+++Wichtiger Verkehrshinweis+++ (Stand: 06.12., 18:10 Uhr)
— RMV Dialog (@RMVdialog) December 6, 2023
Die #GDL hat für Donnerstag, 07.12., 22:00 Uhr bis Freitag, 08.12., 22:00 Uhr, zu #Warnstreiks aufgerufen. Davon betroffen sind auch Regionalzüge und S-Bahnen im RMV-Gebiet. Weitere Infos auf https://t.co/Y5JM2VCzGN. pic.twitter.com/yjw5nylzzn
Bahnstreik noch bis heute Abend - Hessische Pendler massiv ausgebremst
Pendlerinnen und Pendler brauchen wieder starke Nerven: Der Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn ist angelaufen. Er dauert insgesamt 24 Stunden bis heute um 22.00 Uhr. Was müssen Fahrgäste jetzt beachten?
Der Güterverkehr wird bereits seit 18.00 Uhr bestreikt. Vier Stunden später weitete die Gewerkschaft den Arbeitskampf auch auf Personenzüge aus. Zum Streik aufgerufen sind sämtliche Arbeitnehmer unter anderem in den Bereichen Fernverkehr und Regionalverkehr, wie die GDL mitteilte.
Bahn: Jeder fünfte Fernzug soll fahren
Die Deutsche Bahn will rund 20 Prozent des Fernverkehrs aufrechterhalten. Im Regionalverkehr erwarte die Bahn aufgrund des Warnstreiks große Unterschiede je nach Region. Auswirkungen werden auch nach dem Ende des Warnstreiks erwartet.
Bahn mit Notfahrplan
Der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr der DB sind bundesweit massiv beeinträchtigt, teilt die Bahn mit. Während des Ausstands gilt ein Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot. "In den Auskunftsmedien auf bahn.de und in der App DB Navigator sind ab sofort alle Verbindungen des Notfahrplans abrufbar", teilte der Konzern mit. Zudem habe die Bahn erneut eine Streik-Rufnummer eingerichtet. Unter 08000-996633 könnten sich betroffene Fahrgäste über ihre Verbindungen informieren.
Reise verschieben oder früher fahren
Der Notfahrplan sichere nur ein sehr begrenztes Zugangebot, teilt die Bahn mit und ruft deswegen auf: "Bitte sehen Sie von nicht notwendigen Reisen während des GDL-Streiks ab und verschieben Sie Ihre Reise auf einen anderen Zeitpunkt."
Zugbindung aufgehoben
Die Zugbindung sei aufgehoben, teilte die Bahn mit. Fahrgäste können ihre für diesenFreitag geplante Reise verschieben und ihre Fahrkarte zu einem anderen Zeitpunkt nutzen. Reservierungen könnten kostenfrei storniert werden.
Wie sind die Streikauswirkungen in Hessen?
Der Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer wird sich in Hessen massiv auf den Bahnverkehr auswirken. Pendler und Bahnreisende müssen mit zahlreichen Verspätungen und Zugausfällen rechnen. Betroffen sind sowohl der Fern- als auch der Regionalverkehr. Besonders problematisch: Im Berufsverkehr drohen im FFH-Land zusätzliche Probleme durch Glatteis auf den Straßen.
Regionalzüge und S-Bahnen betroffen
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) teilt mit, dass von den Arbeitsniederlegungen voraussichtlich auch Regionalzüge und S-Bahnen im RMV-Gebiet betroffen sein werden. Beim letzten Warnstreik fuhren allerdings weiterhin einige S-Bahnen, wenn auch in größeren zeitlichen Abständen.
S-Bahnen fahren eingeschränkt
Die Linien S3, S5, S6 und S8 fahren auf ihren normalen Linienwegen im 60-Minuten-Takt, teilt der RMV mit. Auf weiteren Linien gibt es allerdings Einschränkungen:
- Auf der Linie S1 kommt es zu starken Einschränkungen, ein durchgängiger Verkehr ist nicht möglich.
- Auf der Linie S2 gibt es einen Pendelverkehr zwischen Offenbach und Dietzenbach.
- Auf der Linie S4 ist ein Pendelverkehr Niederhöchstadt – Kronberg vorgesehen.
- Die Linien S7 und S9 entfallen, als Ersatz für die S9 verkehrt die Linien S8 ab/bis Hanau Hauptbahnhof.
- Die Strecken Niedernhausen – Frankfurt und Riedstadt – Frankfurt werden vom Regionalverkehr mit Zusatzhalten bedient.
