Mega Bahnstreik bis Montag - Was bei uns noch fährt und was nicht
Der Lokführerstreik geht erstmals im aktuellen Bahn-Tarifkonflikt über ein komplettes Wochenende. Bis Montag um 18.00 Uhr wollen die Lokführer die Arbeit niederlegen.
Der Notfahrplan der Deutschen Bahn läuft weiterhin stabil - der Konzern hofft, dass er auch am Wochenende bei mehr Fahrgastaufkommen durch Hand- und Fußballspiele stabil bleibt. Wie eine aktuelle YouGov-Umfrage gezeigt hat, sind viele auf andere Verkehrsmittel umgestiegen. Mehr als 75 Prozent betrifft der Streik nicht.
Wohl nicht der letzte Streik
Dass es der letzte Arbeitskampf im aktuellen Tarifkonflikt ist, gilt als unwahrscheinlich. Zu unversöhnlich ist derzeit der Ton zwischen der Bahn und der GDL, zu weit auseinander liegen ihre Positionen.
Viele Züge fallen aus
Wie schon bei den vorigen Streiks fallen laut Bahn ungefähr 80 Prozent der Fernzüge aus. Auch im Regionalverkehr gebe es erhebliche Einschränkungen, sagte die Sprecherin. Diese fallen wie zuletzt regional sehr unterschiedlich aus.
- Bahn zu Streikauswirkungen
- Informationen der Bahn zum Streik
- Kostenlose Info-Rufnummer der Bahn: 08000-996633
Reisende können Fahrt verschieben
Wer vorher ein Ticket für den Streikzeitraum gekauft hat, kann seine Fahrt auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Die Bahn hat die Zugbindungen aufgehoben. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.
Rhein-Main-Gebiet
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) rechnet mit deutlichen Auswirkungen auf den S- und Regionalbahnverkehr im Rhein-Main-Gebiet. Einige S-Bahnen entfallen komplett, andere fahren im 60-Minuten-Takt. Die Ersatzverkehre auf den Linien S6 und S7 sollen nach Plan verkehren, wie der RMV zum Bahnstreik mitteilt. Die Auswirkungen des Streiks bei den S-Bahnen in der Übersicht:
- S1: verkehrt im 60-Minuten-Takt
- S2: entfällt
- S3: verkehrt im 60-Minuten-Takt
- S4: entfällt
- S5: entfällt
- S6: entfällt; der Ersatzverkehr ist vom Streik nicht betroffen und verkehrt planmäßig
- S7: Auswirkungen noch unklar, der Ersatzverkehr ist vom Streik nicht betroffen und verkehrt planmäßig
- S8: verkehrt zwischen Wiesbaden und Offenbach Ost im 60-Minuten-Takt sowie zwischen Offenbach Ost und Hanau zu den Fahrtzeiten der Linie S9 im 60-Minuten-Takt
- S9: entfällt
U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse in Frankfurt fahren
Die U-Bahnen, Straßenbahnen und Buslinien in Frankfurt sind von dem Streik laut Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) voraussichtlich nicht betroffen. "Sie können die S-Bahnen sicher nicht ersetzen, aber im dicht „gestrickten“ Frankfurter Nahverkehrsnetz vielfach als Alternative weiterhelfen", heißt es in einer Mitteilung der VGF. Die Regionalbusse, die nach Frankfurt hineinfahren, sind erfahrungsgemäß nicht vom Streik betroffen.
Längere U-Bahnen in Frankfurt
Die U-Bahnlinien U1, U2, U6 und U7 verkehren bis Betriebsende mit Drei-Wagen-Zügen. Der letzte Wagen soll laut VGF in den Abendstunden nicht wie sonst üblich abgehängt werden. Auf der Buslinie 61 zum Flughafen sollen nach Möglichkeit Gelenkbusse eingesetzt werden, da sie mehr Platz bieten.
Wie fahren die Regionalexpresse?
