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Willkommen bei der aktuellen Ausgabe von Silvier am Sonntag mit Liedermacher Joris. Vor wenigen Tagen ist er 32 Jahre alt geworden. Mit fünf hatte er bereits das erste Schlagzeug. Musik ist das, was er liebt. Und dabei hat er keine Angst, Gefühle zu zeigen. Ich glaube, Gefühle zeigen ist das Wichtigste im Leben. Dass man ehrlich ist und man selbst ist, ist mindestens genauso wichtig. Aber solange man hier auf diesem wunderschönen blauen Planetenweid den Leuten um sich herum so viel wie möglich positive Dinge gibt und für Dinge brennt. Weil ich glaube, das Einzige, was von uns bleibt, ist eben einfach Liebe. Und ich glaube, alles Materielle ist im Vergleich sehr unwichtig. Warum hat er keine Angst vor Pathos? Was meint er mit, wir müssen mehr aufeinander Acht geben? Und warum hat ihn die Teilnahme beim Tauschkonzert so berührt? Wir sprechen darüber in diesem Podcast. Herzlich willkommen, Joris! Ja, ich freue mich auch sehr. Wie geht es dir, Joris, so im Moment? Im Moment geht es mir eigentlich ganz gut. Ich durfte gerade mein Album veröffentlichen und bin ehrlicherweise gerade ein bisschen im Interview-Marathon. Aber ansonsten geht es ja auch so langsam aber sicher in die Weihnachtszeit über. Das heißt, es ist ein Ende in Sicht. Und ja, es war ein schwieriges Jahr, aber ich versuche, positiv zu bleiben. Du hast ja mit deinem Album Willkommen, Goodbye. Es ist für mich so ein Album, was in die Zeit passt. Es hat so Aufbruch, es hat aber auch so diese Melancholie, dieses Oh Gott, wie geht es weiter? Es passt einfach hervorragend. Vielen Dank! Ja, es waren über dreieinhalb Jahre, die ich jetzt dran geschrieben habe. Ursprünglich sollte es ja nur die Musik heißen und war eigentlich auch schon fast fertig, 2020. Und dann kam aber eben diese Pandemie und es wäre irgendwie ein bisschen komisch gewesen, dann nur ein Good Vibes und festivaliges Album rauszubringen. Da habe ich mir überlegt, dass ich das ganze drei Teile, diese Seite beibehalte, aber dann eben noch diese introvertiertere Seite mit Willkommen, Goodbye als Single, die Nachtmusikseite heißt die. Und jetzt eben mit True Love, der neuen Single, die dritte Seite und es ist ein bisschen wie ein kleines Buch quasi mit verschiedenen Kapiteln. Und es ist wirklich so viel Liebe in diesem Album. Also in jeder Form. Es gibt die aufblühende Liebe, vergangene Liebe. Also ich finde, das ist wirklich ein Album, was unglaublich viel Wärme und viel Herz hat. Ja, Liebe gibt es natürlich auch in Form zur Musik beispielsweise mit Nur die Musik eine große Liebeserklärung an die Musik. Insofern würde ich das sogar unterschreiben. Ja, danke! Was hast du bei diesem Album für dich neu entdeckt? Musikalisch oder vielleicht auch so, wie hast du dich verändert? Hast du dich irgendwie weiterentwickelt? Ich hoffe doch. Ich glaube, man kommt um eins nicht rum, das ist Veränderung. Alles geht, aber das Einzige, was bleibt, ist glaube ich immer die Veränderung. Und insofern, natürlich bin ich ein bisschen älter geworden, darf jetzt auch schon seit ein paar Jahren mit dabei sein und ich habe das Gefühl, dass ich natürlich mir sehr viel Zeit gelassen habe, aber es eben auch nicht jeden Tag für mich Dinge gibt, die ich erlebe, wo ich denke, darüber muss ich jetzt einen Song schreiben. Und ich nehme mir dann lieber etwas mehr Zeit und tue auch gut und gerne mal ein paar Ideen bei Seite, die ich irgendwie natürlich in dem Moment, wo ich sie geschrieben habe, für das Beste gehalten habe, was ich jemals geschrieben habe. Aber dann ein paar Wochen später ist es dann auch oft so, dass ich merke, naja, der Song wird mich nicht ganz so lange begleiten und andere eben sind für mich sehr, sehr wichtig, dass sie auch für lange Zeit da sind. Es ist sehr, sehr vielseitig, empfinde ich es. Also auch so musikalisch, also dann gibt es auch manchmal so ganz kurze Klaviernummern. Es war glaube ich, Aurora ist ein relativ kurzer Song. Es gibt eigentlich für die Seiten der Platten gibt es jeweils auch eine musikalische Betitelung und das ist eben Aurora, der Sonnenaufgang für nur die Musikseite, wo es eben die ursprüngliche Seite war, wo es sehr viel ums Positive und um die schönen großen Festivalmomente geht. Dann gibt es die Nachtmusik, das ist eine Art, naja, so im Kreis drehendes Mantra, was eben diese nächtlichen Gedanken eher sind und wo ich eben im Lockdown war und hier in meinem kleinen Studio, wo ich auch jetzt gerade sitze hier in Berlin, sehr, sehr viel alleine war auf einmal. Und auf der dritten Seite gibt es eben Revoir, das heißt so viel wie Rückblick, so heißt die Seite und da ist es ein, ja, ich will gar nicht zu viel verraten, aber ein Anrufbeantworter, der mit einer Nummer da ist. Ja, aber es ist nicht deine Nummer, oder? Du musst es mal probieren, dann weißt du es. Ach, ich hab's gar nicht probiert, das ist doof eigentlich. Das ist lustig, weil es haben zig Leute angerufen auf dieser Nummer bisher, aber ich glaube nur so 50 oder so haben sich getraut, was auf die Mailbox zu sprechen bisher. Oh, wie schön, weil ich hab irgendwie, es geht ja so, ich dachte, da fehlt irgendwie eine Nummer hinten oder so, aber siehste, man kann die anrufen, das ist ja ein guter Tipp für alle, die das vielleicht gerne mal machen wollen. Jetzt haben wir ja fast zu viel verraten, aber ja. Ja, oh Gott, jetzt soll ich's rausschneiden. Na Quatsch, das war nur ein Scherz. Es gibt ja auch diesen Song Steine, da geht's ja auch um Verlust. Es gibt einfach Trauer, jemand anders kann einem helfen, aber ich glaube, man muss alleine durch. So kann man das, glaube ich, ziemlich gut sagen, ja. Also so hab ich den Song geschrieben, das war im Januar, als ich jemanden an dieser