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> Tipps zum Abnehmen: Ernährungsexperte Achim Sam im Interview
08.10.2021, 12:14 Uhr
So lecker kann Abnehmen sein -
Ernährungsexperte Achim Sam bei FFH
Wie entsteht Heißhunger? Kann Abnehmen auch schmecken? Und muss ich wirklich auf Zucker verzichten? Daniel Franzen klärt genau diese Fragen mit Diplom-Ernährungswissenschaftler, Bestsellerautor und TV-Ernährungsexperte Achim Sam im FFH-Interview. Unser Moderator will 10 Kilo abspecken und hofft dabei auf die Unterstützung der FFH-Hörer, denn gemeinsam lässt es sich bekanntlich leichter abnehmen. Franzen hat für euch beim Experten nachgefragt und ist auf wertvolle Tipps gestoßen.
Superfood Kohl
Kohl essen: „Kohl Ist generell wahnsinnig gesund“ sagt Ernährungsexperte Achim Sam. Dabei spielt die Art des Kohls keine Rolle. Ob Spitz-, Weiß- oder Rotkohl - das gesunde Gemüse enthält wertvolle Pflanzenschutzstoffe. Achim Sam rät allerdings gerade zu Sauerkraut, weil der supergesund für die Darmbakterien sei, das Immunsystem stärke und bei der Optimierung des Fettstoffwechsels helfe.
Um sicherzugehen, dass keine ungesunden Zusatzstoffe wie Zucker im Sauerkraut sind, kann man es einfach selbst machen. Allerdings geht auch gekauftes Sauerkraut aus dem Glas, wenn man sich die Nährwerte auf der Rückseite genauer ansieht. Hier sollte Zucker nicht als erste oder zweite Position stehen. Eine Prise schadet allerdings nicht, sondern hilft dem Kohl die Bitterkeit zu nehmen.
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An der Stelle sage ich immer, ich bin Ernährungswissenschaftler und kein Koch. Wie du denn genau zubereitest, da werde ich mich nicht aus 2000-Fans zerlegen. Weil Kohl ist generell wahnsinnig gesund. Sekundäre Pflanzenschutzstoffe, die da drin stecken, ist echt eine super Sache. Und man sollte das auch nutzen, wenn das jetzt draußen wächst, dass man saisonal auch isst. Und Kohl ist auf jeden Fall top. Welche Kohlsorten sind besonders gut? Gibt es da irgendwelche? Oder ist es relativ egal? Das ganze Kohl-Alphabet kannst du da nehmen. Du kannst jetzt auch einen Spitzkohl nehmen, du kannst einen Weißkohl nehmen, du kannst einen Rotkohl nehmen. Das ist wirklich alles, alles, alles toll. Was man vielleicht wirklich immer machen kann, ist, dass man das einweckt, wie man es früher gemacht hat. Oder dieses Milchsauer-Vergorene macht. Also man Sauerkraut macht. Weil das ist nämlich irre gesund für die Darmbakterien. Das Immunsystem wird besser und wir optimieren den Fettstoffwechsel. Und das ist wirklich eine super Sache. Also die ganzen Kohlsorten, wie sie so sind, kann man da hernehmen. Und so einen Sauerkraut mache ich dann lieber selbst? Oder weil in diesen gekauften ist ja auch dann irgendwie Zucker und Zusatzstoffe und weiß ja gar nicht was drin. Nicht immer, nicht immer. Also ich meine, wir sind ja in Hessen. Da ist der Sauerkraut eine super Sache mit Whipsen und der Gekmann hat mal zum Ekelwein gemacht und so. Also Sauerkraut ist toll. Muss nicht immer Zucker drin sein. Anfangen wir mal hinten drauf zu schauen. In den Nährwerten ist ja genau aufgeführt, was in dem Lebensmittel drin sein muss. Und dann versuche ich natürlich einen kauten Sauerkraut zu kriegen, wo halt eben kein Zucker drin ist. Also ein bisschen Zucker, eine Brise Zucker nimmt auch oft die Bitterkeit von und macht den Geschmack viel besser. Deshalb kann eine Brise da drin sein. Aber es sollte jetzt Zucker nicht auf den ersten Positionen auftauchen. Aber die gesundheitlichen Vorteile von Sauerkraut, wenn man es denn hinkriegt das zu essen, die überwiegen einfach.