Laut RMV fährt nur der RE2 nach Plan, weitere Linien entfallen. Die Übersicht:
- RE2: Koblenz - Bingen - Mainz - Frankfurt: nach Regelfahrplan, kurzfristige Ausfälle möglich
- RE4: Frankfurt - Mainz - Ludwigshafen - Karlsruhe: entfällt
- RE14: Frankfurt - Mainz - Ludwigshafen - Mannheim: entfällt
Streikauswirkungen im Bereich Taunus
Auf der Taunusstrecke entfallen viele Verbindungen, wie der RMV mitteilt. Die Übersicht:
- RB11: entfällt
- RB12: entfällt
- RB15: entfällt, für den Schülerverkehr wurde ein Busnotverkehr ist eingerichtet
- RB16: entfällt
- RB22 verkehrt im 2-Stunden-Takt zwischen Limburg und "Frankfurt Hauptbahnhof", die Zwischenhalte der S-Bahn-Linie S2 zwischen Niedernhausen und Frankfurt-Höchst werden angefahren
- RE20: entfällt
- RB23: Mayen - Andernach - Koblenz - Bad Ems - Nassau - Limburg: entfällt
- RE25: Koblenz - Bad Ems - Limburg - Wetzlar - Gießen: entfällt
Wie fährt die Main-Weser-Bahn?
Der RE30 verkehrt im 2-Stunden-Takt zwischen Frankfurt und Marburg. Der Abschnitt Marburg - Kassel entfällt nach den Angaben des RMV.
Bahnstreik im Niddertal
- RB34: Glauburg-Stockheim - Bad Vilbel: fährt im 2-Stunden-Takt, fällt zwischen Bad Vilbel und Frankfurter Hauptbahnhof aus. Als Ersatz kann laut RMV die Buslinie 30 genutzt werden.
- RB48: entfällt
- RE16 Friedberg – Friedrichsdorf – Frankfurt: entfällt
Streikauswirkungen im Kinzigtal
- RE5: entfällt
- RE50: Stundentakt zwischen Hanau und Fulda. Zusatzhalten an allen Bahnhöfen zwischen "Hanau Hauptbahnhof" und Wächtersbach. Ausfall zwischen Hanau und "Frankfurt Hauptbahnhof"
- RB51: entfällt
Wie fahren die Züge im Kahlgrund?
An den Schultagen sollen die RB56 fahren: Abfahrt in Schöllkrippen: 6.56 Uhr, 12.08 Uhr sowie Abfahrt Hanau: 8.02 Uhr, 13.02 Uhr. Alle anderen Zugfahrten entfallen laut RMV. Ersatzweise sollen Busse fahren: Abfahrt Schöllkrippen: 6.03 Uhr, 9.08 Uhr sowie Abfahrt Kahl: 7.15 Uhr, 10.15 Uhr.
Busse als Ersatz am Wochenende
Am Wochenende entfallen die Züge, ersatzweise verkehren folgende Busse:
- Samstag, 27. Januar: Abfahrt Schöllkrippen: 6.03 Uhr, 9.08 Uhr, 12.08 Uhr, 15.08 Uhr; Abfahrt Kahl: 7.15 Uhr, 10.15 Uhr, 13.15 Uhr, 16.15 Uhr
- Sonntag, 28. Januar: Abfahrt Schöllkrippen: 9.08 Uhr, 12.08 Uhr, 15.08 Uhr; Abfahrt Kahl: 10.15 Uhr, 13.15 Uhr, 16.15 Uhr
Züge im Bereich Main-Neckar-Ried
- RE60: entfällt
- RB67/68: fährt im 2-Stunden-Takt zwischen Frankfurt und Neu-Edingen/Friedrichsfeld
- RE70: Frankfurt - Biblis - Mannheim-Waldhof (Riedbahn): entfällt baubedingt bis 25. Januar, Ersatzbusse RE70 und S7E verkehren nach dem Fahrplan der Riedbahnsperrung. Ab Freitag, 26. Januar, 3-Stunden-Takt auf der RE70 zwischen Frankfurt und Mannheim-Waldhof mit Bedienung aller Halte der S7 zwischen Frankfurt und Riedstadt-Goddelau und Ende des Busersatzverkehrs.
