Nachrichten
>
Magazin,
Nordhessen
> Mama-Bloggerin Joschy_84: Influencerin aus Nordhessen
05.10.2020, 14:33 Uhr
Joanna Hanisevski -
Nordhessin ist Familien-Influencerin
© FFH
Joanna Hanisevski aus Bad Sooden-Allendorf alias Joschy_84 postet Bilder aus ihrem Leben als Mama von drei Kindern und hat mittlerweile über 250.000 Fans auf Instagram.
Während ihr Mann im familieneigenen Restaurant arbeitet, kümmert sie sich um drei Kinder und leistet quasi nebenbei einen Full-Time-Job mit über 60 Wochenstunden: Joanna Hanisevski ist hauptberuflich Mama-Bloggerin. Als Joschy_84 postet sie Bilder und Videos aus ihrem Leben und hat mittlerweile über 250.000 Fans auf Instagram. Mit FFH-Reporter Marcel Ruge hat sie über ihren ungewöhnlichen Beruf gesprochen - über Geld, Kritiker und darüber, welche Rolle Mama-Influencerinnen für andere Mütter spielen.
Angefangen, Bilder von ihrer Familie zu posten, hat Joanna vor etwa vier Jahren nach der Geburt ihres dritten Kindes, Tochter Sofia. "Ich war zu der Zeit viel alleine, mein Mann hat im Restaurant gearbeitet und ich habe den Austausch zu anderen Müttern gesucht, war viel alleine und wollte wissen, was mache ich, wenn sie nicht schläft, einen wunden Po kriegt und so weiter", sagt die Nordhessin.
Weniger allgemeine Ratschläge als individuelle Erfahrungen
"Und dann habe ich als Hobby angefangen Bilder zu posten und Texte zu schreiben. So habe ich die Leidenschaft dafür entdeckt und irgendwann kamen Firmen auf mich zu." Dass man mit dem Hobby auch Geld verdienen kann, sei ihr zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst gewesen. Vielmehr ging es um den Austausch auf Augenhöhe, bei dem weniger allgemeine Ratschläge gegeben werden, als ganz individuelle Erfahrungen und Tipps.
Wie das Hobby der Instagramerin zum Beruf wurde
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Ja, es ist eigentlich ganz einfach. Aus einem Hobby wurde Beruf. Ich bin da reingerutscht, als meine dritte Tochter geboren wurde, war ich halt viel alleine. Mein Mann war hier im Restaurant und ich habe den Austausch gesucht. Zu den anderen Müttern war viel alleine zu Hause. Was mache ich, wenn die einen wunden Po hat, wenn die nicht schläft, die Zähne kriegt. Und dann habe ich das wirklich als Hobby, mich mit anderen Müttern ausgetauscht und habe dann selber angefangen, Texte zu schreiben, Fotos zu posten und irgendwie war es jeden Tag mehr und mehr. Und so habe ich die Leidenschaft dafür entdeckt und irgendwann kam Firm auf mich zu. Also es ist wirklich so schleichend. Ich wusste nie, was eine Influencerin ist. Ich wusste nicht, dass man damit Geld verdienen kann. Also das war mir zu der Zeit gar nicht bewusst.
Auf ihrem Instagram-Kanal Joschy_84 kann jeder mitreden. Bei den Geprächen kann es dann auch mal ganz privat werden, erzählt Joanna: "Das ist, als würdest du deine Freundin fragen, die deine Sorgen und deine Ängste versteht", sagt sie.
"Die leben mein Leben mit"
"Ich habe sofort gemerkt, wie gut mir dieser Austausch tut und dass es den Frauen auch hilft. Mittlerweile stehen sehr viele Menschen hinter mir, die täglich zuschauen und mein Leben auch begleiten. Die Leben mein Leben mit", erzählt die Dreifach-Mama.
Auf Instagram fühlen sich die Frauen durch ähnliche Erfahrungen verbunden
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Ich glaube, heutzutage ist es ja so, früher haben ja auch die Menschen in mehreren Generationen zusammengelebt. Jetzt sind ja die Menschen, jeder lebt so für sich und die meisten trauen sich auch gar nicht zu fragen. Oder haben auch wirklich, ohne dass sie es offen zugeben würden, haben Zweifel oder denken, mach ich das denn auch richtig? Und deswegen war das natürlich auch besser, wie jetzt bei Google oder im Internet einfach mal so ein Buch, wo es allgemein geschrieben ist, wirklich von Mutter zu Mutter. Das ist ja wie so ein freundschaftliches Verhältnis. Das ist ja, als würdest du deine Freundin fragen, die einfach so deine Sorgen und auch deine Ängste versteht. Und deswegen war das natürlich toll. Und man hat das sofort auch gemerkt, dass dieser Austausch, wie gut er einem tut und, ja, dass es den Frauen auch hilft. Und mittlerweile ist es ja, stehen sehr, sehr viele Menschen dahinter, die mir täglich zuschauen und mein Leben begleiten. Also die haben schon einiges miterlebt. Ja, die leben mein Leben mit.
