"Geschichte geschrieben" - Erste deutsche Frau im Weltall
Ein Dutzend deutsche Männer waren schon im Weltraum, aber noch keine Frau - bis jetzt: Rabea Rogge ist mit einem SpaceX-Team zu einer Mission um die Erdpole gestartet. Im Gepäck: irdische Souvenirs.
Die Berliner Robotikforscherin Rabea Rogge (29) ist als erste deutsche Frau ins Weltall gestartet. Die "Dragon"-Kapsel mit vierköpfiger Besatzung inklusive Rogge hob vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab, wie Live-Bilder zeigten. "Fram2" - benannt nach einem norwegischen Polarforschungsschiff aus dem 19. Jahrhundert - soll rund vier Tage auf einer neuen Umlaufbahn über die Polarregionen fliegen. Dabei soll aus 425 bis 450 Kilometern Höhe etwa Himmelsleuchten untersucht werden.
Erste Röntgenbilder von Menschen im All?
Außerdem könnten laut dem Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk die ersten Röntgenbilder von Menschen im All entstehen. Insgesamt sollen 22 wissenschaftliche Studien durchgeführt werden. Bei einem der Experimente soll zum Beispiel das Wachstum von Speisepilzen in der Schwerelosigkeit untersucht werden. Wenige Stunden nach dem Start der Falcon-9-Rakete veröffentlichte SpaceX am Dienstag einen Clip "Erste Ansichten der Polarregionen" auf der Plattform X.
"Crew ist stark und will Grenzen überwinden"
Für die Mission "Fram2" hat erneut ein Milliardär privat SpaceX mit einem Flug ins All beauftragt. Diesmal ist es der in China geborene Malteser Chun Wang, der mit Kryptowährungen reich wurde und der mit an Bord ist. Rogge hatte den Milliardär bei einem Expeditionstraining auf Spitzbergen kennengelernt. Später fragte er sie, ob sie beim Flug dabei sein wolle.
Auch Filmemacherin und Polar-Guide an Bord
Teil der Crew sind auch die Filmemacherin Jannicke Mikkelsen aus Norwegen sowie der Polar-Guide Eric Philips aus Australien. "Unsere Crew ist stark, unser Training intensiv, und unser Ziel ist es, nicht nur Grenzen zu überwinden, sondern auch neue Möglichkeiten für die Raumfahrt und die Wissenschaft zu schaffen", sagte Rogge vorab der Deutschen Presse-Agentur.
Dritte zivile Crew im All - noch nicht einmal Pilotenschein
Nach "Inspiration4" 2021 und "Polaris Dawn" 2024 - beide ebenfalls von SpaceX durchgeführt - ist es der dritte All-Ausflug mit einer Crew, zu der kein ausgebildeter Astronaut zählt. Noch nicht einmal einen Pilotenschein habe einer von ihnen, sagte Rogge. "Es geht nun darum, den Weltraumflug zugänglicher zu machen, anstatt ihn als exklusiv zu betrachten. Nur so können wir neue, noch interessantere Weltraummissionen planen und die Grenzen verschieben."
Bisher 12 deutsche Männer im Weltall
Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) waren bislang zwölf deutsche Männer im Weltall, aber keine deutsche Frau. Es habe zwar Anwärterinnen und Reserve-Raumfahrerinnen gegeben, aber noch nie sei eine Frau geflogen.
"Inspiration für viele junge Menschen"
"Heute wurde Geschichte geschrieben", sagte Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur. Rogge werde "viele junge Menschen inspirieren, sich für Wissenschaft und Technik zu begeistern". Der Flug sei ein wichtiges Signal. Astronautische Raumfahrt sowie wissenschaftliche Experimente und Technologieerprobungen könnten zwischen privaten Akteuren und Forschungseinrichtungen umgesetzt werden, ohne Steuergelder aufzuwenden.
ESA: Raumfahrt nicht für touristische Zwecke missbrauchen
Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner warnte im rbb24 Inforadio davor, Raumfahrt für touristische Zwecke zu missbrauchen. Kommerzialisierung sei zwar die Zukunft der Raumfahrt, sagte der einstige Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (Esa). Aber jeder Raketenstart stelle eine Belastung der Umwelt dar. "Insofern hoffe ich, dass wir jetzt nicht anfangen, die Kreuzschifffahrt ins Weltall zu verlegen."
Fünf Frauen gleichzeitig im All
Während der Mission werden fünf Frauen gleichzeitig im All sein: Rogge und Mikkelsen bei "Fram2" sowie auf der Internationalen Raumstation ISS die US-Astronautinnen Anne McClain und Nichole Ayers sowie Wang Haoze auf der chinesischen Station "Tiangong" (Himmelspalast). Als erste Frau war die Russin Valentina Tereschkowa 1963 ins All geflogen.
Im Gepäck: Lilienthal-Medaille, Freiheitsglocke, Kamera
Rogge ist bei der "Fram2"-Mission offiziell als wissenschaftliche Spezialistin dabei. Zu ihren Aufgaben zähle die Koordination der Forschung, sagte sie von der Raumkapsel aus per Funk. Die Wissenschaftlerin hat an der ETH Zürich Elektrotechnik und Informationstechnologie studiert. Für ihre Doktorarbeit wechselte sie an die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens.
Rogge hat Souvenirs und analoge Kamera dabei
Ins All mitgenommen hat Rogge unter anderem eine Gedenkmedaille an Flugpionier Otto Lilienthal (1848-1896) und eine kleine Nachbildung der Freiheitsglocke im Rathaus in Berlin-Schöneberg - dem Bezirk, in dem sie geboren wurde. Außerdem hat sie eine analoge Kamera dabei: "Ich bin gespannt, wie die Filme herauskommen werden." "Wir wollen mit der Mission Pioniergeist aufzeigen, Neugier wecken und Technologie-Innovation demonstrieren", sagte Rogge vorab. "Ich finde es wirklich ermutigend zu sehen, wie weit wir als Menschheit gekommen sind – wenn es möglich ist, autonome Raumschiffe zu bauen, sollte doch eigentlich alles möglich sein."
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