Auswirkungen im Bereich Dreieich
RB61: fährt im 2-Stunden-Takt
Streik bei der Kurhessenbahn
- RB94: zwischen Marburg und Erndtebrück im 4-Stunden-Takt. Dazu gibt es laut RMV ergänzend Busse
- RB97: fährt nur unregelmäßig zwischen Marburg und Brilon Stadt. Es gibt einen Busnotverkehr
VIAS- und HLB-Betrieb weitgehend ungehindert
VIAS-Linien, inklusive RE9 und RB10, werden nicht bestreikt, können aber vom GDL-Streik beeinflusst sein. HLB-Züge sind nicht direkt betroffen, mögliche Auswirkungen aufgrund des Streiks im Infrastrukturbereich bleiben ungewiss.
Vlexx und Cantus im regulären Betrieb
Vlexx-Linien, wie RE2, werden regulär betrieben. Cantus-Linien sind ebenfalls nicht vom Streik betroffen, allerdings könnten Fahrdienstleiter-Streiks für Ausfälle sorgen.
Nordhessen
Durch den Streik drohen Ausfälle bei verschiedenen Regionalzuglinien im NVV-Gebiet. Ersatzfahrpläne sind verfügbar, aber deren Durchführung ist nicht sicher. Von Ausfällen betroffen sein könnten laut NVV folgende Linien:
- RE2 Kassel - Eichenberg - Leinefelde - Erfurt
- RMV-RE5 Bebra - Frankfurt
- RE30 Kassel - Frankfurt
- RE50 Bebra - Frankfurt
- RB4 Kassel - Korbach
- RB38 Kassel - Treysa
- RE39/RB39 Kassel - Bad Wildungen
- RB81 Bodenfelde - Nordhausen
- RE97/RB97 Brilon - Korbach -Marburg
In Kassel kommt es außerdem zu Bauernprotesten mit Traktoren.
Teilweise regulärer Betrieb
Andere Regionalzuglinien und RegioTrams sollen weitgehend normal fahren. Probleme könnten jedoch auftreten, falls auch Stellwerke bestreikt werden. Hauptsächlich sind DB-Linien vom Streik betroffen. Auch Busse und Trams sind nicht vom Streik betroffen
Informationen für Fahrgäste
Aktuelle Infos veröffentlicht der Verkehrsverbund auf der NVV-Webseite, in der NVV-App und sie sind über das NVV-ServiceTelefon unter 0800/939-0800 erhältlich.
Mittelhessen
Die Hessische Landesbahn (HLB) ist nicht direkt vom Streik betroffen. Die HLB will versuchen, ihre Verkehrsangebote planmäßig durchzuführen.
Ausfälle bei der HLB durch streikende Fahrdenstleister möglich
Allerdings sind auch Mitarbeiter des Infrastrukturbereichs der Deutschen Bahn zum Streik aufgerufen. Das betrifft insbesondere Fahrdienstleiter. Daher sind möglicherweise auch die von der HLB genutzten Strecken betroffen. Fahrgäste müssen sich deshalb kurzfristig auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen.
Auch nach Streikende noch Einschränkungen möglich
Welche Strecken betroffen sein werden, lasse sich vorab leider nicht vorhersehen. Auch nach Streikende muss noch mit erheblichen Einschränkungen gerechnet werden. Die HLB empfiehlt Fahrgästen deshalb dringend, die Reiseverbindung vor Fahrtantritt zu checken.
Auswirkungen auf den Güterverkehr
Nicht nur Fahrgäste, auch die deutsche Industrie muss sich aufgrund des Lokführerstreiks der Gewerkschaft GDL auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Insbesondere Branchen mit hohem Schienengüter-Anteil müssen umdisponieren.
IHK: Volkswirtschaftlicher Schaden droht
"Es wird ein volkswirtschaftlicher Schaden entstehen, dessen Kosten wir noch nicht genau beziffern können", sagt Thomas Rudolff, Sprecher der IHK Kassel-Marburg auf FFH-Nachfrage. "Die Kosten entstehen ganz einfach auch dadurch, dass Güter umdisponiert werden müssen. Sie müssen auf die Straße umgeleitet werden, und es wird auch Zeitverluste geben." Zudem würden die ohnehin schon angespannten Lieferketten weiter strapaziert.
