Wahlprogramme zusammengefasst - Parteiencheck: Bildung
Macht Hessen Schluss mit Noten in der Schule? Laufen alle im Unterricht mit Tablets herum? Gibt es bald keine Hausaufgaben mehr? Das Thema Bildung ist in Hessen ein wichtiges Thema für die Wähler und die Parteien. Kita, Schule, Uni, Ausbildung... Wir fassen im FFH-Parteiencheck kurz und übersichtlich zusammen, welche Ideen und Forderungen in den Wahlprogrammen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD, AfD, FDP und Linke für die Landtagswahl in Hessen stehen.
Alle Themen im FFH-Parteiencheck
Das plant die CDU zur Bildung
Das Wichtigste zusammengefasst
- für ein familienfreundliches Hessen
- 10.000 zusätzliche Erzieher bis 2028
- Kita-Plätze sollen vollständig kostenlos sein und ihre Anzahl erhöht werden
- Das Lehrer-Schüler-Verhältnis in Hessen ist so gut wie nie
- Neues Schulfach "Digitale Welt" und mehr Informatik-Unterricht
Das steht im CDU-Wahlprogramm zum Thema Bildung
Die CDU will weiter Geld in Kitas stecken und dadurch mehr Plätze schaffen. Unter anderem sollen dabei auch die Betreuungsangebote von Arbeitgebern ausgebaut und natürlich neue Erzieherinnen und Erzieher gewonnen werden. Das ganz konkrete Ziel der CDU: 10.000 neue Erzieherinnen und Erzieher in Hessen bis zum Jahr 2028.
Bisher sind sechs Stunden Kita-Betreuung am Tag kostenlos, wer mehr braucht muss zahlen. Das will die CDU ändern und Kitas generell kostenlos machen. Um das zu finanzieren, will die CDU beim viel diskutierten Länderfinanzausgleich nachverhandeln.
Beim Personal an den Schulen sieht die CDU keinen großen Handlungsbedarf. Man habe so viele Stellen wie noch nie und das beste Lehrer-Schüler-Verhältnis aller Zeiten. Damit es dabei bleibt, sollten aus Sicht der CDU aber Einstiegshürden für Neueinstellungen, Quereinsteiger oder zuziehende Lehrkräfte abgebaut werden.
Nachsteuern will die CDU vor allem bei den Schulfächern: Unter anderem sollen Schüler im Fach Politik und Wirtschaft praktischere Sachen vermittelt bekommen, mehr Informatik-Unterricht haben und im neuen Schulfach „Digitale Welt“ unterrichtet werden. Dazu soll jedes Kind ein digitales Endgerät und jede Schule virtuelle Schulräume erhalten.
Auch in Hochschulen will die CDU investieren. Sei es mit dem „Digitalpakt Hochschule“ oder bei Bauprojekten. Dass gute Schüler den Weg an die Uni finden, will die CDU durch ein Talentscouting und eine Begabtenförderung an Schulen sicherstellen. Gleichzeitig bekennt sich die CDU zur Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.
Das planen Bündnis 90/Die Grünen zur Bildung
Das Wichtigste zusammengefasst
- Mehr Plätze und bessere Qualität für Krippe und Kita
- Weitere Familienzentren im Land
- Ganztagsschulen fördern
- Weg von Noten und klassischen Klassenarbeiten
- Inklusion ist wichtig
Das steht im Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen zum Thema Bildung
Die Grünen wollen in Krippe und Kita mehr Plätze schaffen und außerdem die Qualität von Betreuung und Arbeit dort steigern.
Familienzentren sollen dafür sorgen, dass Eltern kontinuierlich unterstützt werden – dafür wollen die Grünen in den nächsten fünf Jahren 50 zusätzliche Familienzentren schaffen.
In der Schule legen die Grünen großen Wert darauf, dass alle gemeinsam lernen. Anders als die anderen Parteien wollen die Grünen zusätzlich zur Inklusion an der Regelschule auch prüfen, ob Förderschulen für Kinder ohne Beeinträchtigungen geöffnet werden könnten. Die Grünen wollen häufiger weg von klassischen Klassenarbeiten und Noten, hin zu Entwicklungsberichten - vor allem bis einschließlich der dritten Klasse. Ethikunterricht, in dem verschiedene Weltanschauungen betrachtet werden, sollte aus Sicht der Grünen verpflichtend für alle sein. Zusätzlich soll es den bekenntnisorientierten Religionsunterricht geben – auch für muslimische Schüler.
Für eine digitale Grundausstattung der Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I stellen sich die Grünen ein sogenanntes Mietkaufmodell vor, bei dem das Endgerät (zum Beispiel ein Tablet) in deren Eigentum übergeht. Für bedürftige Schüler sollen über ein Leihgeräteprogramm genügend kostenlose Endgeräte zur Verfügung gestellt werden.