16:8? Was sagt der Experte?
Die Nacht als Fastenphase nutzen: Sich runterhungern und 16 Stunden lang nichts essen macht laut Experte Achim Sam keinen Sinn. Franzen erzählt, dass er um 20 Uhr am Abend das letzte mal am Tag isst und dann erst wieder am nächsten Tag um 10 Uhr frühstückt. Das sei das „Beste was du eigentlich machen kannst“, bestätigt Achim.
Nicht auf Zucker verzichten: „Auf Zucker zu verzichten ist nicht gut, sonst bist du ab morgen der vergesslichste Mensch“, erklärt der Ernährungswissenschaftler. Denn wir brauchen Zucker für unsere Energie und unsere Konzentration, da unser Hirn nur mit Zucker funktionieren kann. Man solle allerdings darauf achten, den Einfachzucker (also der, der in Gebäck, Süßigkeiten oder Knabberzeug steckt) zu reduzieren.
Cheat Days? Lieber nicht
Schnell Abnehmen ist möglich: Proteinreich essen, auf gute Kohlenhydrate umsteigen, Einfachzucker reduzieren und sich dazu noch bewegen. Dann steht laut Achim Sam dem schnellen Abnehmen nichts im Weg.
Abnehmen muss schmecken. Achim sagt hierzu: „Es ist wichtig, dass man sich seine Leibgerichte nicht verbietet, sondern dass man sie bewusst isst."
Cheat Hour statt Cheat Day: Zwei Cheat Hours pro Woche machen mehr Sinn als sich einen Tag lang mit ungesundem Essen vollzustopfen. An einem Cheat Day könnt ihr nämlich alles wieder zunehmen, was ihr eine Woche mühsam abgenommen habt.
Achim Sam über Cheat Days
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Ja, das ist die Frage von allem. Da wäre ich tatsächlich der Ernährungsgott, wenn ich das so blitzartig lösen könnte. Aber man muss erstmal irgendwie so aus dem Kopf kriegen, dass es nicht möglich ist, schnell abzunehmen. Das ist es nämlich doch. Man muss es nur richtig tun. Wenn man richtig abnimmt, das heißt, wenn man proteinreich ist, Kohlenhydrate dafür reduziert. Das heißt nicht, dass man gar keine Kohlenhydrate oder gar keinen Zucker isst. Das ist nämlich gar nicht möglich. Aber gute Kohlenhydrate und weniger Einfachzucker, viele Proteine und wenn man sich dazu noch bewegt, dann kann das auch recht schnell gehen. Abnehmen kann ja auch schmecken, ne? Das muss sogar schmecken, abnehmen tatsächlich. Also wenn du dir Dinge verbietest, ich weiß jetzt in Hessen, wenn sich ein Appleboy verbietet, dann hast du vielleicht schon zwei, drei, vier Wochen, ich weiß nicht, wie deine Appleboy-Abhängigkeit ist, nicht mehr an Appleboy gedacht. Aber wenn ich es dir verbiete, dann ist das Erste, also wenn ich sage, morgen trinkst du mal keinen Appleboy. Dann stehst du morgen früh auf und denkst, ich trink heute mal keinen Appleboy. Und dann schafft man das so bis abends und dann denkst du, ach was, was, ein Schlückchen geht. Und dann fängt die sogenannte rigide Kontrolle, die meisten kennen das mit der Schokolade, und man schlägt dann doppelt und dreifach zu. Und deshalb ist es wichtig, dass man sich keine Lebensmittel und nicht seine Leibgerichte verbietet, sondern dass man die bewusst isst und dann aber auch ein gutes Gefühl dabei hat und das sich auch gönnt. Ja, gönnen ist so eine Sache, weil es gibt ja auch diese Cheat-Days, dass man irgendwie sechs Tage sich bewusst ernährt und dann aber den siebten Tag in der Woche komplett zuschlagen