Pandemie verloren habe und gemerkt habe, dass man natürlich irgendwie ganz viel füreinander da sein kann, aber durch diesen elementaren Schmerzmoment muss man alleine gehen. Also da kann einem niemand den Schmerz abnehmen, man kann eben füreinander da sein. Und ich finde, ich hab noch nie so viel geweint, glaube ich, beim Song schreiben wie bei dem Song, aber wie du schon sagst, ich glaube, natürlich ist es, glaube ich, gerade für uns jetzt alle auch mehr denn je spürbar, die Zeit vergeht und wir können so wenig gerade erleben von dem, was wir uns vielleicht vornehmen und trotzdem ist es, glaube ich, umso mehr füreinander da zu sein, aber eben auch zu merken, dass wir hier sind gerade und dass, solange man irgendwie es schafft, ein Lächeln im Gesicht zu behalten, auch immer Hoffnung da ist. Ja, selbst, also da gibt es ja auch diesen Song Untergang, also selbst da, also man, ja, es gibt immer einen Weg noch raus oder nach oben. Untergang ist ein Song, der eher so ein bisschen in die Richtung Jugendlichkeit geht, wo wir nie besonders die coolen Kids waren, aber trotzdem immer gewusst haben zu feiern. Und ich glaube, jeder ist irgendwann mal im Club der Verlierer, wenn man so möchte, mit dabei. Und wenn man das… Stimmt, da werden ja die Loser auch manchmal so ein bisschen gefeiert. Genau, und ich glaube, wenn man das schafft, sich eben drauf einzulassen, dann kann man trotzdem immer eine gute Party erleben. Ja, und man muss, also manchmal, man kann nicht immer der Held sein, manchmal ist man halt auch der Nicht-Held und es ist, ist alles, ist auch okay. Unbedingt. Das hat mich richtig berührt mit diesen Weinen, weil ich weiß, dass ich mal gelesen habe von dir, dass du eigentlich nicht so nah ans Wasser gebaut bist. Ein harter Hund bin ich eigentlich. Knallharter Hund. Aber immer, wenn ich dich in letzter Zeit so emotional wahrgenommen habe, da, also zum Beispiel auch bei Sing Mein Song, gerade diese Eileen-Interpretation von dir. Das waren die zwei Momente des letzten Jahres wahrscheinlich, ja. Leider hat es auch noch im Fernsehen ausgestrahlt, der eine Moment. Ja, tatsächlich war das natürlich bei Sing Mein Song erstmal eine wunderschöne Zeit mit ganz, ganz vielen tollen Leuten und es geht ja in dem Format darum, dass man Songs der anderen würdigt und so gut es geht eben, ja, für sich und mit der eigenen Stimme und Musik irgendwie interpretiert. Und ich habe damals mir den Song Eileen ausgesucht, weil ich den wahnsinnig schön fand. Ich wusste auch, dass Ian von den Mighty Oaks eben seine Mutter verloren hat, aber ich kannte die ganze Geschichte dahinter nicht. Mir ist in dem Moment so völlig bewusst geworden, was ich da eigentlich gerade mir für einen schweren Song ausgesucht habe, ja. Weil er hat dann da von dieser höchst dramatischen Situation erzählt, seine Mutter war schwer erkrankt, er lebte damals noch in den USA und er war in Berlin und ist dann erst zwei Tage, nachdem er den Anruf bekommen hat, dahin gekommen mit Ach und Krach. Noch war sie gerade noch so am Leben und als er dann irgendwie Medikamente holen gefahren ist, ist sie verstorben. Ist sie gestorben, ja. Als er das so erzählt hat und dabei eben auch permanent mit den Tränen gekämpft hat, so ein wirklich großer Löwe eigentlich, war das einfach unvorstellbar traurig in dem Moment und ich glaube in solchen Momenten dann aber eben auch keine Fernsehmomente oder irgendwas zu kreieren, wo man versucht irgendwie auf Teufel komm raus jetzt irgendwie auf eine Tränendrüse zu drücken oder sowas, finde ich das auch völlig in Ordnung. Wenn man dann einfach mit den Emotionen mitgeht. Ja, gerade in eurer Truppe da auch mit Stephanie Heinzmann und dir, DJ Bobo, Gentleman, Johannes Oerding, also das war eine unglaubliche, da war wieder viel Liebe. Also das war so ein großes Gefühl zwischen euch allen, hatte ich den Eindruck. Ja, es war auch einfach eine Zeit, wo wir gerade alle aus dem halben Jahr Lockdown gefühlt kamen und all das nicht machen durften, wofür wir leben und wofür wir irgendwie auch brennen. Und auf einmal durften wir eben mit höchsten komplizierten Auflagen da irgendwie wieder zusammen Musik machen und das hat einfach wahnsinnig gut getan, hat uns glaube ich allen irgendwie das Leben wieder für einen kurzen Moment zurückgegeben, was wir so lieben und das war einfach eine wahnsinnig tolle Truppe. Nochmal ganz kurz zu diesem Moment zurückzukommen mit Aileen, der Song, der ihm ja so viel bedeutet hat. Und du kanntest die Geschichte, der hat die Geschichte, ich glaub mich zu erinnern, ja auch dann erzählt, bevor du auf die Bühne gehen musstest, ne? Das war ja irgendwie so brutal, also ich hab dich schon so beobachtet und du denkst, oh nein! Ich hab ziemlich lang gut durchgehalten, fand ich, aber dann haben sie wirklich da auch nochmal vom Sender irgendwie auch noch den Song eingespielt und einfach nur Bilder gezeigt, wie Ian mit seiner Mutter als kleines Kind da irgendwie überall war und ja. Es war einfach zu viel. Kann man schon sagen. Allein, dass du das noch so hingekriegt hast, das dann noch so zu sehen. Ja, wir haben eine gute Pause gemacht. Ich glaub wir haben eine dreiviertel Stunde lang erstmal Pause gemacht und ja, ich hätt's da einfach nicht hinbekommen. Und ich finde Musik muss doch auch immer was Schönes sein und sollte eben, hab ich sonst auch nie so gehabt, dass ich irgendwie auf eine Bühne gehen muss, in Anführungsstrichen, und mich überhaupt nicht danach fühle und das war sehr respektvoll alles, dass eben die Möglichkeit da war, dass wir uns erstmal kurz sammeln konnten und dann, ja. Hab ich so hinbekommen. Ja, sehr gut. Ach genau, bevor ich vergesse, wo ich eigentlich hin will, das passiert mir oft. Aileen, als du den dann