Sie sollen zum Kaufen anregen - Psychotricks im Supermarkt
Rein in einen der rund 10.500 deutschen Supermärkte! Und damit rein in ein perfekt durchgeplantes "Erlebnis". Der Eingang ist an der rechten Seite des Gebäudes. Das ist bei praktisch allen Supermärkten der Fall. Drinnen geht es meist links herum auf dem Weg zum Ausgang. Warum? Weil sich Kunden dabei wohler fühlen, sagen Wissenschaftler. Was nichts anderes heißt, als dass sie dann "kaufbereiter" sind. "Linksdrehende" Supermärkte, das haben Tests gezeigt, erzielen höhere Umsätze. Nur 30 Prozent unserer Kaufentscheidungen sind wohlüberlegt, so Forschungsergebnisse. 70 Prozent dagegen fallen spontan aus. Und für diese Spontanität lässt sich der Handel die ausgeklügeltsten Tricks einfallen...
Der Einkaufswagen-Trick
Glauben Sie ein Einkaufswagen ist einfach so ein Einkaufswagen? Nein, das ist ein durchgestyltes Psychologiewunder: Erstens groß, damit man auch nach den ersten 20 Produkten noch denkt – och, da passt noch soooo viel rein. Unterstützt wird das noch damit, dass der Boden abfällt. Warum? Damit die ersten Produkte zum Kunden hin kullern.
Weil dann irgendwann doch mehr im Wagen ist, hat die neuste Generation Einkaufswagen besonders leicht laufende Räder bekommen. Das lässt sich so easy schieben - da geht noch mehr rein!
Auch immer angesagter: Kinder-Einkaufswagen. Die sollen die süßen Kleinen dazu verleiten selbst Spontankäufe zu machen. Und nehmen Sie mal ihrem Liebling wieder etwas aus seinem Wagen. Das Geschrei ist programmiert.
Der Brems-Trick
Der absolute Horror für die Supermarktbetreiber: Kunden, die wie Sebastian Vettel mit ihrem Einkaufswagen Richtung Ausgang rasen. Also wird die Trick-Bremse reingehauen.
Ein herrlicher "Markt" tut sich gleich am Eingang auf. Frische Früchte, knackige Karotten, grüne Gurken. Sind Sie schon mal hektisch über einen bunten Markt gerannt? Nein, den verbinden Sie mit Schlendern, gemütlich, interessiert. Außerdem mit Qualität. Apropos Qualität: Wurde Ihnen auch schon eine Orangenscheibe, ein Stück Käse oder ein Schluck Saft angeboten? Da zielt man auf unterschwellige Dankbarkeit: Wenn mir etwas geschenkt wird, muss ich doch auch genug kaufen – gegen mein schlechtes Gewissen.
Und damit auch die letzte Hektik herausgenommen wird: Sehen Sie mal nach unten! Die Kacheln sind so gewählt und geputzt, dass sie wie nass und rutschig aussehen. Das Unterbewusstsein sagt: STOP! LANGSAM! Und nicht gegen die Aufsteller rennen!
Die auf Paletten aufgetürmten Kaffeepakete stehen uns natürlich nicht zufällig im Weg herum. Erstens zwingen sie uns zum Slalom - und zweitens suggeriert eine große Menge von einem Produkt, dass es sich hier um ein besonderes Schnäppchen handelt.
Der Wohlfühl-Trick
Jetzt wird’s ganz gemein: Die Beeinflussung unserer Sinne, für sinnloses Einkaufen! Nein – es gibt kein Heavy Metal und keinen schnellen Rap auf die Ohren. Genau 72 Basschläge pro Minute muss die Supermarktmusik haben - das passt zum Herzschlag des entspannten Kunden. Die Trickexperten haben überdies herausgefunden: Urlaubsmusik steigert den Verkauf von ausländischen Weinen, klassische Musik lässt Waren wertvoller erscheinen.
Und es gibt was auf die Nase: geruch von leckerem Backwerk beim Brot, frische Zitrone bei den Reinigungsmitteln – alles abgestimmt. Auch die Temperatur: Genau 19 Grad. Bei zu großer Wärme wird der Kunde träge - und wird’s zu kalt, wll er nur noch schnell weg! Und das soll er ja nicht.
Der Aufbau-Trick
Ist es Ihnen schon mal aufgefallen: Plötzlich kommen Ihnen im Supermarkt ganze Rezeptideen oder sie sehen den komplett gedecken Tisch vor Augen. Weil natürlich die Tomatensoße zufällig neben den Nudeln steht und daneben zufällig der Reibekäse. Und da: Brot neben Marmelade, Tomaten neben Basilikum, Chips neben Bier – und schon sieht man vom Frühstück bis zum Fernsehabend alle Produkte passend nebeneinander. Natürlich ist auch der "Klassiker" weiter aktiv: Teure Waren in Augenhöhe, die Produkte mit schlechterer Marge für den Supermarkt sind „Bück- und Greifware“ da braucht man also schon etwas Yoga für den günstigen Einkauf.
Der Licht-Trick
In der Fleischtheke wirkt das Fleisch rosig, frisch und lecker - zuhause wirkt es schon ein wenig grauer. Bestimmte Beleuchtung mit anderen Farben lassen Lebensmittel einfach besser aussehen. Beim Fleisch hilft Rot, Gelb hilft dem Brot und Grün lässt Salat einfach in besserem Licht dastehen.