteren Verurteilung in Los Angeles zu 16 Jahren Haft noch aussteht.
Zukunft von Weinsteins Verfahren
Das Urteil in New York könnte das Anwaltsteam von Weinstein ermutigen, auch in Kalifornien in Berufung zu gehen. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles äußerte sich enttäuscht über die New Yorker Entscheidung, zeigt sich aber zuversichtlich, dass die Verurteilung in Kalifornien Bestand haben wird. Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg prüft derzeit die Möglichkeit eines neuen Verfahrens gegen Weinstein.
Zivilklagen gegen Weinstein
Neben den Strafprozessen sieht sich Weinstein auch mit Zivilklagen konfrontiert. Die britische Schauspielerin Julia Ormond hat wegen angeblicher Sexualverbrechen aus dem Jahr 1995 Klage eingereicht und richtet sich damit auch gegen Größen der Filmindustrie. Ormond ruft zu systemischem Wandel auf und betont, dass auch jene zur Rechenschaft gezogen werden müssten, die solches Fehlverhalten ermöglichen.
Mehr als 80 Vorwürfe
Seit den Vorwürfen gegen Weinstein haben mehr als 80 Frauen ihn öffentlich sexueller Übergriffe beschuldigt. Auch im Kino wurde Weinsteins Fall thematisiert, so im Filmdrama „She Said“ von Maria Schrader, das die Enthüllungen der New York Times nachzeichnet und den Kampf gegen das Schweigen illustriert. Die MeToo-Bewegung und die Fälle gegen Weinstein motivieren weiterhin zu gesellschaftlichem Engagement und Rechtskämpfen gegen sexuelle Gewalt.