gesungen hast, geht's dann mehr um die, hast du dann mit ihm gefühlt, also mit seinem oder kommen da auch eigene Ängste oder Erlebnisse mit hervor? Also normalerweise ist es so, dass ich natürlich meine eigene Musik über diese eigenen Erlebnisse schreibe, aber wenn ich interpretiere oder wenn ich Musik höre, dann natürlich verbindet man die eigenen Geschichten damit. Und das ist natürlich auch das, was Musik ausmacht, dass man nicht vorgegeben bekommt, das und das muss jetzt so und so sein wie in einem Film, wo man sich den anschaut, sondern es gibt ja ganz, ganz viele Welten, die man so für sich selber finden kann. In dem Moment war es aber wirklich so, dass ich versucht habe, an möglichst wenig noch zu denken, weil es einfach eh schon völlig überfordernd war und ja. Ich war dann froh, als es vorbei war auch und.. Das hat man gemerkt. Das hat man wirklich gesehen. Ich weiß nicht, ob es da noch eine Pause gab, aber man hat gehört. Das war dann auch gut, aber ja. Natürlich macht es das ja auch aus, aber ich hätte mich wahrscheinlich noch wesentlich besser darauf vorbereiten sollen und mir vorher noch viel mehr durchlesen müssen, was da genau hinter war. Aber ja. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber jetzt wissen wir, wir haben ja immer alle gewusst, dass du ein harter Hund bist, aber jetzt haben wir eben hinter dem harten Hund dann doch noch, dann haben wir noch einen kleinen anderen Teil von dir gesehen, gehört. Nein, das war ja Spaß. Also ich meine, dass du nicht nur ein harter Hund bist, ich glaube, sonst könnte man auch nicht diese Songs schreiben, denke ich mir, Dido. Weil da muss man ja auch den Mut haben, Gefühl zu zeigen. Ja, unbedingt. Ich glaube, Gefühle zeigen ist das Wichtigste im Leben. Dass man ehrlich ist und man selbst ist, ist noch mindestens genauso wichtig, aber ich glaube, ohne Gefühle wäre das Leben sehr, sehr langweilig. Hast du da nie Probleme damit gehabt? Hast du nie das Gefühl gehabt, dass du dich verstellen musst? War das für dich immer einfach? So, ich bin der Joris und musstest du dich nie so verstellen? Ich bin Joris, so heiße ich im echten Leben und es ist in meiner Vita so, dass ich versuche, so zu sein, wie ich sein möchte und natürlich, ehrlicherweise ist es so, dass wenn man irgendwann auf großen Bühnen stehen darf, dass man immer verglichen wird mit anderen Leuten und jeder auch irgendwie eine Meinung zu Dingen hat, aber ich glaube, umso wichtiger ist es zu wissen, wer man ist und wo man herkommt und ja, das zu machen, worauf man Lust hat. Ich glaube, deine Eltern haben sich getrennt, aber du hast immer gesagt, ich bin mit viel Liebe groß geworden. Trennung ist immer nicht einfach für Kinder, aber trotzdem ist es wichtig, dass man als Kind immer spürt, ja, man wird geliebt, man ist gewollt. Unbedingt, ich glaube, dass die Kindheit natürlich für uns alle welche Überraschung, die das Fundament legt für den Rest des Lebens und ich bin mittlerweile Botschafter für beispielsweise SOS Kinderdorf und durfte erleben und hören, was es für Schicksale gibt und das sind nur ein paar, die ich mitbekommen habe und auf der ganzen Welt gibt es unglaublich viele schwere Schicksale und dazu gehöre ich definitiv nicht. Natürlich ist eine Trennung keine Geschichte, die man unbedingt haben möchte als Kind und auf der anderen Seite kenne ich genügend Freundinnen und Freunde, die aufgewachsen sind in Familien, die der Kinder wegen zusammengeblieben sind, auch das ist, glaube ich, dann nicht unbedingt schöner. Und wichtig ist, glaube ich, dass man, solange man hier auf diesem wunderschönen blauen Planeten weilt, den Leuten um sich herum so viel wie möglich positive Dinge gibt und für Dinge brennt und eben auch weiß, wer man ist und wo man herkommt und was man gerne machen möchte, weil ich glaube, das einzige, was von uns bleibt, neben all den Dingen, die wir irgendwie in unserem Leben als Erinnerung irgendwie halten, hoffentlich, ist eben einfach Liebe. Und ich glaube, alles Materielle ist im Vergleich da sehr wenig, sehr unwichtig. Es ist ja auch immer so, dass die Menschen am Ende ihres Lebens, da gibt es ja ganz tolle Bücher darüber, die sprechen nie über ihre Karriere oder was sie da verpasst haben, hätte ich das noch gemacht, sondern es geht immer um Beziehungen, um emotionale Verbindungen zu Menschen, dass dann eher kommt, ach hätte ich da mehr Zeit investiert, hätte ich den Streit noch geschlichtet und da sieht man ja, was eigentlich im Leben zählt. Ja, leider sieht man es, also ich will mich da gar nicht jetzt irgendwie besonders rausnehmen, also es ist natürlich auch in meinem Leben so, dass ich viel Zeit beispielsweise hier jetzt gerade in meinem kleinen Studio verbringe und auch nicht nur das mache, was ich liebe und nicht nur für meine Leute da sein kann, sondern natürlich eben auch viel Dinge mache, wo ich mir manchmal denke, schade, ich hätte mir einfach irgendwie die Zeit anders aufteilen können. Und ich glaube, sich immer wieder mal selbst zu hinterfragen und zu gucken hilft und wie gesagt, ich glaube das Wichtigste ist eigentlich immer ein Lächeln im Gesicht zu haben, dann hat man irgendwie, glaube ich, vieles richtig gemacht. Und das ist so ansteckend, das darf man nie unterschätzen, also ich glaube, das geht uns allen so, wenn es uns schlecht geht und dann sehen wir jemanden, den wir vielleicht gar nicht kennen und der lächelt uns an und das ist halt jetzt mit der Maske ein bisschen schwierig, aber man sieht es ein bisschen sogar in den Augen. Ja, unbedingt. Allein daran sieht man, wie viel uns auch genommen wurde, ja? Also es ist keine einfache Zeit. Nein, es ist überhaupt keine einfache Zeit. Ich glaube, es ist sogar eine sehr schwere Zeit für uns alle. Und ja, ich