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Alarmierende Berichte - Klimawandel gibt grade richtig Gas

Alarmierende Berichte - Klimawandel gibt grade richtig Gas

Ein Mann gießt Wasser in sein Gesicht, um sich an einem heißen Tag abzukühlen. Bisher war von Januar bis Dezember gerechnet 2023 das heißeste Jahr seit der Industrialisierung, zeigt eine aktuelle Studie - und die Erde erwärmt sich demnach immer schneller (Symbolbild).
© dpa

Ein Mann gießt Wasser in sein Gesicht, um sich an einem heißen Tag abzukühlen. Bisher war von Januar bis Dezember gerechnet 2023 das heißeste Jahr seit der Industrialisierung, zeigt eine aktuelle Studie - und die Erde erwärmt sich demnach immer schneller (Symbolbild).

Der Klimawandel beschleunigt sich, Temperaturrekorde gehen in Serie ... Angesichts dreier Klimaberichte mit unheilvollen Daten zu einer beschleunigten Erderwärmung mahnen die Vereinten Nationen eindringlich drastische Maßnahmen an. "Wir spielen mit unserem Planeten russisches Roulette", sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Mittwoch (05.06.) laut Redetext in einer großen Klima-Rede in New York. "Wir brauchen eine Ausfahrt vom Highway zur Klimahölle."

Der Mai war der zwölfte Monat in Folge, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen Rekordwert für den jeweiligen Monat erreichte, wie der EU-Klimawandeldienst Copernicus mitteilte. Die menschengemachte Erderwärmung habe zuletzt so schnell zugenommen wie nie seit dem Start der instrumentellen Aufzeichnungen, heißt es im Bericht "Indicators of Global Climate Change" (IGCC) vom Mittwoch. Und die WMO prognostizierte, dass die Jahresmittelwerte in den anstehenden Jahren wohl mindestens einmal über der 1,5-Grad-Schwelle liegen werden.

Guterres fordert Boykott der Industrie für fossile Brennstoffe

Guterres rief angesichts der Berichte zu einem Finanzierungs- und Werbeboykott der Industrie auf, die Profite mit fossilen Brennstoffen wie Gas, Öl und Kohle macht. Regierungen sollten Werbung der Branche verbieten, ähnlich wie Tabakwerbung. Finanzinstitute sollten stattdessen in erneuerbare Energien investieren. Er nannte die Unternehmen der Branche "Paten des Klimachaos". Sie hätten jahrzehntelang Fortschritte in Richtung klimafreundliche Energie blockiert. "Milliarden von Dollar wurden dafür aufgewendet, die Wahrheit zu verdrehen, die Öffentlichkeit zu täuschen und Zweifel zu säen", sagte er.

Vorwurf: Rekordgewinne mit Subventionen

Gleichzeitig hätten solche Firmen mit Billionen an Subventionen aus Steuergeldern Rekordgewinne gemacht. Es sei höchste Zeit, diese Profite mit einer Sondersteuer zu belegen, um Klimaschutzprojekte zu finanzieren. Guterres regte auch die Einführung von Abgaben bei Schifffahrt, Luftverkehr und Brennstoffindustrie an, um mehr Geld für die Transformation zu nachhaltiger Energie in ärmeren Ländern zu haben. Die führenden Industrie- und Schwellenländer (G20), die 80 Prozent der weltweiten klimaschädlichen Emissionen erzeugen, müssten am meisten tun und ärmeren Ländern sowohl Technologien als auch Finanzhilfen geben.

Klimabericht 1: Erderwärmung beschleunigt sich

  • Allein im vergangenen Jahrzehnt (2014 bis 2023) stieg die Temperatur durch Aktivitäten des Menschen dem IGCC-Report zufolge um rund 0,26 Grad. Das sei ein Rekord bei der Aufzeichnung mit Messgeräten, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreiche, berichtet die Gruppe um Piers Forster von der Universität Leeds im Journal "Earth System Science Data". Ein Jahrzehnt zuvor (2004 bis 2013) waren es nach Angaben der Universität rund 0,20 Grad.
  • Dem Report zufolge darf der Mensch grob noch 200 Milliarden Tonnen CO2 produzieren, um die Erderwärmung auf längere Sicht auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das entspreche etwa den aktuellen Emissionen von fünf Jahren. Allerdings ist die Spanne nach Angaben der Universität Leeds hoch und reicht von 100 bis 450 Milliarden Tonnen.

Klimabericht 2: Jeden Monat neuer Rekord

  • Mit dem Mai war jeder einzelne der zurückliegenden zwölf Monate einer, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen Rekordwert für den jeweiligen Monat erreichte, wie der EU-Klimawandeldienst Copernicus mitteilte. Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, war der Mai demnach 1,52 Grad wärmer. Die gemittelte globale Temperatur der vergangenen zwölf Monate - von Juni 2023 bis Mai 2024 - erreichte ebenfalls einen Höchstwert: Sie lag 1,63 Grad über dem vorindustriellen Niveau - also für den Zeitraum eines Jahres über der 1,5-Grad-Schwelle.
  • Die Copernicus-Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen. Die Daten reichen nach Angaben einer Sprecherin bis in die 1940er Jahre zurück. Durch Vergleiche mit älteren Datensätzen könne noch weiter zurückgerechnet werden.

Klimabericht 3: 1,5-Grad-Schwelle wird überschritten

  • Die Weltwetterorganisation rechnet inzwischen fest damit, dass die 1,5 Grad-Schwelle der Erderwärmung schon in den nächsten fünf Jahren auch für ein konkretes Jahr, also von Januar bis Dezember, mindestens einmal überschritten wird. Erstmals über einen Zeitraum von zwölf Monaten durchschnittlich über 1,5 Grad verglichen zum vorindustriellen Zeitalter hatte der Wert bereits im Januar gelegen (Februar 2023 bis Januar 2024).
  • Bisher war von Januar bis Dezember gerechnet 2023 das heißeste Jahr seit der Industrialisierung, mit einer globalen Durchschnittstemperatur, die nach Daten der Weltwetterorganisation (WMO) 1,45 Grad über dem Durchschnitt von 1850 bis 1900 lag. Die Wahrscheinlichkeit, dass die globale Durchschnittstemperatur in einem der Jahre von 2024 bis 2028 mehr als 1,5 Grad über dem Niveau von 1850 bis 1900 liegt, betrage 80 Prozent, hieß es von der WMO. Für die gesamte Fünf-Jahres-Periode liege das Risiko bei 50 Prozent, dass sie über 1,5 Grad liegt.

1,5-Grad-Schwelle nicht mehr haltbar?

Das Ziel, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, stammt aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015. Darin geht es allerdings um die Durchschnittstemperatur über längere Zeiträume, nicht einzelne Jahre. Insofern wäre das Ziel mit kurzzeitigen Überschreitungen noch nicht verfehlt. Eine formell vereinbarte Definition, was eigentlich genau als Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels gewertet wird, gibt es allerdings nicht. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle ohnehin längst nicht mehr zu halten ist.

 

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