Streik-Hintergründe
GDL mit Vorschlag zur Einigung
Die Lokführergewerkschaft GDL hatte der Bahn nach ARD-Informationen kurz vor dem Streik noch ein Angebot zur Einigung gemacht. Das Unternehmen lehnte das aber ab mit der Begründung, die GDL komme der Bahn in keinem einzigen Punkt entgegen.
Neues Angebot
Erst am Freitag hatte die Deutsche Bahn ein neues Tarifangebot vorgelegt, um die GDL wieder an den Verhandlungstisch zu holen. Darin ist unter anderem auch eine Option zu einer Stunde weniger Arbeitszeit für Lokführer und Zugbegleiter ab dem 1. Januar 2026 enthalten. Für neue Verhandlungen reichte dies aber offenbar nicht aus.
GDL-Chef verteidigt geplanten Streik
Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat den geplanten Streik verteidigt. Die Arbeitgeber seien der Gewerkschaft mit ihrem jüngsten Angebot nicht entgegengekommen, sagte Weselsky in Berlin. "Wir können lesen. Wir wissen, was dort geschrieben steht. Und es ist keine Verhandlungsgrundlage zum Einstieg in einen Verhandlungstermin mit der DB."
Wissing: Null Verständnis
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat mit scharfer Kritik auf die Streikankündigung der Lokführergewerkschaft GDL reagiert. "Ich habe null Verständnis für diese Form der Tarifauseinandersetzung", sagte der FDP-Politiker im ZDF-Morgenmagazin. Seiner Meinung nach nimmt der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL zunehmend destruktive Züge an. "Ich glaube auch nicht, dass Herr Weselsky sich und seiner Gewerkschaft mit diesem Stil einen Gefallen tut", fügte Wissing mit Bezug auf den GDL-Vorsitzenden hinzu.
Vierter Streik im Tarifkonflikt
Der Arbeitskampf ist der vierte im laufenden Tarifkonflikt. Vor dem Jahreswechsel legte die GDL bei zwei Warnstreiks große Teile des Personenverkehrs lahm, im Januar folgte dann ein dreitägiger Streik mit ähnlicher Wirkung. DB-Personalvorstand Martin Seiler kritisierte am Freitag, dass die GDL Streiks nicht als letztes Mittel einsetze, sondern als Mittel der Selbstinszenierung.
4,8 Prozent mehr Geld im Angebot
Das am Freitag präsentierte Angebot der Bahn sieht 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 vor. Zudem ist die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie gleich nach einem möglichen Tarifabschluss vorgesehen. Die Laufzeit soll dem DB-Angebot zufolge bei 32 Monaten liegen.
Reduzierung der Arbeitszeit
Lokführern und Zugbegleitern bietet die Bahn darüber hinaus an, ab dem 1. Januar 2026 die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt von 38 auf 37 Stunden zu reduzieren. Wer sich gegen die Absenkung entscheidet, bekommt gemäß dem Angebot stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. In Summe erhielten die Beschäftigten, die bei der aktuellen Arbeitszeit bleiben, mit dem Angebot brutto 13 Prozent mehr Geld als jetzt. Die GDL fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei 12 Monaten Laufzeit.
Weniger Arbeit bei vollem Lohnausgleich
Viel wichtiger ist der Gewerkschaft den öffentlichen Aussagen zufolge aber eine Arbeitszeitreduzierung für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Forderung hält die Bahn in diesem Umfang für unerfüllbar, auch weil dann zu viel neues Personal gebraucht werde. Schon jetzt gibt es bei Lokführern und auch in anderen Bahn-Berufen einen Fachkräftemangel.
Gescheiterte Gespräche seit November
Der Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der GDL läuft seit Anfang November. Die GDL erklärte die Gespräche bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde für gescheitert. Seit dem 24. November wurde daher nicht mehr verhandelt. Nach einer Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern sind auch unbefristete Streiks möglich.