hätte ganz am Anfang der Pandemie gedacht, dass es so ein bisschen ist wie bei Independence Day oder keine Ahnung was, dass da irgendwie so ein Alien oder ein Virus auf die Erde kommt und alle zusammenhalten. Ich glaube, zwei Jahre später wissen wir, dass das leider nicht der Fall ist, sondern dass es irgendwie noch viel mehr zur Spaltung beiträgt und umso wichtiger ist es, dass wir eben bald hoffentlich wieder auch Konzerte und Kultur und Kunst erleben können, weil das sind, glaube ich, die Momente, wo wir alle zusammenkommen, egal woran wir glauben, egal wo wir herkommen und einfach für einen Abend lang alle zusammen abfeiern und das Leben genießen können und das verbindet und das fehlt, glaube ich, gerade elementar. Ich glaube, das ist auch das, was das Gefühl für Künstler wie dich, ja, also auch so besonders macht, weil diese Schwingungen, ja, wenn einfach diese Menschen deine Musik, teilweise singen die ja die Lieder mit und ich glaube, da kommt so viel zurück und ja, und da entsteht was, ne? Unbedingt. Also von dir bleibt ja was, also das ist doch das Schöne. Das ist ein schöner Gedanke. Ich hoffe, dass das wirklich so ist, ja klar, es gibt große Musiken, die die Zeiten auf jeden Fall überdauern und wenn meine Musik auch nur ansatzweise irgendwie damit dazuziehen dürfte, würde ich mich sehr glücklich schätzen. Hast du denn Rückmeldungen bei Songs, wo die Leute dir ganz, ganz viel sagen, der bedeutet mir viel? Ja, das ist aktuell leider nicht ganz so leicht möglich, aber ich bin eigentlich jemand, der auf den Konzerten danach sich immer nochmal irgendwie Zeit nimmt und ich liebe es eigentlich auch mit den Leuten mich danach noch zu unterhalten und Autogramme natürlich zu geben und Fotos zu machen, aber eben auch Gespräche zu führen und da kommt super viel wunderschönes Feedback eigentlich zurück und ich merke dann immer wieder, dass Musik, die ich vielleicht mit einer ganz konkreten Geschichte verbinde, eben auf einmal ganz anders verstanden wird bei jemand anderem und das ist natürlich eine große Ehre. Ein Song, der wirklich so wunderschön ist und auch traurig, aber auch nicht nur traurig, so wie auch mit der Hoffnung. Ich fand das so mit diesem Song, Leb wohl. Ja, der letzte Song des Albums. Ja, also der ist, das Tolle an diesem Song finde ich eben, dass man, ja also das ist ja ein Abschied, kann man so sehen, aber trotzdem, dass man sich noch was bedeutet, in umarmenden Gedanken miteinander verbunden sein könnte. Ja, also so ist der Song auch gemeint. Also ich hatte eine Langzeitbeziehung über acht Jahre, die dann aufgrund von diversen Umständen irgendwann einfach so auseinander gedriftet ist, dass diese beiden Welten eben nicht mehr so synchron waren, wie es vielleicht sein müsste und trotzdem habe ich ja großen Respekt nach wie vor vor der Dame und wir wünschen uns gegenseitig, glaube ich, nur das Beste und trotzdem, jede Beziehung ist anders und es gibt Gründe, warum Beziehungen zu Ende gehen, die das nicht ermöglichen, aber ich wünsche uns eigentlich allen, wann immer mal Reisen zu Ende gehen, dass man mit größtem Respekt dem Ganzen immer auch begegnen kann. Ich hatte vor kurzem einen Gast, der auch getrennt ist von seiner Frau und die kriegen das irgendwie unheimlich gut geregelt, die haben beide neue Partner, haben gemeinsame Kinder und der meinte dann zu mir, er glaubt, es ist viel eine Egosache. Ich glaube, es ist sogar noch mehr als eine Egosache, ja, aber es ist so vieles im Leben, glaube ich, so, dass wenn man mit sich selbst im Reinen ist, dass man dann, glaube ich, auch vieles viel objektiver oder vielleicht auch einfach besonderer sehen kann. Und natürlich, wenn ich in einer Situation bin, wo ich selber überhaupt nicht mit mir im Reinen bin oder wo ich vielleicht noch komplett in dieser Beziehung eigentlich drinne hänge, dann ist es wahnsinnig schwer, jemand anderem oder der ehemaligen Partnerin das Beste der Welt zu wünschen und glücklich zu sein für sie, wenn sie jemanden Neuen finden. Aber wenn Zeit vergeht und man es schafft, diese Ruhe wieder zu finden und auch für sich selber zu wissen, was Glück ist und wie man es vielleicht finden kann, dann kann man doch umso mehr den anderen Menschen um sich herum das Gleiche wünschen. Ja, das ist so ein wunderschöner, also, wenn man so ein Lied geschaffen hat wie dieses Lebwohl, also, zumindest, ich weiß ja nicht, wie es privat bei dir ist, du willst ja auch nicht so über dein Privatleben reden, deshalb sehr nett, dass du mal was erwähnt hast. Ja, genau, also, man muss sich nur dein Album anhören, dann weiß man eigentlich ganz viel über dich, ne? Aber es ist halt immer ein Unterschied, ob man es dann noch so in Worte formuliert. Aber immerhin in diesem Song, scheint mir, hast du das geschafft, jemanden auch nach einer Trennung noch verbunden zu sein. Naja, die Musik auf den Alben sind natürlich immer Momentaufnahmen, so und ich glaube, als solche betrachte ich die auch und Lebwohl habe ich eigentlich als einen der ersten Songs für das Album geschrieben vor drei Jahren und war da eben gerade noch komplett in dieser Findungsphase von mir selbst und von der neuen Welt, in der man dann drinne ist. Ich glaube, das ist auch wichtig für mich, auch ein wichtiger Lernprozess, dass Dinge so entstehen, wie sie dann sind, das ist die Magie des Moments und das danach dann nicht irgendwie nochmal 15 mal neu umzuschreiben und nochmal neu aufzunehmen, was auch ein Teil von mir ist, diese Detailverliebtheit, die ja auch im ganzen Album drin ist, ist, glaube ich, für mich eine Erkenntnis, die ich erst auf diesem Album so richtig zulassen konnte. Da gibt's beispielsweise auch in Nur die Musik eben diesen Chor, der im Bus aufgenommen ist, im Tourbus aufgenommen