Nachrichten >
Magazin
> Sonnencreme: Eine Tube pro Tag? 6 Mythen aufgeklärt
18.07.2022, 15:14 Uhr
6 Sonnencreme-Mythen -
Zweimal eincremen, eine Tube?
Sonnencreme ist unverzichtbar am Strand und im Schwimmbad. Trotzdem ranken sich viele Falschinformationen um die weiße Flüssigkeit. Wir erklären, wie effektiver Sonnenschutz funktioniert und welche Behauptungen einfach Unsinn sind.
1. Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie viele Minuten ich in der Sonne bleiben kann
Falsch! 20er Sonnencreme oder doch lieber 50? Um die Stärkenangabe auf den Sonnencreme-Tuben gibt es viele Unklarheiten. Manch einer mutmaßt, dass es sich dabei um die Anzahl der Minuten handelt, andere glauben dass die Zahl angibt, wieviel Prozent der schädlichen Strahlung die Creme filtert. Alles falsch! Richtig ist: Der sogenannte Lichtschutzfaktor gibt an, um wieviel sich die eigene Schutzzeit verlängert. Das heißt: Wer ohne Sonnencreme nach fünf Minuten einen Sonnenbrand bekommen würde, kann mit einer 20er Creme maximal zwanzig Mal so lange in der Sonne bleiben - also insgesamt 100 Minuten. Wirklich ausreizen sollte man diese Maximal-Zeit aber nicht. Denn durch Schwitzen oder Baden geht immer ein wenig Creme verloren und dadurch verringert sich der wirkliche Lichtschutzfaktor.
2. Wer sich ordentlich eincremt, kann auch schon mal eine Tube pro Tag verbrauchen
Richtig! Man kann wohl festhalten, dass wir alle zu wenig Creme benutzen. Denn die offizielle Faustregel lautet: Etwa zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut sollten es schon sein. Ein großer oder kräftiger Mensch kommt damit problemlos auf 40 bis 50 Gramm Creme, um sich einmal komplett einzucremen. Das ist fast eine halbe Tube pro Creme-Vorgang. Eine komplette Familie sollte mit einer Flasche pro Urlaubstag kalkulieren.
3. Spezielle Kindersonnencreme ist reine Abzocke
Falsch! Sonnencreme ist Sonnencreme? Das gilt leider nicht. Sonnencreme enthält zwei verschiedene Arten von Schutz: Die eine Komponente sorgt einfach dafür, dass die Haut mehr schädliche UV-Strahlung reflektiert. Das ist dieser weiße Film auf der Haut. Die zweite Komponente zieht in die obere Schicht der Haut ein und wandelt dort die schädliche Strahlung um. Dieser zweite Stoff muss von der Leber abgebaut werden. Darum enthält Kinder-Sonnencreme mehr reflektierende Anteile und weniger von der zweiten Komponente, um die kindliche Leber weniger zu belasten.
Sonnenschutz für Kinder: Dr. Vitor Gatinho
Welches ist die richtige Sonnencreme für Kinder?
