Joker – Folie À Deux - Kinotipp: Zwei Stars geben alles
Total irre, der Typ – und nicht im guten Sinne: Der Joker ist zurück, der schwer gestörte Clown mit Kultcharakter.
Joaquin Phoenix hat sich mit der Rolle unser aller Gedächtnis gebrannt und dafür den Oscar bekommen. Jetzt hat er Lady Gaga an seiner Seite. FFH-Kinomann Volker Willner urteilt: ein krasser Psychotrip. Die beiden Stars geben alles.
10 Euro kostet euer Kinoticket – neun ist es wert.
Wieder kommt ein Batman-Film ohne Batman aus. Die Geschichte vom Joker, seinem Gegenspieler, hat allein genug Potential. Auch dieser düstere 140-Minuten-Film ist eine Tauchfahrt in kranke Seelen.
Seit fünf Jahren vegetiert der Joker alias Arthur Fleck in einem Brutalo-Knast vor sich hin und wartet auf seinen Prozess wegen Fünffachmordes. Als er zur Musiktherapie geschickt wird, verliebt er sich unsterblich in eine Teilnehmerin - Harley Quinn. Sie ist sein Fangirl, gibt ihm die Nähe, die ihm sonst niemand geben kann, und hat selbst Feuerwerk im Kopf. Lady Gaga spielt sie grandios intensiv. Und Joaquin Phoenix liefert wieder durchgehend Oscar-Niveau. Ihn zu sehen beeindruckt in jeder Sekunde.
Bei aller Bilderwucht ist „Joker: Folie à Deux“ ist ziemlich minimalistischer Film. Farblich konsequent grau gehalten, spielt er fast komplett im Gefängnis und Gericht, mit sparsam dosierter Action. Ja, das hat Längen und deprimiert auf Dauer. Am hellsten wird es, als Harley einen Gebäudetrakt abfackelt.
Ein genialer Kniff sind die Songs. Joker und Harley singen Swing-Klassiker, die dieses Psychogramm zum Musical machen: Phoenix rau und verletzlich, Gaga bewegend und zurückgenommen. Diese Duette kann man inmitten der Gewalt verstörend finden. Aber sie verleihen diesem kranken Drama etwas Seelenbalsam.
Wenn ihr aus dem Kino kommt, seid ihr überrascht, dass die Welt da draußen bunt ist.