ist, mit dem Handy, den hätte ich normalerweise immer nochmal versucht, im Studio viel besser aufzunehmen, aber die Energie war eben in dem Moment da und das dann zuzulassen, macht, glaube ich, dann natürlich die Leichtigkeit, aber eben auch diese Magie aus. Weil wir vorhin von Weiterentwicklung gesprochen haben, also ich würde mal sagen, dass das eine große Weiterentwicklung ist. Unbedingt. Also so stolz ich auf das letzte Album bin und da gab's wahnsinnig schöne Songs drauf und ich würde sagen, es ist wahrscheinlich auch das audiophilste Album, was ich jemals geschrieben habe, aber da hatte ich so eine Maxim, oder wir als Team hatten die Maxim, dass es sein muss, dass alles auf diesem Album muss analog im Studio quasi aufgenommen sein, also auf Band dann nachher noch aufgenommen sein und was weiß ich nicht alles. Und das hat dazu geführt, dass ich zum Beispiel bei Du, eigentlich dem erfolgreichsten Song auf dem zweiten Album, eine Gitarre in meiner Küche aufgenommen habe, in der WG, spätnachts und die haben wir dann tatsächlich im großen Studio über zwei Tage lang versucht, genau so klingend dann nochmal analog aufzunehmen. Und das ist natürlich alles andere als intuitiv, hat natürlich dafür gesorgt, dass es wirklich, finde ich, eine unglaublich toll produzierte Platte geworden ist, mit wirklich auch tollen Songs drauf, aber diese Leichtigkeit eben zuzulassen und auch mal damit zufrieden zu sein, dass es vielleicht jetzt nicht das Optimum in eine Richtung rausgeholt ist, dafür aber ein Optimum in Kreativität und Momentaufnahme zu finden, ist, glaube ich, die Maxim für dieses Album gewesen und ich bin sehr gespannt, was mir für das nächste Album einfallen wird, aber es ist immer wichtig, irgendwie für mich so einen großen künstlerischen Faden zu haben. Ich hab sowieso überlegt, jemand, der so detailverliebt ist wie du, dass du behaupten, weil jetzt hast du ja so ein bisschen auch mal zugelassen, mal ein bisschen was anderes, aber so, dass du behauptest, schaffst ein Album dann fertig zu kriegen. Dreieinhalb Jahre, ja. Aber ja, böse Zungen behaupten, das ist viel zu lange Zeit, aber ich bin sehr froh drum, weil ich glaube, dass jeder Song einfach die Zeit braucht und auch ein gutes Album eben eine reife Zeit braucht und ich bin froh, dass ich nicht 2020 das Album als nur die Musik rausgebracht habe, sondern der Zeit geschuldet eben auch nochmal im Lockdown ins Studio gegangen bin und das Leben ist eben alles. Es ist nicht nur schön, es ist nicht nur traurig, es ist nicht nur Liebe, es ist alles auf einmal und Willkommen, Goodbye ist ja genau das und zwar mit eigentlich einem Hang zum Positiven. Den hast du damals ja auch gespielt, ne, dort bei Sing My Song und das ist ja, das ist so, die waren ja hin und weg, so alle Teilnehmer. Das ist Teil des Konzepts. Ich glaube, die lassen uns da einfach so lange drehen, bis wir alle so übermüdet und alkoholisiert sind, dass wir sowieso alles abhängen. Aber ich glaube, ein bisschen, also ein klein bisschen lag es, glaube ich, auch an dem Song von dir, oder? Ich hoffe, ich hoffe. Ne, also und da hat man ja auch gespürt, ich glaube, das ist halt auch ein Lied, was live, ja, das muss auf die Bühne, oder? Das will man ja teilen mit anderen, mit Fans. Es hat einen großen Pathos und eine große Energie und ich habe im Sommer das ein paar Mal auf der Bühne spielen dürfen und muss sagen, es hat sich sehr richtig angefühlt. Das kann ich mir gut vorstellen. Aber auch schön, dass du zum Beispiel keine Angst hast, aber das ist mir auch bei anderen, bei den anderen Alben schon aufgefallen, also du hast keine Angst vor Pathos. Naja, ich glaube, es gibt halt Klischees und Klischees haben natürlich auch eine Bedeutung, wenn wir jetzt mal musikalisch so tief eintauchen, die entweder sehr leicht und fast so ein bisschen abturnend benutzt werden können und es gibt natürlich aber auch Klischees, die wichtig sind und die eben auch das Verständnis vielleicht zusammenbringen, dass eben auch jeder irgendwie einen Zugang finden kann. Ich glaube, wichtig ist eben nicht zu viel darüber nachzudenken und dann auch nicht zu sehr den Rotstift überall anzusetzen, sondern wenn etwas entsteht, eben das auch zuzulassen. Und Pathos ist, glaube ich, für mich als jemand, der immer an die Hoffnung auch glaubt, ganz, ganz wichtig und ich glaube, Pathos ist manchmal auch was, was vielleicht gerade sogar fehlt. Wie sieht es denn jetzt in Zukunft bei dir aus? Erst war ja die Tour im Frühjahr, glaube ich, geplant, aber die ist jetzt schon wieder verschoben worden. Ja, die Tour im Frühjahr, ich glaube, jeder, der mal die Zeitung aufgeschlagen hat, kann sich denken, dass es zumindest sehr schwer ist zu planen aktuell. Ich wünsche all meinen Kolleginnen und Kollegen, die im Frühjahr auf Tour gehen werden, dass das tolle Konzerte werden. Ich für meinen Teil halte es im Moment für wichtiger, eben darauf zu achten, dass ich gerne Musik so empfinde und verstehe, dass eben keiner ausgeschlossen wird und alle gemeinsam eben zusammenkommen können und habe große Hoffnungen darauf, dass wir das im September eben hinbekommen und haben deswegen nochmal gesagt, wir warten jetzt einfach nochmal fünf Monate länger. Es fühlt sich ganz schlimm an, um ehrlich zu sein, weil das noch fast ein Jahr hin ist, mittlerweile nur noch zehn Monate, aber es ist noch sehr, sehr lange hin und trotzdem weiß ich, dass das, und nicht nur die Joris-Konzerte, sondern alle Konzerte, die dann wieder stattfinden können, werden unglaublich tolle Konzerte werden. Und ich glaube, das liegt daran, dass natürlich alle jetzt gerade so lange darauf verzichten mussten, sowohl wir Künstlerinnen und Künstler, als auch eben die Leute im Publikum. Und ich kann