Studierende sollen weiter über die Studierendenwerke Unterstützung in Form von günstigerem Wohnraum und Mensaessen erhalten. Dabei betonen die Grünen: Studium und Ausbildung sind gleichwertig. So soll es künftig neben den Studierendenwerken auch Ausbildungswerke geben, die dafür sorgen, dass Auszubildende gezielt unterstützt werden.
Zum Nachlesen: Das komplette Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen
Das plant die SPD zur Bildung
Das Wichtigste zusammengefasst
- kostenfreie Bildung von der Krabbelgruppe bis zum Meister oder Master
- für längeres gemeinsames Lernen
- sieht einen Lehrermangel und will diesen beheben
- Lernleistungsbeschreibung als gleichwertige Möglichkeit zur Note
Das steht im Wahlprogramm der SPD zum Thema Bildung
Bildung muss aus Sicht der SPD von der Krabbelgruppe bis zum Meister oder Master für alle kostenfrei zur Verfügung stehen. Heißt, die SPD will die Elternbeiträge für Kitas komplett abschaffen, denn bisher sind nur sechs Betreuungsstunden pro Tag gebührenfrei. Außerdem fordert die SPD mehr Kita-Plätze, flexiblere Öffnungszeiten sowie ergänzende Angebote in Randzeiten, mehr Personal, eine bessere Bezahlung des Personals und mehr Qualität. Um das alles erreichen zu können, muss das Land aus Sicht der SPD die Kita-Träger finanziell entlasten. Konkret schlägt die SPD vor, dass das Land die Finanzierung der Kita-Betriebskosten zu zwei Dritteln übernimmt.
Beim Thema Schule steht die SPD für längeres gemeinsames Lernen und echte Ganztagsschulen. Statt Noten soll nach dem Willen der SPD mehr in Worten beschrieben werden, was das Kind kann. Bei der Digitalisierung soll es neben einer besseren Ausstattung auch ein neues „Zentrum für Bildung in der Digitalen Welt“ auf Landesebene geben, das den digitalen Wandel analysiert und Kompetenzen vermittelt.
Im Gegensatz zur CDU sieht die SPD einen Lehrermangel. Den will sie beenden, indem sie unter anderem den berufsbegleitenden Quereinstieg massiv ausbaut und finanzielle Anreize schafft, beispielsweise durch ein Stipendienprogramm für Mangelfächer.
Der SPD ist es wichtig, dass jeder die Möglichkeiten hat, ein Studium beginnen zu können. Sie plant deshalb unter anderem ein Landesprogramm zur Unterstützung der Kinder von Nichtakademikern. Die SPD garantiert das gebührenfreie Studium und will dazu auch den hessischen „Verwaltungskostenbeitrag“ abschaffen. Der Wechsel zwischen Studium und Ausbildung soll erleichtert werden. Für Berufe mit dauerhaftem Fachkräftemangel wie Landärzte und Lehrer soll es ein Hessen-Stipendium geben.
Das plant die AfD zur Bildung
Das Wichtigste zusammengefasst
- kostenlose Krippen- und Kitaplätze und finanzielle Unterstützung für betreuende Eltern
- Lernen soll in möglichst homogenen Gruppen stattfinden
- Hessenweit einheitliche Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium
- Kein bekenntnisorientierter Islamunterricht
Das steht im AfD-Wahlprogramm zum Thema Bildung
Die AfD fordert kostenlose Krippen- und Kitaplätze ab dem 1. Lebensjahr sowie kostenloses Schulessen, um den Mehrwert von Kindern für das Gemeinwesen anzuerkennen. Gleichzeitig stellt sie klar, dass sie gegen die „einseitige staatliche Bevorzugung der frühkindlichen Fremdbetreuung“ ist. Der Staat müsse die elterliche Betreuung genauso finanziell unterstützen wie Kitas und Tagesmütter.
Um den Erfolg in der Schule zu erhöhen, setzt die AfD auf Lernen in Gruppen mit ähnlichem Leistungsniveau. Wer auf das Gymnasium darf, sollte zukünftig über eine landesweit einheitliche Aufnahmeprüfung bestimmt werden.
Zur besseren Berufsvorbereitung will die AfD einen verpflichtenden Werk- und Arbeitslehre-Unterricht in allen Schulformen einführen. Außerdem plädiert sie für mehr Praktika.
Beim Thema Religionsunterricht ist die AfD für einen christlichen Religions- und einen neutralen Ethikunterricht. Ausdrücklich spricht sie sich gegen einen bekenntnisorientierten Islamunterricht aus. Außerdem weist sie explizit darauf hin, dass Schule politische neutral bleiben muss. Digitalisierung will die AfD vor allem an den weiterführenden Schulen ausbauen.
Um die Lehrer von Verwaltungsaufgaben zu befreien, soll es zusätzliche Schulverwaltungsassistenten geben.
