So fährt es sich auf Plastik - Schlittschuhbahnen ohne Eis
Schlittschuhfahren muss nicht immer auf Eis sein. Wegen der hohen Energiepreise setzen dieses Jahr einige hessische Orte auf Bahnen aus Kunststoff. Gut für das Klima, da die aufwändige Kühlung entfällt. Aber macht Fahren auf Kunststoff auch genauso viel Spaß?
Schlittschuhfahren auf Kunststoff? Da denken viele wohl erst einmal an eine raue, vollkommen zerkratzte Fläche aus Hartplastik über die man mehr schlecht als recht mit seinen Kufen rumpelt. Doch diese Flächen sind eher Hightech-Produkte, die auf Jahre ein angenehmes Fahren ermöglichen sollen – versprechen zumindest die Hersteller.
Wie funktioniert die Plastik-Eisbahn?
Die Bahnen werden aus einzelnen Kunststoffplatten zu großen Flächen zusammengefügt. In die Platten ist ein Gleitmittel eingearbeitet, dass unter den Schlittschuh-Kufen an die Oberfläche kommt und damit für eine geringe Reibung sorgt.
Ein attraktives Konzept. Da die teure Kühlung wegfällt, haben die Kunststoffbahnen kaum Betriebskosten, wenn sie einmal aufgebaut sind. Der Eispalast Marburg hat Beispielsweise rund 95.000 Kilowattstunden Strom in einer Saison verbraucht – also so viel wie 30 Familien in einem Jahr. Und auch die regelmäßige Pflege des Eis, die Wartung und der sonstige Betrieb verursachen Kosten. Rund 65.000 Euro hat die klassische Eisbahn pro Saison gekostet - plus Stromkosten. Die neu angeschaffte Kunststoffeisbahn kostet einmalig rund 243.000 Euro für 900 Quadratmeter samt Zubehör und soll über 10 Jahre lang halten.
Das ist anders ohne Eis
Allerdings sind nicht alle Sportler begeistert von der Kunststoffbahn. Für den Sommer sei es eine Alternative, aber kein Ersatz. Denn das Skaten auf der Plastikbahn ist anstrengender – es benötigt merklich mehr Kraft, um sich fortzubewegen.
Befahren kann man die Bahnen mit seinen ganz normalen Schlittschuhen. Es ist keine spezielle Ausrüstung nötig. Ob sich die Kufen allerdings schneller abnutzen ist noch umstritten. Plastikbahn-Befürworter sind der Meinung, dass Kufen auf synthetischem Eis bedeutend weniger geschärft werden müssen. Kritiker sehen dies ganz anders und sind der Meinung, dass Schuhe sogar nach jedem Gebrauch geschliffen werden müssen. Am eigentlichen Fahrerlebnis ändert sich ansonsten aber nicht viel: Das Eis ist für Pirouetten genauso geeignet, wie für wackeliges an der Bande fahren.
Probleme mit Plastikabrieb?
Schlittschuhlaufen ohne Energie für die Kühlung zu verschwenden, das klingt erst einmal nach einer großartigen Idee. Kritik kommt allerdings aus einer anderen Richtung. Denn die scharfen Kufen reiben dünne Plastikfäden von der Fläche ab. Diese bleiben an der Kleidung hängen oder werden bei Outdoor-Bahnen vom Wind verweht und können so in die Umwelt gelangen. Die Naturschutzorganisation WWF bemängelt die dabei entstehende Umweltverschmutzung. Teile des Abriebs würden außerdem als Mikroplastik in den Nahrungskreislauf gelangen und letztendlich auch von Menschen aufgenommen werden.
Der Schweizer Kunststoff-Eisbahn-Hersteller „Glice“ widerspricht. Das Problem des Plastikabriebs sei gering und die entstehenden Fäden seien aufgrund des eingearbeiteten Silikons so schwer, dass ein Großteil am Boden liegen bleibe. Diese müssten dann nur regelmäßig von der Bahn gekehrt und entsorgt werden. Unabhängige Studien, wieviel Plastik durch Kunststoffeisbahnen wirklich in die Umwelt gelangt, gibt es bisher noch nicht.
Hier könnt ihr es selber ausprobieren
In Wiesbaden auf dem Kinder-Sternschnuppenmarkt am Luisenplatz. Geöffnet hat die Bahn montags bis samstags von 10.00 bis 20.00 Uhr und sonn- und feiertags von 12.00 bis 20.00 Uhr.
Schulklassen zahlen unter der Woche von 10.00 bis 13.00 Uhr keinen Eintritt. Ansonsten kostet der Kindereintritt 4 Euro und Begleiter zahlen 5 Euro. Außerdem können Vorort Schlittschuhe ausgeliehen werden.
Im Marburger Eispalast: Ab dem 2. Dezember bis zum 5. Februar 2023, täglich von 10-22 Uhr.
Wer eigene Schlittschuhe mitbringen will, kann sie sich vor Ort gratis für die Kunststoffeisbahn zurechtschleifen lassen.