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> Lipödeme erkennen und behandeln: Diagnose oft zu spät
25.01.2023, 16:39 Uhr
Diagnose kommt oft sehr spät -
So erkennt und behandelt man Lipödeme
Krankhafte Fettvermehrung: Etwa zwei Millionen Frauen in Deutschland leiden an dieser oftmals schmerzhaften Erkrankung. Obwohl ein Lipödem ganz typische Symptome verursacht, wird die Diagnose oft nur sehr spät und in vielen Fällen gar nicht gestellt. Dabei entwickelt sich der Krankheitsverlauf bei vielen Betroffenen oft sehr gleich.
Schmerzen nach langem Sitzen
Bei vielen Patienten und hauptsächlich Patientinnen entwickeln sich bereits in der Jugend und Pubertät die ersten Symptome. Für ein Lipödem im Bein-Bereich ist beispielsweise ein ständiger Schmerz nach langem Sitzen oder Stehen üblich. Typisch sind auch Druckschmerzen und eine extreme Neigung zu blauen Flecken an den entsprechenden Stellen.
In den meisten Fällen entwickeln sich mit Fortschreiten der Krankheit starke Fettansammlungen an den betroffenen Stellen und es bilden sich typische "Eindellungen" im Gewebe. Meist sind nur die Beine betroffen. Bei knapp 30 Prozent können aber auch die Arme betroffen sein.
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Diagnose oft sehr spät
Über die medizinischen Ursachen der Erkrankung ist leider wenig bekannt. Sie kommt jedoch fast nur bei Frauen vor und ist erblich. Auch hormonelle Veränderungen spielen eine wichtige Rolle.
Daher müssen viele Betroffene sehr lange auf eine entsprechende Diagnose warten. Laut Experten wird oftmals ein Drittel der Lipödem-Diagnosen erst nach rund 30 Jahren gestellt. Bei vielen Erkrankten sind daher Essstörungen, Depressionen oder Adipositas nicht selten.
Lipödem: Was tun?
Nur Experten können helfen
Betroffene sollten möglichst einen Termin bei Experten für Lipödeme vereinbaren: Am besten sucht man hierfür ein Lipödem-Zentrum oder Phlebologen auf - also Fachärzte und -Ärztinnen für Venenerkrankungen. Erfahrene Mediziner können die Krankheit durch Betrachten und Abtasten des Gewebes zuverlässig feststellen.
Welche Therapien gibt es?
Ist die Diagnose gestellt, kommen verschiedene Methoden zum Zug. Als nicht operative Maßnahme können zum Beispiel sogenannte Entstauungs-Therapien verordnet werden - in den meisten Fällen mit Lymphdrainagen. Durch spezielle Massagen wird so die Lymphgefäßmotorik angeregt. So kann Lymphflüssigkeit aus dem Fettgewebe abtransportiert werden. Aber auch operative Eingriffe sind möglich.
Es gibt zwei in Deutschland zugelassene Verfahren: Bei einer "Wal"-Methode werden die Fettzellen mit einem Wasserstrahl gelockert und dadurch eine Absaugung erleichtert. Bei der "Pal"-Methode wiederum wird das Fett mit stumpfen und vibrierenden Kanülen abgesaugt.
Schönheitschirurg Dr. Oliver Weirich
Was genau ist Lipödem?
Schönheitschirurg Dr. Oliver Weirich im FFH-Interview
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Das Lipödem ist eine schmerzhafte Fettverteilungsstörung bei Frauen. Das bedeutet, dass die Beine und auch eventuell die Arme deutlich dicker sind, voluminöser als der Rumpf. Also wir haben hier eine Disproportion zwischen Rumpf und Bein. Sie tritt meistens in sehr jungem Alter schon auf. Meistens nach der Pubertät merkt man, dass sich Beine und Arme verändern und das Fettgewebe schmerzt tatsächlich. Druckempfindlich, berührungsempfindlich und insgesamt hat man das Gefühl, schwere Beine zu haben.
Wie kommt es zu Lipödem?
Schönheitschirurg Dr. Oliver Weirich im FFH-Interview
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Es hat wahrscheinlich eine genetische Ursache, das heißt, meistens findet man es familiär gehäuft in der Familie. Die Mutter oder die Großmutter kann es schon haben. Es ist also keine neue Erkrankung, die irgendwie vom Himmel gefallen ist, sondern die gibt es schon seit Jahrhunderten, die Frauen betrifft. Und Auslöser ist oftmals eine hormonelle Schwankung. Es braucht einen hormonellen Trigger, nennen wir das, also ein Auslöser. Bedeutet oftmals die Pubertät als hormonelle Umstellung. Manchmal auch dann in der ersten oder in der zweiten Schwangerschaft und ganz selten erst tatsächlich spät im hohen Alter in der Menopause.