Längere U-Bahnen in Frankfurt
U-Bahnen und Straßenbahnen und auch der städtische Busverkehr in Frankfurt sind nicht vom Streik betroffen. Alle Frankfurter Linien verkehren Mittwoch und Donnerstag nach Fahrplan, teilt der RMV weiter mit. Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt setzt längere Züge auf den U-Bahn-Linien U1, U2, U3, U6 und U8 ein. Außerdem sollen nach Möglichkeit auf der Buslinie 61 zum Flughafen Gelenkbusse eingesetzt werden, da sie mehr Platz bieten.
Linien fallen teils komplett aus
Außerdem kündigt der RMV bereits Komplett-Ausfälle von einzelnen Linien an:
- RE5 (Bebra - Frankfurt)
- RB11 (Frankfurt - Bad Soden)
- RB12 (Königstein - Frankfurt)
- RB15 (Brandoberndorf - Grävenwiesbach)
- RB16 (Friedberg - Friedrichsdorf)
- RE20 (Limburg - Frankfurt)
- RE30 (Frankfurt - Kassel)
- RB48 (Frankfurt - Friedberg)
- RB51 (Frankfurt - Bad Soden-Salmünster)
- RE60 (Mannheim - Darmstadt)
Auf weiteren Linien gibt es demnach Einschränkungen, dass Linien nicht alle Halte anfahren oder in einer geringeren Taktung als sonst verkehren. Weitere Informationen zum Warnstreik bei der Bahnliefert der RMV online.
Ausfälle auch in Nordhessen
Auch in Nordhessen rechnet der Nordhessische Verkehrsverbund NVV mit Zugausfällen. Das betrifft voraussichtlich folgende Regionalzuglinien:
- RE2 (Kassel <> Eichenberg <> Leinefelde <> Erfurt)
- RMV-RE5 (Bebra <> Frankfurt)
- RE30 (Kassel <> Frankfurt)
- RE50 (Bebra <> Frankfurt)
- RB4 (Kassel <> Korbach)
- RB38 (Kassel <> Treysa)
- RB39 (Kassel <> Bad Wildungen)
- RB81 (Bodenfelde <> Nordhausen)
- RB85 (Paderborn <> Ottbergen <> Bad Karlshafen <> Bodenfelde <> Göttingen)
- RE97/RB97 (Brilon <> Korbach <>Marburg)
Bus- und Tramlinien sind laut NVV von dem Streik nicht betroffen. Sollten auch Stellwerke bestreikt werden, könne es allerdings auch bei weiteren Linien zu Zugausfällen kommen, heißt es. Weitere Informationen zum Warnstreik liefert der NVV online.
Hessische Landesbahn nicht direkt betroffen
Die Hessische Landesbahn HLB ist nicht direkt vom Warnstreik betroffen, wie sie mitteilt. Plan sei es, die Verkehrsangebote planmäßig durchzuführen. Allerdings seien auch Mitarbeitende des Infrastrukturbereichs der Deutschen Bahn zum Streik aufgerufen wie etwa Fahrdienstleiter. Das könne dann möglicherweise auch die Strecken treffen, die von der HLB genutzt werden. Deshalb müssten sich Fahrgäste auf kurzfristige Zugausfälle und Verspätungen einstellen.
Kein Streik bei Cantus und VIAS
Ähnliches teilt die cantus zum Warnstreik bei der Bahn mit. Dort heißt es: "Aktuell gehen wir davon aus, dass unsere Züge von den Streikmaßnahmen der GDL nicht betroffen sein werden." Jedoch sei es nicht auszuschließen, dass es kurzfristig vereinzelt zu Verspätungen kommen könne. Auch die VIAS, die unter anderem die Odenwaldbahn und Pfungstadtbahn betreibt, wird nach eigenen Angaben nicht bestreikt. Auswirkungen des Ausstands könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden, heißt es.
Kritik am Streikaufruf
Der PRO-BAHN-Landesverband Hessen bezeichnet die Art und Weise wie der Warnstreik angekündigt wurde als nicht akzeptabel. "Eine Spanne von knapp mehr als 24 Stunden zwischen Ankündigung und Durchführung ist für Fahrgäste unzumutbar. Mindestens 48 Stunden müssen zwischen Ankündigung und Streikbeginn liegen", heißt es. Hinzu komm, dass der Streiktag an einem Freitag in der Vorweihnachtszeit liege. "Der Fahrgastverband fordert die GdL daher auf, den Warnstreik unverzüglich abzusagen und der Eisenbahn nicht mutwillig weitere Schäden zuzufügen", so der PRO-BAHN-Landesverband Hessen weiter.
