30% der Anrufer sind Männer - So funktioniert das Heimwegtelefon
Aus Oberzent im Odenwald wird unser Land ein kleines bisschen sicherer gemacht: Denn hier hat das "Heimwegtelefon" seinen Sitz. Ein Dienst für alle, die sich Nachts auf der Straße unwohl fühlen.
Dunkle Straßen, der unbeleuchtete Park, der Feldweg direkt am Wald, die düstere Unterführung: Auf dem nächtlichen Heimweg kann es einige Orte geben, an denen man sich nicht ganz wohl fühlt. Wie gut wäre es da, wenn man jemanden zum Reden hätte - jemanden der einen begleitet und im Notfall Hilfe holen kann. Genau diese Funktion will das "Heimwegtelefon" erfüllen. An der Nummer 030 / 120 74 182 kann jeder der sich unsicher fühlt nachts anrufen und so lange mit einem der ehrenamtlichen Mitarbeiter sprechen, bis das Ziel sicher erreicht ist. Das vertreibt die Langeweile und gibt generell schon mal ein sicheres Gefühl - und sollte wirklich etwas passieren, kann der Gesprächspartner direkt die Polizei alarmieren.
Über 99 Prozent der Anrufer kommen ohne Probleme nach Hause
Das es aber so weit kommt ist ausgesprochen selten, erzählt uns Conny Vogt, die Vorsitzende des Heimwegtelefon-Vereins. Weit über 99 Prozent der Anrufe würden sie nach Hause begleiten, ohne dass etwas passiert. Und selbst wenn die ehrenamtlichen Begleiter helfen müssen, ist nicht immer ein Polizei-Einsatz gefragt. Es komme auch immer wieder vor, dass der Anrufer einfach etwas zu viel gefeiert habe und den Heimweg deshalb nicht mehr schaffe. In dem Fall schicken Conny und ihr Team auch mal einen Krankenwagen.
Damit die Hilfe auch da ankommt, wo sie gebraucht wird, fragen die Mitarbeiter gleich zu Beginn des Gesprächs den Standort und das Ziel des Anrufers ab und lassen sich auch zwischendurch immer wieder mitteilen, wo dieser gerade unterwegs ist.
Das Heimwegtelefon: Ein Verein aus Hessen
Wer wegen der Berliner Nummer denkt in der Hauptstadt anzurufen, der irrt. Denn das Heimwegtelefon hat seinen Sitz weit weg vom wilden Nachtleben im beschaulichen Oberzent im hessischen Odenwald. Von hier aus werden Heimwege in der ganzen Republik angenehmer gemacht. Die Gesprächspartner selber sind Freiwillige, die quer durch das Land verteilt daheim bereit sitzen und die Anrufe annehmen. Zwischen 120 und 180 Anrufer werden so pro Woche begleitet - übrigens nicht nur Frauen. Den Männeranteil unter den Anrufern schätzt Conny Vogt auf etwa 30 Prozent - Tendenz steigend.
Unterstützer gesucht
Wer die Arbeit des Heimwegtelefons unterstützen will, der kann dies entweder durch eine Spende tun oder aber sich, nach einer entsprechenden Schulung, selber ans Telefon setzen. Telefoniert wird über den Computer, darum benötigt jeder Freiwillige einen PC mit Mikrofon und Kopfhörern. Die Schichten lassen sich frei einteilen, so ca. acht Stunden pro Monat sollte man aber schon bereit sein zu leisten, sagt Conny Vogt.
Das Heimwegtelefon und Sonntags bis Donnerstags von 20 bis 24 Uhr und Freitags und Samstags von 22 bis 3 Uhr unter der Nummer 030 / 120 74 182 zu erreichen.