Hessen Apotheken schließen an 2 Tagen - Protest gegen Reform-Pläne
Protest gegen Reform-Pläne - Viele Apotheken heute und morgen zu
Viele Apotheken in Hessen bleiben heute und morgen (27. und 28.6.) zu - aus Protest gegen Pläne zur Apothekenreform. Am Mittag hat eine große Kundgebung in Frankfurt stattgefunden.
Mit der zweitägigen Schließung wollen die Apotheker gegen Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Apothekenreform protestieren.
Notdienstapotheken haben geöffnet
An den Protesttagen sind die Notdienstapotheken geöffnet. "Die akute Versorgung ist auf jeden Fall sichergestellt", sagt Max Ohlendorf von der Niedertor-Apotheke in Hünfeld im FFH-Gespräch. Damit sind aber unter Umständen längere Wege verbunden.
"Generalangriff" auf Apotheken
Der Referentenentwurf des Ministeriums sei "ein Generalangriff auf unseren gesamten Berufsstand, unsere pharmazeutische Kompetenz und die wohnortnahe Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort", erklärte Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes (HAV).
Protesttage als Zeichen der Entschlossenheit
Die beiden Protesttage seien deshalb ein Zeichen der Entschlossenheit, sich gegen diesen "Todesstoß für einen ganzen Berufsstand" zu wehren. Die Aktion sei zudem ein Appell an die Ampelregierung in Berlin, die Pläne des Gesundheitsministers zu stoppen.
Kritik an Reform-Plänen
Der Verband kritisiert unter anderem, das Ministerium plane die Schaffung von "Pseudo-Apotheken" ohne Präsenz von Apothekerinnen und Apothekern. Das sei eine "nicht hinnehmbare Einschränkung in der Versorgung" - die Maßnahmen würden zu Lasten der Arzneimittelsicherheit gehen und könnten Menschenleben gefährden. Das erklärt der HAV in einem Statement.
Hessische Gesundheitsministerin gegen Vorhaben
Auch Hessens Gesundheitsministerin Diana Stolz lehnt die Reformpläne ihres Kollegen Karl Lauterbach ab. "Die inhabergeführte Apotheke darf nicht zerschlagen werden", erklärte sie nach einem Besuch in einer Apotheke in Wiesbaden. Apotheken seien extrem wichtig, und "sind die Garanten für eine niederschwellige und hochwertige Beratung in der Stadt und auf dem Land", so Stolz gegenüber HIT RADIO FFH.
Große Kundgebung in Frankfurt
Auf dem Opernplatz in Frankfurt soll es heute eine Großkundgebung geben. Ab 12 Uhr versammeln sich dort Apothekenteams aus Hessen und den benachbarten Bundesländern. Wie die Stadt gegenüber HIT RADIO FFH mitteilt, sind 1.000 bis 1.500 Personen zum Protest angemeldet. Um 13 Uhr beginnt die Kundgebung dann offiziell: Unter anderem sprechen dort die hessische CDU-Fraktionsvorsitzende Ines Claus, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion sowie der HAV-Vorsitzende, Holger Seyfarth.
Auch weitere Proteste möglich
Und es wird voraussichtlich auch nicht die letzte Aktion bleiben. Die Apothekerschaft wappne sich für weitere mehrtägige Schließungen, heißt es vom HAV: "Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten im Sinne unserer Patientinnen und Patienten hartnäckig und gradlinig bleiben", so Seyfarth.
Lauterbachs Reformpläne
Um das Versorgungsnetz für die Patienten vor allem in ländlichen Regionen zu erhalten, will Lauterbach unter anderem die Anforderungen an Zweigstellen, Öffnungszeiten und die Anwesenheit von Apothekerinnen und Apothekern lockern sowie neue digitale Lösungen ermöglichen. Dies geht aus einem Referentenentwurf seines Ministeriums für ein Gesetz hervor.
Ausgebaut werden soll demnach die "Telepharmazie" über interaktive Videoverbindungen.
Apotheken ohne Apotheker
Dadurch soll eine Apotheke auch öffnen können, wenn die Apothekerin oder der Apotheker nicht selbst vor Ort ist, sondern in einer anderen Apotheke des Verbunds - und Beratungen bei Bedarf über die digitale Verbindung machen kann. Mindestens acht Stunden pro Woche muss die Apothekenleitung aber persönlich anwesend sein. Ansonsten sollen in diesem Rahmen auch erfahrene pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten da sein können.