Start laut Katar am Sonntag - Einigung auf Waffenruhe im Gazastreifen
Israel und die islamistische Hamas haben sich nach Angaben Katars auf eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung weiterer Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge geeinigt.
Die Feuerpause soll am Sonntag beginnen und in einer ersten Phase 42 Tage dauern, wie Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani nach Gesprächen in Doha mitteilte.
Hoffnung für Zivilbevölkerung
Es ist die erste Vereinbarung dieser Art seit einer Feuerpause vor mehr als einem Jahr. Damit kann auch die Zivilbevölkerung des weiträumig zerstörten Küstenstreifens auf eine Linderung ihrer Not hoffen. "Wir rufen heute zur Ruhe auf bis zur Umsetzung", sagte Al Thani.
Gespräche kamen über Monate nicht voran
Bereits seit Monaten liefen Bemühungen der USA, Ägyptens und Katars, durch indirekte Verhandlungen Israel zu einer Waffenruhe und die Hamas zur Freilassung ihrer Geiseln zu bewegen. Die Gespräche traten aber monatelang auf der Stelle.
Biden: "Beharrliche Diplomatie"
Das vorläufige Ende der Gefechte wurde nach Einschätzung von Beobachtern auch durch die Rückschläge für die vom Iran organisierte "Achse des Widerstands" im Libanon und Syrien und Drohungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump möglich, der eine Einigung zur Freilassung der Geiseln vehement eingefordert hatte. Der scheidende US-Präsident Joe Biden betonte hingegen, dass die Einigung auch auf "beharrliche und akribische amerikanische Diplomatie" zurückzuführen sei. Seine diplomatischen Bemühungen hätten zu keinem Zeitpunkt nachgelassen, teilte Biden mit. Der Deal gehe auf einen Plan zurück, den er bereits im Mai vorgestellt hatte.
Zunächst sollen 33 Geiseln freikommen
Die Waffenruhe soll zunächst für sechs Wochen gelten, sagte Al Thani. In dieser Zeit sollen 33 der Geiseln aus der Gewalt der Hamas freigelassen werden. Im Gegenzug sollen wie in einer vorigen Waffenruhe erneut palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen. Al Thani nannte hier zunächst aber keine Zahl.
Viele Geiseln sind tot
Insgesamt werden nach israelischen Angaben im Gazastreifen noch 98 Verschleppte festgehalten, von denen mindestens 34 tot sein dürften. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin heißt es, unter den Geiseln sei auch eine "niedrige zweistellige Anzahl von Personen mit Deutschlandbezug". Parallel zu dem Austausch von Geiseln gegen Häftlinge soll die israelische Armee mit dem Abzug aus dem Gazastreifen beginnen.
Drei Phasen-Plan - noch viele Hürden
Al Thani zufolge sind drei Phasen vorgesehen, die nun getroffene Vereinbarung betrifft nur die erste Phase. Details der Folgenden soll verkündet werden, wenn die Waffenruhe gilt. In Phase zwei, über die laut Medienberichten ab dem 16. Tag nach Inkrafttreten der Waffenruhe verhandelt werden soll, dürfte es um die Freilassung der restlichen lebenden Geiseln sowie den weiteren Rückzug der israelischen Armee gehen.
Hunderte Lkw sollen Hilfsgüter liefern
Am wichtigen Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen hatte sich Ägypten bereits auf eine mögliche Öffnung und auf neue Hilfslieferungen vorbereitet. Israels Armee hatte den Grenzübergang Rafah im Mai vergangenen Jahres auf palästinensischer Seite besetzt. Kurz darauf kamen über Rafah auch keine Hilfslieferungen aus Ägypten mehr an.
Rückzug der israelischen Armee
Israels Armee sollte sich Medienberichten zufolge nach und nach aus bewohnten Gebieten des Gazastreifens zurückziehen, zunächst aber nicht vom sogenannten Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zu Ägypten. Israel befürchtet, dass die Hamas dort wieder Waffen in den Gazastreifen schmuggeln könnte. Die in den Süden des Küstenstreifens geflohenen Einwohner sollen sich wieder frei im Gazastreifen bewegen und unter internationaler Aufsicht in ihre Wohngebiete im Norden zurückkehren dürfen.
Israel will vollständigen Rückzug erst nach Rückkehr aller Geiseln
Israelische Regierungsvertreter hatten betont, dass die Armee den Gazastreifen nicht verlassen werde, bis alle Geiseln wieder zu Hause sind. Auch nach Beginn der Waffenruhe sollten Soldaten in einer Pufferzone am Rande des Gazastreifens und weiteren Gebieten bleiben.
Geht es auch um ein Ende des Krieges?
Einem CNN-Bericht zufolge soll es bei den Verhandlungen über die zweite Phase auch um ein Ende des Krieges gehen. Die Hamas habe Garantien der USA, Katars, Ägyptens sowie der Türkei akzeptiert, dass Israel die Verhandlungen darüber fortsetzt, erfuhr das "Wall Street Journal" aus Vermittlerkreisen.
Israelisches Kabinett muss noch zustimmen
Das Abkommen braucht noch die Zustimmung des israelischen Sicherheitskabinetts und der israelischen Regierung. Außenminister Gideon Saar brach nach Angaben seines Büros seine Europareise ab, um an den Abstimmungen teilzunehmen. Rechtsextreme Koalitionspartner des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu hatten gedroht, sie würden im Falle einer Waffenruhe die Regierung verlassen.