Man kann nicht jedem gefallen
Zu Beginn sei Joannas Hobby auf Unverständnis gestoßen: "Anfangs haben die Leute gesagt 'Oh Gott, wieso tut man das, wieso teilt man sein Privatleben? Hat die nichts zu tun?!' Ich habe es trotzdem durchgezogen und die Leute merken, dass ich das gut mache und in den Menschen etwas bewirke."
In ihrem privaten Umfeld in Bad Sooden-Allendorf bekomme sie daher viel Zuspruch. Kritik gehöre für die 36-Jährige dazu, wenn man eine Person des öffentlichen Lebens ist - wichtig sei einfach, sie nicht persönlich zu nehmen.
Am Anfang gab's viel Kritik
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Also da wir hier in einer Kleinstadt sind, ist natürlich ganz klar, dass ich hier überall schon bekannt bin. Mittlerweile ist es so, dass auch der ganze Kindergarten, die Erzieherin und auch die Schulleiterin von meinem Sohn zum Beispiel gehört auch zu meinen Followern. Also die folgen mir wirklich alle, was für mich aber schön ist, weil so sehen sie auch das, was ich tue, sehen, was ich mache, sehen auch, wie das mit den Kindern läuft. Und ich muss sagen, ich kriege wirklich wenig Kritik jetzt, weil die wirklich so das mit begleitet haben. Aber anfangs war es sehr. Also da haben die gesagt, Gott, wieso tut man das? Wieso teilt man sein Privatleben? Hat die nichts zu tun? Und es wurde sehr, sehr skeptisch hinter dem Rücken auch geredet. Aber mittlerweile, ich habe es durchgezogen und die Leute sehen, okay, die macht das gut. Die bewirkt was in den Menschen. Die macht das aus einem gewissen Grund und die macht das mit Leib und Seele. Und deswegen kriege ich hier nicht mehr so die Kritik. Also nicht die, die ich mitkriege. Was hinter den Rücken geht, weiß man ja immer nicht.
Kinder auf Instagram zeigen? Ja!
Dass ihre Kinder dabei auch vor der Kamera stehen, ihr Leben tagtäglich für eine Öffentlichkeit dokumentiert wird, sei oft Thema. Dazu hat die Nordhessin allerdings einen festen Standpunkt: Kinder gehören zu ihrem Leben und seien Teil der Gesellschaft.
"Ich habe mich klar dafür entschieden, meine Kinder auch vor die Kamera zu holen, weil sie einfach dazugehören. Ich vermarkte sie nicht und fände es respektloser, ihnen einfach einen Smiley über das Gesicht zu machen", sagt Joanna.
Genausowenig wie sie ihren Mann verstecken würde, gelte das auch für ihre Kinder. Für sie mitzuentscheiden gehöre bis zu einem gewissen Alter zu den Aufgaben der Eltern. "Wenn sie in einem Alter sind, wo sie selbst entscheiden können, so wie mein Sohn, der ist jetzt neun Jahre alt, wenn er sagt 'Mama, ich möchte das nicht', dann muss ich das natürlich akzeptieren und respektieren."
Mit dieser Entscheidung sorgt Joanna sicherlich nicht überall für Verständnis. Schließlich gibt es diverse Kampagnen (zum Beispiel die mit Promis inszenierte #DeinKindAuchNicht-Kampagne), die dazu aufrufen, Kinder nicht in den sozialen Netzwerken zu zeigen. Stichwort: Die Privatsphäre des Kindes wahren und es davor schützen, dass Fotos womöglich in die falschen Hände gelangen.
