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01.05.2024, 18:00 Uhr
Strafen für Verkehrssünder -
Seit 50 Jahren gibt's Punkte in Flensburg
© dpa
Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg. Das Zuhause der Punkteeinträge für Verkehrssünder.
Wer auf deutschen Straßen zu schnell - oder irgendwo über eine rote Ampel fährt, für den hat das Konsequenzen: Es gibt Punkte in Flensburg! Gesammelt werden die Punkte im Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und das seit mittlerweile 50 Jahren. Seit dem 1. Mai 1974 werden Verkehrssünder in Deutschland mit Punkten sanktioniert.
Aber wie genau funktioniert das System eigentlich? Ab wann ist der Führerschein weg und wie können wir eigentlich unseren aktuellen "Punktestand" abfragen? Das alles klären wir in diesem Artikel.
Wie viele Punkte gibt es für was?
Ganz grundsätzlich gilt: Je gefährlicher das Vergehen, desto mehr Punkte drohen. Für vergleichsweise kleine Verstöße, wie zum Beispiel Handy am Steuer, gibt es in der Regel einen Punkt. Wer bei Rot über die Ampel fährt, riskiert schon zwei Punkte. Für Straftaten wie Fahrerflucht oder Fahren unter Drogeneinfluss können es schon drei Punkte auf einen Schlag sein. Am häufigsten aber werden Punkte für Geschwindigkeitsverstöße vergeben.
Wer auf deutschen Straßen das vorgegebene Tempolimit um 21 km/h überschreitet, muss mit einem Punkt rechnen. Ab 31 km/h innerorts und 41 km/h außerorts begeht man eine grobe Ordnungswidrigkeit und es werden zwei Punkte in Flensburg eingetragen. Bei höheren Geschwindigkeitsüberschreitungen können neben den Punkten außerdem noch Fahrverbote von 1- 3 Monaten erteilt werden. Die genauen Bußgelder, Punktestrafen und Länge der möglichen Fahrverbote gibt's hier.
Was ist das Höchstmaß an Punkten?
Wer in Flensburg acht Punkte angesammelt hat, der muss seinen Führerschein abgeben. Und zwar gleich für sechs Monate. Um den Führerschein danach wieder zurückzubekommen, müssen die Verkehrssünder nachweisen, dass sie wieder dazu geeignet sind, Auto zu fahren. Dafür benötigt es die sogenannte "MPU". Die medizinisch-psychologische Untersuchung zur Feststellung der Fahreignung.
Diese Promis mussten den Führerschein abgeben
© dpa
Der ehemalige Nationaltorwart Oliver Kahn musste laut Medienberichten wohl schon viermal seinen Führerschein abgeben. Im Jahr 2003 wurde der Titan dreimal an einem Tag geblitzt und bekam dafür zwei Monate Fahrverbot. Kahn war eben nicht nur rasend auf dem Feld, sondern ist es auch auf der Straße.
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Comedian Otto Waalkes ist mit seinem Geländewagen über eine rote Ampel gedonnert: Unfall und Lappen weg. Sein Kommentar: "Die Ampel war aber nicht rot, sondern dunkel-dunkel-orange." Das war alles andere als komisch.
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Sängerin und Schauspielerin Yvonne Catterfeld wurde mit 40 km/h zu viel auf der Überholspur einer Berliner Autobahn geblitzt. Dabei hatte Sie auch noch das Handy am Ohr. Die Konsequenz: 100 Euro Buße fürs Zuschnellfahren, 40 Euro Buße fürs Handy-Telefonieren, drei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot.
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Der Hollywoodstar Mel Gibson fuhr auf dem Highway 1 in Kalifornien doppelt so schnell wie erlaubt und das noch zusätzlich mit 1,2 Promille Alkohol im Blut. Während der Festnahme beschimpfte er auch noch die Polizeibeamten aufs Übelste. Die Strafe: Der Schauspieler wurde zu drei Jahren auf Bewährung und 1300 Dollar Geldstrafe verurteilt. Seinen Führerschein musste er für 90 Tage abgeben.
Mister Slowhand mit Gasfuß: Musiker Eric Clapton. Clapton war in Frankreich unterwegs und wurde mit seinem Porsche auf der Autobahn geblitzt - mit 216 km/h! Das waren fast 100 km/h schneller als erlaubt. Der Führerschein war natürlich direkt weg.
