Warnung vor Kontrollen im Schlachthof: Tierärztin verurteilt
Tierärztin verurteilt - Schlachthof vor Kontrollen gewarnt
Eine frühere amtliche Tierärztin hat den Schlachthof in Aschaffenburg vor unangekündigten Kontrollen gewarnt - sie wurde am Mittwoch deshalb zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt.
Die 51-Jährige habe sich der Verletzung des Dienstgeheimnisses und einer besonderen Geheimhaltungspflicht schuldig gemacht, urteilte das Landgericht Aschaffenburg einer Gerichtssprecherin zufolge. Das Verfahren gegen eine frühere Kollegin der Tierärztin und den Inhaber eines Zerlegebetriebs sei gegen Geldauflagen in Höhe von 2.000 sowie 300 Euro eingestellt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Geständnis am ersten Prozesstag
Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Aschaffenburg hatte die jetzt verurteilte Tierärztin schon gestanden, den örtlichen Schlachthof vor unangekündigten Kontrollen gewarnt zu haben. "Ihr ist bewusst, dass dies nicht richtig war", sagte der Verteidiger der 51 Jahre alten Hauptangeklagten. Es tue ihr leid, sie bereue ihr Verhalten.
Tierärztin ist sich Schuld bewusst
Sie habe deshalb dem Schlachthof und anhängigen Zerlegebetrieben auf dem Gelände von den anstehenden Kontrollen berichtet, weil sie bei möglicherweise festzustellenden Mängeln berufliche Konsequenzen befürchtet habe. Sie habe gewusst, dass sie zur Geheimhaltung verpflichtet gewesen sei. Einen materiellen Vorteil habe sie durch die rechtswidrige Information des Schlachthofs nicht gehabt, sagte der Anwalt der Tierärztin.
Warnung vor Kontrollen sei "gang und gäbe"
Dass Schlachthöfe in Bayern vor unangekündigten Kontrollen gewarnt werden, sei nach Angaben der zweiten Tierärztin vor Gericht aber üblich. "Tatsächlich glaube ich, dass es gang und gäbe ist", sagte die 28-Jährige am Dienstag. Sie selbst habe so etwas allerdings nie gemacht. "Ich habe keine Kontrollen angekündigt. Das ist ein Systemproblem in Bayern."
Aufgedeckte Missstände im Schlachthof
Im Sommer 2023 hatte eine Tierschutzorganisation Aufnahmen veröffentlicht, die angeblich zeigten, wie Schweine und Rinder im Schlachthof mit Elektroschockern gequält wurden. Teilweise sollen noch lebende Tiere auseinander genommen worden sein. Die beiden früheren Amtstierärztinnen sollen zwischen August 2022 und Mai 2023 vorab Informationen über Kontrollen gegeben haben.
Umfangreiche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
Ein Verfahren gegen einen früheren Geschäftsführer des Schlachthofs und den Inhaber eines Zerlegebetriebes wurde eingestellt. Es gab keinen ausreichenden Tatverdacht. Dennoch laufen Untersuchungen gegen zwei andere ehemalige Geschäftsführer. Sie werden verdächtigt, Arbeitsentgelt veruntreut und vorenthalten zu haben. Auch fünf ehemalige Mitarbeiter stehen im Fokus der Ermittlungen wegen Tierquälerei.
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