Hilfseinrichtungen überlaufen - Caritas: "Situation ist erschreckend"
Hilfseinrichtungen überlaufen - Caritas: "Die Situation ist erschreckend"
Der Zulauf zu Schuldnerberatungen steigt. Laut der Diakonie Hessen haben die Anfragen in den vergangenen Monaten stark zugenommen.
Man registriere mittlerweile viermal so viele Anfragen, wie freie Termine verfügbar seien, erklärte die Diakonie Hessen auf FFH-Anfrage. Grund seien die hohen Energiepreise und die teurer werdenden Waren im Einzelhandel.
Längere Wartezeiten bei Hilfseinrichtungen
Dem Zustrom könne allerdings kaum angemessen begegnet werden, das beschreibt Barbara Helfrich, Sprecherin des Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen gegenüber HIT RADIO FFH. Die hohen Energiepreise führen auch in den Hilfsorganisationen zu großen Problemen: Viele Einrichtungen stünden selbst vor der Pleite. Die Folge daraus seien Einsparungen. Das heißt: verkürzte Öffnungszeiten, weniger Beratungsangebote und längere Wartezeiten.
Mangel an Lebensmitteln
Auch der Caritasverband Gießen warnt: Die Situation sei bedrohlich, ja erschreckend. „Im Moment ist es so, dass Menschen anrufen und klar sagen: ‚Wir wissen nicht, wie wir unseren Kühlschrank vollmachen sollen‘“, berichtet Angela Linke, Sozialberaterin beim Caritasverband Gießen e.V.
Nachfrage habe „neue Qualität“
Solche Anfragen bekommen sie täglich, wie auch ihre Kollegin Brigitte Schütz berichtet. Manche Betroffene müssten sich jetzt entscheiden: Zahle ich für Strom oder Lebensmittel? Für beides reiche das Geld dann nicht mehr aus. „Das sind wirklich neue Qualitäten“, betont Brigitte Schütz. „Wir sind jetzt beide seit über 20 Jahren in der Sozialberatung tätig und so etwas haben wir noch nicht erlebt.“
Manche sagen, sie essen nur jeden zweiten Tag
Dabei haben die Beraterinnen zwei Gruppen im Blick: Die Menschen, die jetzt neu in finanzielle Not geraten und die Menschen, die schon länger Hilfe bei der Sozialberatung suchen. Für letztere sei die Situation manchmal katastrophal. „Viele Menschen berichten uns, dass sie sich auch die günstigen Lebensmittel, die sie bislang gekauft haben, nicht mehr leisten können“, erklärt Angela Linke. „Und dann sagen sie, dass sie eben nur noch jeden zweiten Tag essen, weil es anders nicht geht.“
Änderungen beim Wohngeld
Für manche könne sich die Situation aber bessern, erklärt Brigitte Schütz. Im kommenden Jahr gebe es Änderungen, dann könnten mehr Menschen berechtigt sein, Unterstützung zu bekommen. Das gilt vor allem für das Wohngeld.