Für die Zulassung zu Studiengängen plant die AfD Eignungstests. Gleichzeitig wirbt sie für kostenfreie Meisterlehrgänge, wenn im Anschluss die berufliche Profession in Hessen ausgeübt wird. Auch die Meisterprämie will die AfD erhöhen.
Das plant die FDP zur Bildung
Das Wichtigste zusammengefasst
- Digitale Kita
- Kitas und Grundschulen als Ort für Familien
- Tablets statt Schulbücher
- Verpflichtender Informatikunterricht in der Sekundarstufe I
- Lehrer von Verwaltungsaufgaben entlasten
Das steht im FDP-Wahlprogramm zum Thema Bildung
Das Thema Bildung ist direkt das erste im FDP-Wahlprogramm. Die FDP will in Kitas investieren - zuerst die Betreuungslücke schließen, danach die Gruppen verkleinern. Um mehr Erzieherinnen und explizit auch Erzieher zu gewinnen, soll die duale Ausbildung gestärkt und die Bezahlung erhöht werden.
Die FDP will Digitale Bildung schon in der Kita stärker etablieren, nicht erst in der Schule. Kitas und Grundschulen sollen zu einem Ort für die ganze Familie werden, zum Beispiel mit Sprachangeboten auch für die Eltern. Und Eltern sollen künftig entscheiden können, in welche Kita ihr Kind geht – also beispielsweise statt in der Nähe des Zuhauses lieber in eine Kita nahe des Arbeitsplatzes.
In der Schule sollen alle Schüler zukünftig statt mit Schulbüchern nur noch mit einem Tablet zum Unterricht gehen können. Außerdem soll es flächendeckend einen verpflichtenden Informatik-Unterricht in der Sekundarstufe I geben. Inhaltlich will die FDP die MINT-Förderung stärken (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und Schülerinnen und Schülern zu mehr Wirtschafts- und Finanzkompetenz verhelfen. Darüber hinaus will die FDP Lehrer von Verwaltungsaufgaben entlasten, indem Bürokratie abgebaut und mehr Sekretariats- und Assistentenstellen geschaffen werden.
Nach der Schule will die FDP wieder mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung gewinnen und auch duale Studiengänge stärken. Ein erstes, berufsqualifizierendes Studium bis zum Master soll kostenfrei sein. Leistungsstarke Studierende sollen stärker durch Stipendien unterstützt werden. Aßerdem will die FDP den Hochschulstandort Fulda stärken und sich dafür einsetzen, weitere wissenschaftliche Einrichtungen in Osthessen anzusiedeln.
Das plant die Linke zur Bildung
Das Wichtigste zusammengefasst
- gebührenfreie Kitas
- "Schule für alle" von der 1. bis 10. Klasse gemeinsam
- keine Zuzahlung mehr zu Schulmaterialien
- Hausaufgaben abschaffen
Das steht im Wahlprogramm der Linken zum Thema Bildung
Nach den Plänen der Linken sollen Kitas bereits ab dem 1. Lebensjahr kostenfrei sein, genau wie die Schulmaterialien (auch im digitalen Bereich) und der Weg in die Schule durch ein kostenfreies Bus- und Bahnticket unabhängig von der Entfernung zur Schule. Gelernt werden soll in gemischten Gruppen und erst deutlich später „aufgeteilt“ werden. Konkret fordert die Linke eine „Schule für alle“ von der 1. bis zur 10. Klasse. Erst danach soll entschieden werden, welchen Weg das Kind künftig einschlägt. "Alle fördern und kein Kind sitzen lassen“ müsse an die Stelle von Auslese treten.
Die Linke will den Ethikunterricht in der Schule stärken. Dieser müsse ein vollwertiges Schulfach mit eigens ausgebildeten Lehrern werden und dürfe nicht mehr nur Ersatzfach sein.
Der Lehrerberuf soll attraktiver werden, indem das Arbeitspensum reduziert wird. Dazu sollten die Pflichtunterrichtsstunden reduziert und mehr Lehrerstellen geschaffen werden. Außerdem ist die Linke für eine Reform der Lehrerausbildung: Sie fordert eine gemeinsame Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen mit einer Spezialisierung für unterschiedliche Schulstufen.
Die Linke will die Hausaufgaben abschaffen. Dies erhöhe die Chancengerechtigkeit, denn manche Kinder müssten bei den Hausaufgaben ohne Hilfe von Eltern, Geschwistern oder Großeltern auskommen.
Nach der Schule sollen alle die Möglichkeit haben, ihren Meister oder einen Studienabschluss zu machen – kostenfrei. Die Zulassungsbeschränkungen von Hochschulen zu Studiengängen unterlaufen aus Sicht der Linken das Grundrecht auf freie Berufswahl. Deshalb sollte der Hochschulzugang erleichtert werden, beispielsweise auch ohne Abitur.