RKI warnt vor Polio-Viren - Erreger auch im Abwasser in Mainz
In mehreren deutschen Städten sind zuletzt Polioviren in Abwässern entdeckt worden. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) wurde der Erreger nun auch unter anderen in Klärwerken von Mainz nachgewiesen. Zuvor hatte es bereits positive Tests in München, Bonn, Köln und Hamburg gegeben. Die Untersuchungen werden seit 2021 regelmäßig in deutschlandweit sieben Städten durchgeführt.
Herkunft der Viren aus Schluckimpfung
Die gefundenen Polioviren stammen nicht vom natürlichen Wildtyp, sondern von abgeschwächten Viren aus der Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. Diese Impfviren können von Geimpften ausgeschieden und teilweise weiterverbreitet werden. Die betroffenen Städte in Deutschland untersuchten positive Proben, die auf diese Impfungsart zurückgehen, die in Deutschland nicht mehr angewendet wird. Hier wird stattdessen ein inaktivierter Impfstoff genutzt.
Ungeimpfte Personen könnten betroffen sein
Das RKI kann nicht abschließend bestätigen, ob die Viren innerhalb Deutschlands zirkulieren oder ob sie von Reiserückkehrern eingeschleppt wurden. Es ist jedoch möglich, dass Ungeimpfte damit infiziert werden könnten. Ein potenzielles Auftreten der Krankheit, Poliomyelitis, die zu Lähmungen führen kann, müsse schnell eingedämmt werden.
Historische und aktuelle Situation
Deutschland hatte seinen letzten Wildvirus-Poliofall 1990 und importierte Fälle zuletzt 1992. Polio ist sehr ansteckend und kann dauerhafte Schäden verursachen. Aufgrund engagierter Impfprogramme gilt die Krankheit fast als ausgerottet. Die bundesweite Impfquote liegt bei etwa 90 Prozent. Die Ständige Impfkommission empfiehlt frühzeitige Impfungen und Auffrischungsimpfungen.
Empfehlungen zur Impfung und Hygiene
Eine Impfpflicht gibt es nicht, aber es wird empfohlen, Impflücken zu schließen. Das Virus wird meist über kontaminierte Hände oder unzureichend gereinigtes Wasser übertragen. Polio trifft vor allem Kleinkinder, weswegen eine rechtzeitige Immunisierung wichtig ist. Medizinisches Personal sollte wachsam gegenüber Poliomyelitis-Symptomen sein. Nur durch Impfungen kann die Ausbreitung verhindert werden.