Kritik am Abbruch der Verhandlungen
„Obwohl die Deutsche Bahn bereits ein Angebot vorgelegt hat, hat die GdL nach nur anderthalb Verhandlungsrunden die Gespräche für gescheitert erklärt und sogar schon vorher die Urabstimmung eingeleitet. Herr Weselsky will sich offenbar nicht einigen, sondern legt es auf Streik an“, beurteilt Thomas Kraft, Landesvorsitzender des PRO-BAHN-Landesverbandes Hessen die Situation. „Das ist inakzeptabel, zumal der öffentliche Personenverkehr Teil der Daseinsvorsorge ist und deswegen besondere Umsicht in Tarifverhandlungen zu erwarten wäre.“
Kritik der Bahn am Streik
Die Deutsche Bahn kritisierte, die GDL vermiese Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende. Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel sei verantwortungslos und egoistisch, hatte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler kritisiert. "Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut unnötig."
Hintergründe des Tarifstreiks
Mit dem nun ausgerufenen Warnstreik bleibt die GDL wie angekündigt auf Konfrontationskurs. Sie fordert für den neuen Tarifvertrag unter anderem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei gleichem Lohn.
Bahn hält Arbeitszeitreduzierung für nicht umsetzbar
DB-Personalvorstand Seiler hält die Forderung für nicht umsetzbar und argumentiert, dass eine Umsetzung zu teuer sei. Zudem brauche es bei weniger Wochenarbeitszeit mehr Beschäftigte - in Zeiten des Fachkräftemangels seien diese aber nicht zu finden. GDL-Chef Weselsky geht dagegen davon aus, dass mit einer geringeren Wochenarbeitszeit die Berufe bei der Bahn attraktiver werden.
GDL will mehr Tarifverträge
Darüber hinaus will die GDL ihren Geltungsbereich bei der Bahn ausweiten und Tarifverträge auch für Arbeitsbereiche abschließen, in denen sie bisher keine Tarifverträge vorweisen kann. Konkret geht es vor allem um Infrastrukturbetriebe. Seiler hält solche Verträge für nicht notwendig, weil die GDL in diesen Bereichen nicht maßgeblich vertreten sei.
GDL verhandelt eigentlich nur für 10.000 Beschäftigte
Die von der GDL ausgehandelten Tarifverträge werden bei der Bahn nach Angaben des Konzerns lediglich auf etwa 10.000 Beschäftigte angewendet. Die GDL vertritt aber vor allem Lokführer und Zugbegleiter - sie hat dadurch auch als kleinere Gewerkschaft die Möglichkeit, den Bahnverkehr empfindlich zu stören und Züge zu stoppen. Die EVG verhandelte zuletzt für gut 180.000 DB-Beschäftigte.
DB bietet elf Prozent mehr Geld
Die GDL fordert neben der Arbeitszeitsenkung 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hat bisher eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten sowie die geforderte Inflationsausgleichsprämie angeboten.
Urabstimmung läuft noch
Zuletzt hatte die GDL bei der Bahn am 15. und 16. November zum Warnstreik aufgerufen. Im März und April hatte die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) jeweils einen Tag lang zu Warnstreiks aufgerufen. In der ungewöhnlich hart geführten Tarifrunde der Lokführer läuft bereits auch eine Urabstimmung über unbefristete Streiks. Das Ergebnis soll am 19. Dezember vorliegen. Unbefristete Streiks sind möglich, wenn 75 Prozent der Abstimmungsteilnehmer für solche Arbeitskämpfe stimmen.
Weselsky: Keine weiteren Warnstreiks bei der Bahn bis 7. Januar
Zumindest in einem Punkt können die Fahrgäste aber aufatmen: Bis zum 7. Januar soll es keine weiteren Warnstreiks geben, die reisestarken Feiertage bleiben vom Arbeitskampf verschont. "Wir werden jetzt diese Streikaktion am Donnerstag und Freitag durchführen, und es ist für dieses Jahr die letzte", sagte GDL-Chef Weselsky im MDR. "Anschließend kommt die Urabstimmung und die Auszählung am 19. Dezember. Und es wird keine Arbeitskampfaktionen mehr geben, auch in der ersten Januarwoche nicht."
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