versprechen, dass wir alles Menschenmögliche tun werden, dass sich da jeder auch sicher fühlen kann und, ja, ich glaube, dann kann man den Kopf ausmachen und das genießen, was ich liebe und was wir alle lieben, nämlich die Musik. Das wird so, also, das wird, glaube ich, es hat ja schon so ein bisschen, wir waren ja in einer besseren Phase im Sommer und dann war es ja manchmal schon, diese Momente hat jeder von uns, auch der Jezu halt ja erlebt, man hatte so ein leichtes Gefühl der Normalität wieder. Leider sind wir halt jetzt wieder von anderen Tatsachen eingeholt worden. Hoffen wir, dass nicht jetzt noch irgendwelche anderen Mutationen kommen, aber ich meine, man darf auch nie vergessen, wie viel Tolles passiert ist, dass wir zum Beispiel so einen Impfstoff haben. Also das muss man halt auch alles sagen und vielleicht ergibt das auch, ich meine, die haben über Krebs geforscht, die sind mittlerweile dran, dass die auch andere Möglichkeiten haben, vielleicht gegen Krebs zu impfen. Also es muss nicht alles nur schlimm sein. Ja, ich bin immer vorsichtig, in einer Pandemie irgendwas Positives abzugewinnen und wäre froh gewesen, wenn wir keinen Impfstoff gebraucht hätten und die Pandemie nicht da wäre, aber natürlich hast du recht, ich glaube, es ist wichtig, das Positive zu sehen. Und ich glaube, das Allerwichtigste jetzt gerade ist, aufeinander Acht zu geben, zu verstehen, dass niemand diese Pandemie will und niemand sie quasi aktiv heraufbeschworen hat und dementsprechend wir alle gemeinsam da gerade in dem gleichen Boot sitzen und umso wichtiger, dass wir aufeinander Acht geben. Ja, das hast du, du hast ja auch selber, gut, dass du das nochmal zurecht gerückt hast, weil es ist natürlich, wir hatten gerade letzte Woche diese, ich meine, das muss man sich mal überlegen, über, also da war ja diese Schwelle, hunderttausend Menschen und es sind schon wieder viel, viel mehr, sind an diesem Virus gestorben. Also das, was da Schicksale dahinter sind und du hast ja auch gesagt, du hast einen Menschen verloren, du bist da ja nicht alleine. Also es ist schon eine große, große, große, große Tragödie. Das kann man nicht kleinreden. Das stimmt. Ja, das muss man immer wieder sagen und ja, da muss man einfach hoffen, dass wir vielleicht dann doch, dass die gräben dann, dass innerhalb der Gesellschaft, dass die vielleicht dann überwunden werden. So hat ja jeder Möglichkeiten, was zu tun. Unbedingt. Ich glaube, das ist der Grundpfeiler einer Gesellschaft. Ja, da hast du vollkommen recht. Kassel wollte ich noch ansprechen, weil wir sind, du hast so tolle Dinge über Kassel gesagt und das Publikum dort, das lag natürlich daran, dass du nach einem schlimmen Erlebnis in Ansbach, wo es diesen Terroranschlag gab und auch verletzte ganz dramatisch alles und dann bist du aber nach diesem Konzert, bist du in Kassel aufgetreten und da, ich glaube seit der Zeit hast du eine große Verbindung zu Kassel. Ich bin gleich zweimal da aufgetreten und das war eigentlich ein Sommer 2016, in dem ich so zum ersten Mal richtig groß auch unterwegs sein durfte und so ein bisschen die Früchte von dem Jahr davor tragen konnte und ich war ehrlicherweise mit einer totalen Unbekümmertheit unterwegs. Natürlich habe auch ich die Bilder vorher gesehen aus Paris, aus dem Bataclan, was da passiert ist, aber es ist wie mit so vielen im Leben, man denkt nicht daran, dass man selber irgendwann mal betroffen sein könnte. Und dann gab es eben diesen Terroranschlag, diesen Bombenanschlag in Ansbach und ich habe da, ja wir alle haben da irgendwie Todesangst durchlitten und sind da irgendwie alle trotzdem unbeschadet rausgegangen aus meinem Team. Und trotzdem hatten wir natürlich diesen riesen Schrecken mit dabei und dieses Trauma und haben eben dann drei Tage später in Kassel gespielt und ich weiß noch, dass ich mit Polizeischutz waren wir dann da irgendwie unterwegs und ich hatte überhaupt alles andere vor, aber nicht mehr in dem Moment auf eine Bühne zu gehen gerade. Wir hatten dann vor dem Konzert draußen, gab es so einen schönen Bereich, wo wir irgendwie mit einem Psychiater eben gemeinsam saßen und uns unterhalten haben und jeder hat so gesagt, wie es ihm gerade geht und wie seine Aussicht ist und es wurde nochmal gesagt, dass niemand auf die Bühne gehen muss, der sich gerade nicht danach fühlt und haben eigentlich alle aber schöne Worte gefunden und dann war unser Lichtmann dran und der hat gesagt, ey wir haben jetzt einfach mehr denn je die Mission Liebe in die Welt zu tragen. Irgendwie war das super schön und dann ging es aber trotzdem weiter, der Soundcheck war fertig, die Leute kamen und ich stand vor der Bühne und war im Begriff auf die Bühne zu gehen und ja, ich konnte einfach nicht, ich hatte einfach wahnsinnige Angst auf die Bühne zu gehen. Ich hab's dann irgendwie mit viel Schubserei hinbekommen auf die Bühne zu kommen, hab glaube ich das schlechteste Konzert gespielt, was ich jemals gegeben habe, ich war einfach überhaupt nicht anwesend, ich hatte einfach nur Angst und hab dann irgendwann Nasenbluten bekommen und ich hab mich schon immer gefragt, was passiert, wenn ich auf der Bühne Nasenbluten bekomme oder irgendwas passiert, dass ich einfach nicht mehr weitermachen kann und es hat wirklich auch nicht aufgehört und die Band hat dann im Kreis gespielt, fünf Minuten lang Blues oder irgendwas, das war einfach völlig absurd. Und als das aber dann durch war, bin ich wieder auf die Bühne gegangen und hab einfach meine Band dann aus dieser Katastrophe angehalten, die Musik ging aus und ich hab gesagt, ey Leute, wir kommen gerade aus Ansbach, vielleicht haben das ein paar Leute mitbekommen, es gab da einen Terroranschlag und es tut mir wahnsinnig leid, dass