Tausende Demonstranten - Proteste gegen AfD-Parteitag in Essen
In Essen im Ruhrgebiet startet heute Tag zwei des AfD-Parteitags - trotz Demonstrationen. Die bereits seit Freitag stattfindenden Gegenveranstaltungen gehen heute in eine neue Runde und starten mit einer Mahnwache.
Am morgen begann die Mahnwache mit 500 Menschen in Sichtweite der Grugahalle, dem Veranstaltungsort der AfD. Der Parteitag soll dann ab 10 Uhr weitergehen.
Teils aggressive Proteste am Samstag
Der Protest am Samstag hatte viele Gesichter, auch aggressive. Einige Delegierte hatten es wegen der vielen Gegendemonstranten nur mit Mühe und Polizeischutz in die Grugahalle geschafft. Es kam zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen und Festnahmen, so die Polizei. Demonstranten hätten teilweise vermummt die Einsatzkräfte angegriffen und auch Journalisten nicht durchgelassen.
Aktivisten blockieren Straßen
Eine Gruppe Menschen hatte versucht eine Absperrung zu überwinden, wie die Polizei mitteilte. Ihr Ziel war demnach, die Anreise von Delegierten zu verhindern. Die Polizei schritt ein und benutzte Pfefferspray und Schlagstöcke. In der Umgebung des Veranstaltungsortes besetzten außerdem Aktivisten einige Straßen und Kreuzungen. An einer Autobahnauffahrt saßen mehrere hundert Menschen auf den Fahrbahnen. Insgesamt wurden laut Polizei am Samstag 28 Beamte verletzt, einer davon schwer. Auch Demonstranten erlitten Verletzungen, etwa durch Pfefferspray.
Weidel und Chrupalla wiedergewählt
Die Delegierten wurden am Samstag zum Teil unter Polizeischutz - und bedrängt von Demonstranten - von ihren Hotels zur Essener Grugahalle gebracht. In einem Fall gingen dabei zwei Beamte zu Boden. Noch liegend wurden sie laut Polizei mehrfach getreten. Sie kamen verletzt ins Krankenhaus. Wegen der vielen Proteste verzögerte sich der Start der AfD-Veranstaltung. Die rund 600 Delegierten haben das Führungsduo Alice Weidel und Tino Chrupalla wiedergewählt - mit jeweils rund 80 Prozent der Stimmen. Gegenkandidaten gab es nicht. Heute will die AfD unter anderem entscheiden, ob sie den Posten eines Generalsekretärs schaffen soll.
Großdemo und Veranstaltung
Nachdem es schon am Freitagabend die ersten friedlichen Proteste gegeben hatte, kam es am Samstag zur großen Protestwelle. Von über 50.000 Demonstranten war die Rede. Es gab eine zentrale Versammlung auf dem Messeparkplatz mit Infoständen und Reden prominenter Personen, zum Beispiel Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen. Ab 17 Uhr startete dann noch ein Musikprogramm bei dem verschiedene Bands und Künstler aufgetreten sind. Vor allem am Abend dominierte der friedliche Protest das Geschehen.
Stadtteil Rüttenscheid lahmgelegt
Die Sicherheitsvorkehrungen beeinträchtigen Essens Stadtteil Rüttenscheid. Bewohner dürfen nur noch zu Fuß nach Hause, der Verkehr wird umgeleitet und der Betrieb von Bussen und Straßenbahnen ist auf mehreren Linien eingestellt. Einige Geschäfte haben sogar ihre Schaufenster als Sicherheitsmaßnahme vernagelt. Die Stadt Essen hatte versucht, den Parteitag zu verhindern, scheiterte aber vor Gericht.