Gesprengte Geldautomaten - Immer häufiger in Deutschland
Wir Deutschen und unser Bargeld - einfach eine ganz besondere Beziehung. Und weil wir gefühlt ohne nicht können, gibt’s bei uns auch gefühlt an jeder Ecke einen Geldautomaten. Über 60.000 insgesamt. Aber: Jeden Tag wird in Deutschland irgendwo versucht, einen davon zu sprengen. Warum das so ist und was getan wird, um unsere Geldautomaten sicherer zu machen, lest ihr hier.
20 Prozent mehr Sprengversuche
2020 gab’s fast 20 Prozent mehr Versuche, einen Geldautomaten in Deutschland zu sprengen, als im Jahr davor. Die Täter schlagen nachts zu - am liebsten an Geldautomaten an Autobahnen, weil man von dort schnell wieder abhauen kann. Aber auch mitten in Wohngebieten versuchen die Täter, Geldautomaten zu sprengen und an Geld zu kommen.
17,1 Millionen Euro Beute
Oft gelingt ihnen das auch: Laut Bundeskriminalamt (BKA) ergaunerten sie 2020 17,1 Millionen Euro. Vor allem die Sprengversuche mithilfe von festen Sprengstoffen stiegen innerhalb eines Jahres sprunghaft an: 2019 waren es noch 18, 2020 dann 111.
Täterbanden aus Holland
Auch bei der Gruppe der Tatverdächtigen lässt sich schnell ein Land ausmachen, aus dem sie nach Deutschland kommen: Der Großteil der Tatverdächtigen kommt aus den Niederlanden und hat marokkanische Wurzeln. Es handele sich um Banden mit mehreren hundert Mitgliedern aus dem Bereich Utrecht und Amsterdam, erklärt das BKA in einem Bericht.
Absicherung in den Niederlanden
Aber wieso sind es hauptsächlich Täter aus den Niederlanden? Laut BKA liegt das daran, dass es in den Niederlanden zum einen wesentlich weniger Geldautomaten gibt, die dann auch noch mit einer Technik gegen Diebstahl gesichert sind. Dort werden die Banknoten entweder eingefärbt oder verklebt, wenn gesprengt wird. Zum anderen werden Geldautomaten in den Niederlanden nachts verschlossen oder technisch abgeschaltet. Ganz anders sieht das bei uns in Deutschland aus.
Nachrüstung für deutsche Geldautomaten
Es soll allerdings nachgerüstet werden. Wir haben mit Kai Holtappels von der Bundesanstalt für Materialforschung gesprochen. Er erklärt: "Es gibt mehrere Systeme, um Geldautomaten nachzurüsten und so eine Sprengung verhindern zu können. Zum Beispiel werden aktuell schon Safes explosionssicher gemacht. Das bedeutet, dass sie sowohl einer Gas- als auch einer Sprengstoffexplosion standhalten."
Info-Video zu Geldautomatensprengungen
Trotzdem verhindert das ja erstmal nicht, dass es Angriffsversuche gibt. Sprich die Räumlichkeiten rund um den Geldautomaten können auch bei einem gescheiterten Sprengversuch stark beschädigt werden.
Die Besitzer eines Bettenladens in Hungen können ein Lied davon singen: Als gegenüber in einer Bankfiliale der Geldautomat gesprengt wurde, zerbarsten auch in ihrem Geschäft die Scheiben.
Krasser Schaden in Arztpraxis nach Geldautomatensprengung
Wie schockierend es ist, wenn man durch eine Geldautomatensprengung vor den Scherben seines Hab und Guts steht, weiß Ärztin Martina Drinnenberg aus Mainz ganz genau. Direkt neben ihrer Arztpraxis war jahrelang ein Geldautomat, der 2020 gesprengt wurde. "Ich wurde auf dem Notfallhandy von der Berufsfeuerwehr Mainz angerufen und informiert, dass es einen Gebäudeschaden gab", erzählt die Medizinerin im FFH-Gespräch. "Ich durfte allerdings nicht direkt vorbeikommen, weil erst sichergestellt werden musste, dass das Gebäude nicht einsturzgefährdet ist."
Durch die Wucht der Sprengung wurde die Wand ihres Wartezimmers völlig zerstört, genau wie vieles andere Inventar. Mittlerweile ist der Geldautomat nebenan für immer verschwunden - die Lage direkt am Parkplatz mit kurzem Weg auf die Autobahn wäre für Kriminelle einfach zu verlockend.
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