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Borussia Dortmund-Star Marco Reus hat es tatsächlich geschafft ein Rekordbußgeld von satten 540.000 € zu erhalten, ohne dass er überhaupt einen Führerschein hatte. Genau da lag aber 2014 auch das Problem: Reus sollte bei einer Polizeikontrolle seinen Führerschein zeigen – er besaß allerdings gar keinen. Schon in den Jahren zuvor wurde Reus mehrfach geblitzt. Da er aber seine Bußgelder immer brav bezahlt hatte, ist das nie aufgefallen. Mittlerweile hat Reus aus seinen Fehlern gelernt und den Führerschein ganz offiziell gemacht.
Können sich Punkte selbst abbauen?
Immerhin können wir die Straf-Punkte für unsere Vergehen auch wieder von selbst loswerden, denn Sie können verjähren. Die Verjährungsfrist hängt allerdings von der Schwere des Vergehens ab. Sie reicht von zweieinhalb Jahren bis hin zu zehn Jahren. Wichtig ist: Die Tilgungsfrist wird nicht verlängert, wenn ein weiterer Punkt hinzukommt. Jeder Punkt wird quasi für sich getilgt.
Können Punkte aktiv abgebaut werden?
Wir können Punkte auch aktiv abbauen. Das geht durch Fahreignungsseminare. Wer beim Stand von einem bis fünf Punkten freiwillig an einem Fahreignungsseminar teilnimmt, bekommt einen Punkt erlassen. Die freiwillige Teilnahme an solchen Seminaren ist allerdings nur einmal in fünf Jahren möglich.
Wie kann ich meinen Punktestand abfragen?
Viele fragen sich: Woher weiß ich denn überhaupt, wie viele Punkte ich habe? Wir können unseren Punktestand einsehen, denn jeder von uns hat das Recht auf diese Auskunft. Der Antrag dazu wird online oder schriftlich per Post gestellt. Hier muss eine Kopie des Personalausweises dabei sein. Der ADAC hat auf seiner Seite eine fertige Vorlage dafür, die man sich herunterladen kann.
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Guten Morgen! Wahrscheinlich hat der LKW alles getoppt. Ja, der war schon sehr speziell, wenn da so ein hohes Gefährt unterwegs ist, aber dass einer auf einen LKW noch einen anderen LKW auflädt und auf der Ladefläche dann nochmal ein PKW draufsteht, das sieht man wirklich nicht alle Tage. Das war einfach zu gefährlich, den so weiterfahren zu lassen und deswegen mussten wir das unterbinden. Welche Geschichten sind Ihnen noch im Gedächtnis geblieben? Wir hatten damals hier auf der A643, jeder erinnert sich noch an diesen langen Neubau der Schiersteiner Brücke, da waren Blitzer aufgestellt. Da hat es eine Dame geschafft, in einer Nacht innerhalb von einer halben Stunde dreimal geblitzt zu werden von dieser Blitzersäule. Wir haben hinterher herausgefunden, dass die wohl nicht glauben konnte, dass da ein Blitzer steht und ist dann noch zweimal da durchgefahren, um zu gucken, ob es wirklich stimmt. Und interessanterweise sogar jedes Mal noch schneller. Und beim dritten Mal hat sie sich dann sogar ins Fahrverfahren gebracht. Und dann hat sie sich dann sogar ins Fahrverfahren gefahren. Dann hatten wir noch eine Laserkontrolle nachts hier in Wiesbaden aufgestellt und einer von denen hat sich so darüber aufgeregt, dass er da kontrolliert worden ist, dass er dann am Ende der Kontrolle von der Kontrollstelle weggefahren ist und hat dann Vollgas gegeben, weil er, so vermuten wir es, uns das mal richtig zeigen wollte. Das Problem war, dass wir halt nicht nur die Fahrzeuge, die auf uns zukommen, mit dem Laser messen können, sondern auch die, die wegfahren. Und da wir seine Personalien ja hatten, hat er dann leider noch direkt das zweite Ding. Ja, das haben wir hinterher geschickt bekommen. Herr Wiepen, haben Sie eigentlich einen Punkt in Flensburg? Ich habe zum Glück keinen Punkt, aber ich kann natürlich nicht sagen, dass ich nicht auch schon mal irgendwo auf dem Foto aufgetaucht wäre.
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