Kinderarzt Dr. Vitor Gatinho
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Man weiß, dass was man in der Kindheit erlebt mit der Haut, kommt irgendwann später zurück. Sonnenbrände in der Kindheit können das Hautkrebsrisiko zwei- bis dreifache erhöhen im Erwachsenenalter. Hautkrebs entsteht über die Zeit. Das heißt, was ich jetzt meinem Kind mit der Haut antue, das hat es dann leider auf dem Konto, wenn es dann erwachsen ist. Jetzt gibt es natürlich aber auch eine Riesenauswahl an Sonnencremes, natürlich auch für Kinder. Was muss drin sein? Worauf muss ich achten? Es kommt darauf an, wie alt das Kind ist. Viele Eltern verunsichern, Kinder unter einem Jahr sollen gar keine Sonnencreme bekommen. Das hat den Hintergrund, dass Kinder unter einem Jahr gar nicht in die Sonne gehen sollten. Den Satz könnte man noch dazu schreiben, keine Sonnencreme, weil es soll gar nicht in die Sonne. Genau so ist es. Das verunsichert natürlich schon. Wenn man jetzt doch ältere Kinder hat, dann geht man doch mal ins Schwimmbad oder sonst was. Dann sollte man auf eine Sonnencreme achten, die einen eher mineralisch filtert. Es gibt mineralische und chemische Filter. Die normalen Sonnencremes, die wir benutzen, sind meistens chemische Filter. Bei mineralischen ist es so, das kennt jeder, das sind diese weißen Geisterkinder, die dann so ganz weiß geeiert sind. Bei Kindern über zwei Jahren kann man einen Mix nehmen. Aber wichtiges Thema, ohne Nanopartikel, am besten keine Oktocrylene. Das ist dann bestimmt der Stoff, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Aber nicht nur das, sondern wenn man eine Sonnencreme mit Oktocrylene hat, dann darf man die zum Beispiel nicht nächstes Jahr nochmal benutzen. Das ist wichtig. Oktocrylene, wenn das drin ist, kann man es vergessen, weil das ist dann vorbei. Und wenn wir jetzt mal auf das Thema kommen, wie oft man die Kinder einschmieren sollte, muss man das nach jedem Sprung ins Wasser machen oder wie ist da so die Faustregel? Also die Faustregel hat es eigentlich alle zwei Stunden. Wenn ich natürlich lange im Wasser war, dann sollte man auch regelmäßig nachcremen.
Sonnenschutz für Kinder richtig anwenden
Kinderarzt Dr. Vitor Gatinho
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Das Wichtige ist, und das würde ich gerne allen Zuhörerinnen auch als Tipp mitgeben, wenn ich mein Kind mit einer mineralischen Creme einschmiere, was machen die automatisch? Die schmieren es uns ein bisschen in die Hand, klatschen es dann auf den Arm vom Kind. Aber das bleibt an meiner Hand zu 90 Prozent kleben. Dann will ich es auf den Oberarm des Kindes bringen, der hat da einen riesen Klatscher und den versucht man dann mit voller Kraft bis runter zu reiben. Das geht gar nicht, weil das so pastös ist. Deswegen hier ist der Tipp, ganz viele kleine Punkte auf den Arm vom Kind machen. Wirklich alle zwei, drei Zentimeter, so zack, zack, zack drumherum. Und dann macht man nur kleine Bewegungen um den Arm und hat nicht die oberste Hautschicht weggerubbelt, weil man irgendwie will, dass die Sonnencreme noch bis runter an den Arm geht. Okay. Stichwort UV-Klamotten. Da können Sie doch auch sicher was sagen. Ist das Geldmacherei? Bringt das wirklich was? Das macht auf jeden Fall einen Sinn, weil es gibt einen Standard, der UV-801-Standard, glaube ich, heißt der, und darauf sollten Eltern auch achten. Das ist ein Siegel und wenn man da drauf guckt, dann weiß man, das ist eine gute Qualität, weil UV-Klamotten ist nicht gleich UV-Klamotten. Das sind ja meistens Klamotten, mit denen die Kinder ja auch ins Wasser gehen. Das heißt, die müssen ja auch dann eine gewisse Durchlässigkeit bei nass, bei feucht, bei trocken. Das muss ja alles gegeben sein, weil viele sagen, naja, ich kann doch auch mit einem T-Shirt, einem normalen T-Shirt ins Wasser gehen. Ja, das ist aber meistens Baumwolle. Wenn die nass wird, wird die sehr, sehr durchlässig für UV-Strahlung. Also, die Kinder, die nicht in den Wald gehen, die brauchen nicht irgendeine UV-Klamotten, wenn die diesem Standard entsprechen, das nicht machen. Und das ist ganz wichtig.
Sollten UV-Klamotten für Kinder Pflicht sein?