Was sind die Symptome von Lipödem?
Schönheitschirurg Dr. Oliver Weirich im FFH-Interview
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Die Frauen beschreiben das sehr prägnant. Sie haben im Anfangsstadium schwere Beine, merken einfach, dass sie nach dem Sport einfach nicht so schnell regenerieren, dass sie auch beim Joggen zum Beispiel sehr schwere Beine haben. Sie sind druckempfindlich oder auch berührungsempfindlich. Manche berichten davon, dass sie selbst ihr Baby nicht auf den Schoß nehmen können, dass, wenn die Katze auf den Schoß springt, dass es weh tut, wenn sie von ihrem Partner angefasst werden, berührt werden, dass da Schmerzen auftreten. Und das sind alles Dinge, die sehr prägnant sind. Zudem kommen noch, sie entwickeln sehr leicht Hämatome, das heißt blaue Flecken. Das ist das, was man eigentlich von außen gut erkennen kann. Man stößt sich an einer kleinen Ecke irgendwie. Es tut nicht sonderlich weh, aber man hat hinterher einen blauen Fleck, den man bei einer leichten Berührung nicht vermuten würde.
Helfen Sport oder Diäten gegen Lipödem?
Schönheitschirurg Dr. Oliver Weirich im FFH-Interview
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Es ist extrem einschränkend. Die Lebensqualität ist sehr stark herabgesetzt. Patientinnen sind oft sehr sportlich und wollen auch ihre Figur aktiv verändern. Aber merken sehr schnell, dass sie durch Sport und Diäten nicht weiterkommen. Sie verändern ihren Körper maximal irgendwo am Rumpf, aber nicht dort, wo sie ursächlich Probleme haben, an den Beinen oder in den Armen. Die Fettverteilungsstörung kann man nicht durch Sport auflösen. Die Fettzelle, die am Bein sitzt, sitzt da sehr fest. Sie kann nicht durch Diät einfach dort weggehungert werden. Man darf den Patienten nicht raten, sie machen eine Diät oder gehen zehn Kilometer joggen. Das bringt nichts.
Was hilft gegen Lipödem?
Schönheitschirurg Dr. Oliver Weirich im FFH-Interview
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Die ersten Maßnahmen sind natürlich, wenn man nicht direkt mit einer Operation anfängt, es gibt Wassereinlagungen in den Beinen, in diesem Fettgewebe und dieses Wasser muss entstaut werden. Das heißt, entstauende Maßnahmen, Beine hochlegen, Lymphdrainage, Kompression, ins Schwimmbad gehen, Wasserdruck und so weiter, das sind so die ersten Maßnahmen, die einem helfen. Die verändern natürlich noch nicht die Fettzellen und für die Fettzellen muss man tatsächlich irgendwann den Schritt gehen, eine Liposuktion, also eine Fettabsaugung durchzuführen.
Was passiert bei und nach der Operation?
Schönheitschirurg Dr. Oliver Weirich im FFH-Interview
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Es wird abgesaugt, das heißt, jede Fettzelle wird durch Unterdruck sozusagen aus dem Gewebe herausgesaugt. Übrig bleibt das Bindegewebe und das zieht sich hinterher wieder zusammen. Gar keine Beschwerden darf man natürlich nie versprechen, aber viele Patientinnen, ich würde sagen weit über 90 Prozent der Patientinnen profitieren so sehr davon, dass sie sagen, es ist fast weg. Fast weg, mit dieser Aussage gebe ich mich schon sehr zufrieden, denn dass man natürlich irgendwann mal eine Schwellung hat, wenn man an einem heißen Tag den ganzen Tag gestanden hat, das ist normal, aber dass man in der meisten Zeit, wenn man sich bewegt, schmerzfrei ist, das ist eigentlich das Ziel dieser OP.
Wann zahlt die Krankenkasse?
Aktuell zahlen die gesetzlichen Krankenkassen eine Fett-Absaugung - oder auch "Liposuktion" genannt - für Lipödem-Patienten nur unter bestimmten Voraussetzungen: Nur bei einem Krankheitsstadium Stufe III sowie einem Body Mass Index (BMI) unter 40 greifen die Krankenkassen. Zudem müssen mindestens sechs Monate andere Therapien durchlaufen worden sein.
Diese Regelung ist jedoch bis 2024 befristet. Ab dann sollen die Voraussetzungen neu definiert werden.
Influencerin DominoKati über ihre Lipödem-OP
Was eine Lipödem-Operation bewirkt
Influencerin DominoKati in FFH Guten Morgen, Hessen über ihre Erfahrungen