kann. Gibt's das wirklich? Ist das in Ordnung oder ist das eigentlich Quatsch? Das Problem ist an den Cheat-Days, dass du meistens, also wenn du jetzt moderat die Edel abnimmst über einen längeren Zeitraum, dass du das, was du in der Woche zuvor eingespart hast, an einem Cheat-Day schnell wieder drauf futtern kannst und noch mehr. Also du hast dich eine Woche lang, das haben wir in Anführungszeichen, gequält und jetzt haust du dir das am Cheat-Day wieder rein. Ich würde deshalb sagen, mach mal einen Cheat-Hour und bau dir ruhig zweimal in der Woche ein und esst in dieser einen Stunde alles, auf was ihr Lust habt. Weil dann hat man den Vorteil, dass man nur einmal eine Insulinausschüttung hat, eine hohe, und nicht den ganzen Tag immer wieder irgendwie gefüttert wird und am Aufbauen, am Aufbauen, am Aufbauen ist. Also lieber statt einem Cheat-Day pro Woche lieber mal zwei Cheat-Hours pro Woche.
Drei Hauptmahlzeiten
Heißhunger reduzieren: Heißhunger entsteht durch den Abfall des Blutzuckerspiegels. Dafür nutzt der Ernährungsexperte das Beispiel eines ToGo Latte Macchiatos. Denn bei jedem Nippen des Macchiatos passiere im Körper eine Insulinausschüttung und er denke, es komme eine große Zuckerladung auf ihn zu. Dadurch würde mehr Insulin ausgeschüttet als benötigt und das müsse irgendwo abtransportiert werden. Das mache der Körper dann mithilfe des Blutzuckerspiegels, erklärt Achim Sam.
Bei Hauptmahlzeiten reinhauen: Bei euren Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittag- und Abendessen solltet ihr nicht reduzieren oder verzichten. Denn gegen ein Dessert nach dem Mittagessen ist nicht auszusetzen. Zwischenmahlzeiten und Snacks sollten dann allerdings Geschichte sein, denn das fördere nur den Heißhunger und schütte zu viel Insulin aus.
Über die Entstehung von Heißhunger
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Also der Heißhunger entsteht tatsächlich meistens, weil man vorher was falsch gemacht hat. Also ein Heißhunger ist quasi erzeugt durch einen Abfall des Blutzuckerspiegels. Und den erzeugt man, also so einen Abfall des Blutzuckerspiegels erzeugt man beispielsweise, wenn man den To-Go-Latte Macchiato, das ist so mein Beispiel da immer dafür, den trinkt man immer so, so ein Nippen da immer dran. Und jedes Mal, wenn ich da quasi auch die Milch oder die Laktose dann trinke, dann habe ich eine Insulinausschüttung. Insulin ist das Hormon, das die Energie in die Zelle zieht. Und das blockiert parallel die Fettverbrennung oder reduziert sie zumindest. Und jedes Mal, wenn ich quasi so eine Kleinigkeit zu mir nehme, dann denkt der Körper, boah, da kommt jetzt eine große Zuckerladung und schießt aus vollen Rohren Insulin. So, und jetzt hast du aber gar nicht so viel Zucker gegessen oder so viele Kohlenhydrate, wie der Körper Insulin produziert hat. Und dann muss er das irgendwo herkriegen, er muss das irgendwo wegtransportieren. Und das macht er dann aus dem Blutzuckerspiegel. Und deshalb rauscht der dann so ab und wir fallen quasi in so eine Unterzuckerung, provoziert durch Zucker oder durchs Essen und kriegen dann einen Hyper-, einen Heißhunger auf mehr.
Ihr versucht gerade abzunehmen oder wollt euch bewusst gesünder ernähren? Dann…