ich hier heute so ein unfassbar schlechtes Konzert bisher gegeben habe, aber ich fühle mich überhaupt nicht danach, hier auf der Bühne zu stehen und dann gab es einfach über fünf Minuten lang Applaus. Das ist so schön. In dem Moment war ich irgendwie wirklich so dermaßen aufgefangen von diesen wundervollen Kasslerinnen und Kasslern und hab mich danach total befreit aufspielen können und das war dann auch zum Glück noch ein richtig, richtig schönes Konzert mit ganz, ganz viel Leichtigkeit wieder im Bauch und natürlich ist es damit nicht weg gewesen und natürlich braucht es Zeit, um Zu heilen. Zu heilen, wenn man so möchte oder zumindest damit umgehen zu können und trotzdem war es einfach für mich einer der schönsten Momente insofern, als dass ich erleben durfte, dass wir doch irgendwie alle sehr, sehr viel Verständnis füreinander haben und nur, wenn man auf einer großen Bühne steht, heißt das nicht, dass die Leute von einem nur erwarten, dass man wie eine Marionette jeden Abend irgendwie das gleiche runterspielen können muss. Und dass man ehrlich sein kann. Also das finde ich so großartig. Und dass Ehrlichkeit am Ende vielleicht auch immer siegt. Da verbindet uns alle, das glaube ich ganz fest, doch so eine Menschlichkeit, ja? Also so eine Ebene, dass wenn jemand anders sagt, ach ich hab sowas schlimmes erlebt und dann fühlt man sich, dann fühlt man mit, da ist halt Empathie da und die hast du dann in voller Woge abbekommen quasi. Ja. Von den Kasselanern dort. Ja, schön. Das ist echt. Aber das wird immer so eine, wahrscheinlich sind ja so, das ist immer so eine Empfindung, das ist eine gute Empfindung einfach mit dem Ort, was du verbindest dort. Ja, ich verbinde natürlich auf dessen, dass ich so viel unterwegs sein durfte mit ganz, ganz vielen tollen Städten in Deutschland und Österreich, Schweiz, Italien, Belgien, mittlerweile Luxemburg. Stimmt, du bist ja Weltstar. Ich bin quasi Weltstar, kann man sagen. Wunderschöne Momente und tolle Bekanntschaften. Aber mit Kassel werde ich das natürlich für immer verbinden und ja, ich bin da wirklich sehr dankbar, dass ich das so erleben durfte. Sehr schön. Du hast mit 14 Jahren, ich weiß, da bist du schon oft danach gefragt worden und so, aber vielleicht haben es einige Hörer noch nicht mitbekommen, ein Liebeslied für Emma Watson geschrieben. Ja, das ist die meistgestellte Frage an mich seit sieben Jahren. Sorry. Aber gibt's denn diesen Song noch? Nein, den gibt's zum Glück nicht. Ich glaube, sonst dürfte ich heute keine Interviews geben. Also ich habe tatsächlich mit zehn oder elf Jahren meinen ersten Song geschrieben für Emma Watson. Das ist für alle, die sie nicht kennen Hermine Granger aus Harry Potter damals und wir sind ungefähr gleich alt und ich war unsterblich verliebt, nachdem ich den ersten Film gesehen habe. Und ja, jedenfalls habe ich dann gedacht, wenn ich irgendwie mal Kontakt zu ihr aufnehmen möchte, habe ich das gemacht, was man eigentlich allen Musikern unterstellt, nämlich einen Liebessong geschrieben, um irgendwie die große Liebe zu erreichen. Und habe alle meine 75 Vokabeln, die ich bis dahin in Englisch konnte, irgendwie aneinandergereiht, hab's aber nie abgeschickt und bin ganz froh drum mittlerweile. Aber ich kann's ein bisschen verstehen, weil die ist wirklich auch in diesem, das ist schon auch so eine ganz bezaubernde Schauspielerin und auch in ihrer Figur. Also da hast du keinen schlechten Geschmack gehabt. Würde ich auch sagen. Heutzutage bin ich nicht mehr ganz so mit dem Herzen mit dabei, muss ich ehrlicherweise sagen, aber ich hab großen Respekt vor ihr. Sie hat eine tolle, große Rede gehalten vor der UN über Frauenrechte, sie engagiert sich sehr viel, sie ist eine tolle Schauspielerin und in diesem Sinne für sie alles Beste. Ja, das war, also es gibt ja Dinge, wo man denkt, oh Gott, wie peinlich, also ich finde, das ist völlig okay. Habe ich nochmal Glück gehabt. Wer weiß, das hast du ja verraten, wer weiß, über wen du noch alle Songs geschrieben hast, von denen wir gar nicht wissen und die du gar nicht an die Öffentlichkeit kommen hast lassen. Lass uns noch ganz kurz über Weihnachten sprechen, weil dann haben wir auch so, nee, magst du Weihnachten? Mittlerweile einigermaßen, ja. Ich war früher nicht unbedingt der größte Weihnachtsfan, mit einer etwas zerrütteten Familiengeschichte, nicht ganz, ganz unverständlich wahrscheinlich, aber ich liebe Weihnachten mittlerweile sehr, um jetzt das auch mal in den Mund zu nehmen, das Wort, weil ich tatsächlich keine andere Zeit im Jahr kenne, wo man irgendwie so in Ruhe und Besinnlichkeit zusammenkommen kann mit den Menschen, die man liebt. Und ich weiß das mittlerweile sehr zu schätzen, also mein grünes Grinch-Kostüm habe ich mittlerweile ausgezogen. Und wie bist du, weißt du schon, wie du feiern wirst an Weihnachten? Ich werde mit meiner Familie in meiner Heimat Ostwestfalen Lippe, werde ich auf jeden Fall zusammenkommen und ein paar besinnliche Tage verbringen. Ich mag das sehr gern an der Zeit, dass wirklich das Handy ja gefühlt bei jedem dann auch aus ist, also aus der Branche. Das heißt, es gibt da keine Not, irgendwie sein Handy in der Nähe zu haben, um bloß nichts zu verpassen, sondern ich kann da wirklich komplett abschalten und werde im Kreise der Familie sein. Und was, die Frage kommt jetzt, aber du hast es ja schon auswendig, was für ein Essen gibt es? Weißt du schon, was es bei euch geben wird? Bei uns gibt es nie so eine fixe Rezeptur, um jetzt das richtige Wort noch zu finden, sondern es ist tatsächlich so, dass wir eigentlich jede Weihnachten irgendwas anderes haben. Aber es ist doch meistens sehr weihnachtlich und auch festlich, es gibt meistens Klöße und Rotkohl natürlich. Und