Bewusste Entscheidung: Kinder auf Instagram-Kanal zeigen
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Also ich habe mich dafür ganz klar entschieden, weil meine Kinder zu meinem Leben dazugehören und nicht nur zu meinem Leben, sondern auch Teil dieser Gesellschaft sind. Und was mir wichtig ist, ich vermarkte hier meine Kinder nicht. Die werden nicht vor die Kamera gestellt, halt mal das Produkt hin. Also ich instrumentalisiere sie nicht. Sie gehören einfach dazu. Wenn sie im Hintergrund laufen, finde ich es respektloser, ihnen ein Smiley übers Gesicht zu machen und zu sagen, oh, die gehören nicht zu meinem Leben, sondern sie sind ein Teil. Genauso wie mein Mann dazu gehört. Den verstecke ich ja auch nicht. Und mit diesem Selbstentscheiden können, natürlich entscheide ich für sie mit. Bis zu einem gewissen Alter muss man als Eltern. Man entscheidet, was sie anziehen, man entscheidet, was sie essen, man entscheidet so viele Dinge. Und wenn sie in einem Alter sind, wo sie selbst entscheiden können, wie mein Sohn, der ist ja jetzt neun und er sagt, du Mama, ich finde das nicht cool, ich möchte nicht, dass mein Foto ... Dann muss man das natürlich akzeptieren und respektieren. Aber so lange ist es ganz selbstverständlich, dass Eltern mitentscheiden müssen für ihre Kinder.
Kinder im Netz zeigen? Deine Meinung
Ja, Kinder sind süß und als stolze Eltern will man sie auch der Welt zeigen. Aber Fotos in den sozialen Medien hochladen? Machst du's?
Ich zeige mein Kind im Netz
Ich zeige mein Kind im Netz
30 %
Ich zeige mein Kind im Netz - aber mit unkenntlich gemachtem Gesicht
Ich zeige mein Kind im Netz - aber mit unkenntlich gemachtem Gesicht
17 %
Ich zeige mein Kind nicht im Netz
Ich zeige mein Kind nicht im Netz
53 %
So finanziert sich die Influencerin
Je mehr Leute ihren Instagram-Kanal abonniert haben, umso lukrativer sei das Geschäftsmodell für die 36-Jährige, die Werbung auf ihrem Kanal schaltet und Produkte vorstellt, die sie testet. Mit über 250.000 Followern kann sie sich daher hauptberuflich als "Influencerin" bezeichnen.
"Die Firmen kaufen sich Sendezeit auf meinem Kanal, den ich jeden Tag mit Morgenroutinen oder Ausflügen bespiele. Sie möchten ihre Dienstleistungen und Produkte auf meinem Kanal platzieren", erklärt Joanna. "Das heißt sie schicken mir irgendetwas zu und ich teste es, wenn ich sage, das würde ich auch nutzen." So habe sie beispielsweise schon öfter Werbung für den Discounter Aldi gemacht, bei dem sie auch privat gerne einkaufen gehe.
"Ich würde selbst beim Bäcker erzählen, was bei uns los ist"
Sein Leben so in die Öffentlichkeit zu stellen, wie Joanna es macht, sei nicht immer einfach und auch nicht für jeden das richtige: "Man muss das wirklich leben", sagt sie. "Ich würde selbst beim Bäcker erzählen, was bei uns Zuhause los ist!"
Und man dürfe kein Problem damit haben, seine Schubladen zu öffnen und viel Privates zu teilen. Es sei allerdings nach wie vor so, dass sie selbst bestimme, was sie teile und was nicht.
Für Joanna steht jedenfalls fest, dass sie den Beruf "Influencerin" auch in 15 bis 20 Jahren noch ausüben will, auch wenn die Familienthemen nicht mehr im Vordergrund stehen und es vielleicht wieder mehr um Partnerschaft, ums Reisen oder das Älterwerden geht: "Das Leben hat so viele Facetten und deswegen kann ich mir vorstellen, das noch viele Jahre zu machen."
Influencer-sein ist Typsache: "Man muss das leben"
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Man muss natürlich ein Typ dafür sein. Ich war schon immer ein sehr offener Typ. Man muss das auch wirklich leben. Ich würde selbst beim Bäcker erzählen, was so los ist bei uns. Da muss man wirklich für geboren sein, dass man kein Problem damit hat, seine Schubladen zu zeigen. Also wirklich auch viel Privates zu teilen. Aber es ist immer noch so, dass ich selber bestimme, was teile ich, was teile ich nicht. Und viele Menschen haben natürlich das Gefühl, sie sind den ganzen Tag mit uns mit dabei. Dabei sind es wirklich nur ausgewählte Ausschnitte und zehn Minuten von einem 24-Stunden-Tag. Und ich natürlich nur den interessanten Teil, wie einen Geburtstag oder eine Einschulung oder irgendwas Schönes filme, was ich auch so fotografieren würde. Es ist aber für die Leute, haben natürlich das Gefühl, wenn sie es gucken, sie würden natürlich das ganze Leben kennen.