Continental setzt Rotstift an - 3.000 Stellen fallen weg
Continental verschärft den Sparkurs. Um die schwächelnde Autozuliefersparte fit zu machen für den Börsengang, sollen dort weitere Stellen wegfallen.
Der Zulieferer Continental kommt nicht zur Ruhe. Angesichts der Krise in der Autoindustrie setzt der Konzern in seiner schwächelnden Autozuliefersparte erneut den Rotstift an: Bis Ende 2026 sollen weltweit noch einmal 3.000 Jobs in Forschung und Entwicklung wegfallen, davon 1.450 in Deutschland, teilte das Unternehmen mit. Betroffen sind vor allem Hessen und Bayern. Der Standort Nürnberg soll ganz schließen.
Continental hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, in der Automotiv-Sparte 7.150 Stellen zu streichen, davon 5.400 in der Verwaltung und 1.750 in der Entwicklung. Das sei inzwischen zu 80 bis 90 Prozent umgesetzt, hieß es. Jetzt kommen noch einmal 3.000 Stellen hinzu. Continental begründete den erneuten Abbau mit der sich zuspitzenden Situation der Autobranche.
Jede zehnte Entwicklerstelle fällt weg
Weltweit sollen rund zehn Prozent der bisher 31.000 Entwicklerstellen wegfallen.
Den Abbau will Conti möglichst sozialverträglich gestalten. Ein Großteil der Stellenanpassungen solle über natürliche Fluktuation, beispielsweise durch Renteneintritte, erfolgen. Über Details soll nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt werden.
Sparprogramm reichte nicht
Aufgrund der herausfordernden Marktsituation habe sich gezeigt, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichten, um die eigenen Ziele zu erreichen, sagte ein Conti-Sprecher. Daher müssten nun weitere Stellen wegfallen. Ziel bleibe es, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis 2027 auf weniger als 10 Prozent des Umsatzes zu senken.
"Zukunftsweisende Technologieangebote sind für unser Unternehmen von entscheidender Bedeutung", sagte Automotive-Chef Philipp von Hirschheydt laut Mitteilung. "Wir investieren daher in den kommenden Jahren substanziell in Forschung und Entwicklung. Zugleich verbessern wir unsere Wettbewerbsstärke im Sinne unseres nachhaltigen Markterfolgs kontinuierlich."
Betriebsratschef: "Keine tragfähige Zukunftsstrategie"
Scharfe Kritik kam von der Arbeitnehmerseite. "Wir sind zutiefst besorgt, dass sich die tiefen Einschnitte bei der Automotive Forschung und Entwicklung zu einem umfassenden Kahlschlag ausweiten", sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Iglhaut laut einer Mitteilung. "Stellenabbau und Kostensenkungen um jeden Preis" seien keine tragfähige Zukunftsstrategie. Das "gewollte Ausbluten der deutschen Standorte" schwäche die Sparte, die Continental noch in diesem Jahr in die Eigenständigkeit entlassen will.
"Der Kahlschlag hierzulande hat nach der Produktion auch die Forschung und Entwicklung erfasst", sagte der stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Joachim Dratwa. "Es ist uns absolut schleierhaft, wie mit derart tiefen Einschnitten die Wettbewerbskraft gestärkt werden soll."
Fraglich sei auch, wie ein derart starker Stellenabbau noch sozialverträglich sein könne. "Klar ist: Gerade wegen dieser schwierigen Rahmenbedingungen werden wir mit aller Macht gegen betriebsbedingte Kündigungen kämpfen."
Bayerns IG-Metall-Bezirksleiter Horst Ott sprach von einer alarmierenden Konzeptlosigkeit. "Es ist fatal, dass Continental mitten im Umbau der Autoindustrie seinen Bereich Forschung und Entwicklung weiter zusammenstreicht." Damit raube sich der Konzern seine Zukunftsfähigkeit.
Continental hatte im Dezember angekündigt, die seit Jahren schwächelnde Autozuliefersparte abzuspalten und als eigenes Unternehmen an die Börse zu bringen. Die Sparte gilt seit Langem als Sorgenkind des Konzerns und schrieb in den vergangenen Jahren immer wieder rote Zahlen. Die Hauptversammlung muss dem Plan noch zustimmen. Der Börsengang der Sparte unter neuem Namen soll dann bis Ende des Jahres erfolgen.
Branche in der Krise
Die Autoindustrie steckt angesichts schwacher Konjunktur in der Krise und leidet unter der niedrigeren Nachfrage vor allem nach E-Autos. Mehrere Hersteller und Zulieferer kündigten in den vergangenen Monaten bereits Sparprogramme mit Stellenabbau an:
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