ansonsten bin ich ehrlich gesagt nicht so wählerisch. Ich bin eher froh, wenn es einen guten Wein noch dazu gibt und viel gute Zeit. Singst du an Weihnachten? Nein, ich bin an Weihnachten natürlich, wenn ich in der Kirche bin, dann singe ich auch mit, mit allen anderen, aber ich mache kein großes Vorspiel. Es ist für mich immer so ein bisschen vergleichbar mit jemandem, der vielleicht Arzt ist oder so, Chirurg, stelle ich mir jetzt mal kurz vor. Und wobei, Chirurg ist schlechtes Beispiel, weil wenn es Gänse gibt, dann muss man ja doch auch seine Handfertigkeiten rausholen, aber ansonsten hoffe ich, dass ein Arzt zu Weihnachten auch nicht voroperieren muss, sondern er selbst sein darf. Und es gibt aber schöne Erinnerungen, auf jeden Fall, ich habe ein paar größere Weihnachts-, gemeinsame Weihnachtssingen mitgespielt. Im Dortmunder Westfalenstadion beispielsweise vor 80.000 Leuten. Und das war schon sehr, sehr schön. Das mache ich doch auch ganz gern. Bevor du entschwindest, will ich mit dir noch kurz über Fußball reden. Du bist immer noch HSV-Fan. Ich weiß nicht, ob man das so nennen kann, dass ich großer Fan bin, aber ja, ich bin als kleiner Junge mit meinem Opa aus Hamburg immer noch für die letzten paar Minuten zum großen HSV gegangen. Und da durften wir immer noch ins Volksparkstadion, dann haben uns die Ordner am Ende einen alten Mann mit einem kleinen süßen Kind nochmal reingelassen, obwohl wir keine Karten hatten. Oh, wie toll! Und es ist so, dass ich das wahnsinnig toll fand und immer schon seitdem dem HSV nur das Beste wünsche. Aber ich gebe auch zu, ich bin Ostfors-Faler auch durch und durch mittlerweile und für die Armenier Bielefeld drücke ich auch jedes Mal die Daumen. Das habe ich nämlich gewundert, weil ich habe irgendwie gelesen, HSV und dachte, weil Armenier ist ja auch so ein Herzensverein. Aber HSV, weil du gesagt hast, ich wünsche denen alles Glück der Welt, die können auch dein Glück gebrauchen. Ich habe nochmal geguckt, jetzt sind sie auf dem fünften Platz und St. Pauli ist auf dem ersten. Du bist aber schon mehr als ich. Siehst du, du bist nämlich, obwohl ich gedacht habe, du als alter Fußballer, du warst doch Stürmer, Torwart. Ich war alles mit dabei. Ich spiele auch gerne und ich mag auch Sport an sich sehr, sehr gerne, aber ich habe doch jetzt irgendwie so ein bisschen diese ganz große Leidenschaft abgelegt, dass ich jetzt unbedingt immer ins Stadion müsste oder so. Aber ich bin gern auch im Stadion. Es ist ein bisschen eine Chameleon-Antwort, die ich hier gerade gebe, merk ich. Ja, aber ich kann das irgendwie nachvollziehen, weil es geht vielen so mittlerweile auch mit dem Fußball, dass die so eine gewisse, naja, man muss auch aufpassen, das sagen selbst Leute im Fußball, wohin man driftet. Also mit Katar und man muss aufpassen, dass man nicht seine Fans verliert. Im Moment dieses, ich weiß nicht, wie es dir geht, wenn du jetzt da mal siehst, weil in Köln waren 50.000 Leute im Stadion, da habe ich mir schon gedacht, oh je, das kann ich jetzt nicht so ganz freien Herzens mir anschauen. Ja, es ist natürlich, ehrlicherweise, ich glaube, ich muss immer ein bisschen aufpassen, was man sagt, weil leider gibt es eine sehr hohe Emotionalität in diesem Thema, aber es ist trotzdem, glaube ich, gerade wenn man mal an die Pflegerinnen und Pfleger denkt, die gerade auf Intensivstationen wochenlang unterbesetzt ihr Bestes geben, um möglichst viele Menschenleben zu retten, um ganz offen und ehrlich zu sprechen, dann ist es natürlich ein Schlag ins Gesicht, wenn man sich dann ein volles Fußballstadion anschaut oder große Partys anschaut und die Leute gefühlt zumindest nicht ganz so große Acht darauf geben, sich zu schützen und gegenseitig zu schützen. Deswegen finde ich, kann ich zumindest verstehen, wenn es sich sehr, sehr komisch anfühlt, diese Bilder zu sehen. Auf alle Fälle, trotz allem wünschst du dem HSV, dass er aufsteigt. Ich glaube, so kann man es beenden, oder? Das wünsche ich dem HSV auf jeden Fall. Und St. Pauli, dürfen die auch aufsteigen? Ja, das ist das Schlimme, das ist mir fast unangenehm zu sagen. Mein Vater kommt auch aus Hamburg und der ist St. Pauli-Fan immer gewesen. Mein Opa ist eben, aber wenn ich die besucht habe und ich war oft in Hamburg, sind wir immer zum HSV gegangen. Das heißt, ich bin einer, wahrscheinlich der einzige Mensch in Deutschland, der beiden für einen wohlgesonnen ist. Das ist ja wirklich verrückt. Und sich das Beste für beide wünscht. Ja, aber guck mal, aber auch das geht. Siehst du? Man denkt immer, das geht nicht. Ja, aber viele Leute würden jetzt gerade sagen, das geht nicht. Das darf man, glaube ich, eigentlich per Gesetz nicht. Aber ich versuche das eigentlich eher so für mich zu behalten. Jetzt hast du es erzählt. Jetzt habe ich es erzählt. Großer Mist. Danke, dass du so offen warst, Joris, und auch mit mir über Weihnachten geplaudert hast. Sehr gerne. Ich wünsche dir alles, alles Liebe und wir freuen uns sehr, wenn du wieder hier zu uns kommst, wenn du live spielst und auch deine Fans. Wir spielen ganz fleißig deine Musik und ich kann dir wirklich nur sagen, dass deine Titelhörer das sehr lieben, deine Musik. Es freut mich sehr zu hören. Vielen lieben Dank. Ich freue mich sehr auf den September, wenn wir uns hoffentlich alle auf Tour wiedersehen können. Auch wenn es noch ein bisschen hin ist. Genau. Alles, alles Liebe für dich, Joris. Dankeschön. Bis bald. Hier heißt das neue Album von Joris. Falls Sie reinhören wollen, unter Silvier am Sonntag finden Sie alles zu meinem heutigen Gast. Da können Sie auch den Podcast abonnieren oder sich frühere Gespräche anhören. Entweder im Podcast oder am Sonntag im Radio zwischen 9 und 12. Ich hoffe, Sie hören zu.