Kinderarzt Dr. Vitor Gatinho
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Ich finde schon, es muss irgendwie was passieren im Sonnenschutz. Weil lauf mal durch das Freibad und schaut mal, wie viele Kinder unter zwei Jahren, ich rede jetzt gar nicht von den größeren über zwei Jahren, aber unter zwei Jahren, wie viele Kinder davon nur in einer Schwimmwindel da rumrennen. Ich muss da eine kleine Anekdote erzählen. Mein Sohn hatte ein Oberteil, eine UV-Klamotten und eine normale Hose, aber auch UV und so eine Mütze auf. Und damit hat er da rumgespielt und dann kam eine Mutter zu mir und hat gefragt, was denn mein Kind für eine Hauterkrankung hätte, dass er sich so schützen müsste. Und das erklärt ja schon das Problem, dass den Leuten nicht bewusst ist, dass Sonne nicht schön braun macht, sondern Sonne schädigt jedes Mal die Haut. Und das muss in die Köpfe und deswegen bin ich da schon für, dass man eine, entweder es gibt Schattensätze oder die UV-Klamottenpflicht ist ja dann etwas, was man auch sieht. Ob ich mein Kind richtig eingecremt habe oder nicht, das weiß ich nicht. Das sieht keiner. Das erhöht, wir sagen es mal so, es erhöht ein wenig den gesellschaftlichen Druck. Genau, es erhöht den Druck und es bringt es auch ins Bewusstsein. Ich weiß noch, als ich Kind war, war immer in den Schwimmbädern Badekappenpflicht. Und dann habe ich immer gefragt, warum müssen wir so eine komische Badekappe alle tragen. Egal ob Frau oder Mann, da hat sich jeder dran gehalten. Und hier, wo es um etwas wirklich Wichtiges geht, was wir wirklich nachweislich schädigend ist, wenn man es nicht macht, das interessiert keinen. Deswegen wäre das schon irgendwie in Überlegung wert, dass man sagt, das wird Pflicht. Weil was auf der anderen Seite dann gesundheitsschädlich in der Zukunft dann auf das Gesundheitssystem kommt, ist ja viel größer.
4. Sonnencreme braucht man nur beim Sonnenbaden
Falsch! Vor der Sonnenstrahlung sollte man sich immer schützen, wenn man der Sonne ausgesetzt ist. Selbst bei längeren Autofahrten im Sommer sollte man über einen Sonnenschutz nachdenken. Denn die Autoscheiben filtern nur die UV-B Strahlen. Die ebenfalls schädlichen UV-A Strahlen kommen dagegen durch die Scheibe und können für Zellschäden sorgen.
5. Im Schatten bin ich sicher
Teilweise falsch! Wer im Schatten liegt, macht schon einiges richtig. Trotzdem kommen auch im Schatten noch zwischen 60 und 80 Prozent der schädlichen Strahlung an. Denn alles in unserer Umgebung reflektiert Teile der Strahlung und wirft sie so auch in Bereiche, in die die Sonne nicht direkt hinkommt.
6. Ein paar Solariumsbesuche beugen Sonnenbrand vor
Falsch! Leider funktioniert das nicht. Denn im Solarium bekommt die Haut vor allem UV-A Strahlen ab. Die sorgen zwar auch dafür, dass die Haut braun wird - es hilft aber nicht, um einen Schutz gegen die ebenfalls schädlichen UV-B Strahlen aufzubauen.
Sommerbräune halten - so geht's
Und wenn ihr dann im Sommer mit genügend Sonnencreme schön braun geworden seid, gilt es, die Bräune möglichst lange in den Herbst und Winter zu retten.
Wichtig vor allem: weiter eincremen. Und zwar mit einer fettreichen Lotion mit Aloe Vera und Vitamin E. Diese Inhaltsstoffe versorgen eure Haut intensiv mit Feuchtigkeit und verhindern, dass sie austrocknet, schuppt und dann die Bräune verloren geht.
Wer tricksen will, trinkt täglich ein Glas Möhrensaft mit einem Spritzer Öl, oder isst Karotten. Das Betacarotin aus dem Gemüse färbt die Haut ganz gesund von innen.
Außerdem wichtig vorm Bräunen: Entfernt abgestorbene Hautpartikel mit einem Peeling-Schwamm oder Handschuh. Auf glatter Haut hält die Bräune länger.