Geldautomaten-Sprenger: Darum kommen viele aus den Niederlanden
Geldautomatensprenger in Hessen - Mit blickdichtem Nebel gegen die Täter
Angesichts der vielen gefährlichen Sprengattacken gegen Geldautomaten könnte laut Hessens Innenminister Peter Beuth künftig mehr technischer Schutz bundesweit vorgeschrieben werden. Unter anderem könnten die Täter durch Nebel vertrieben werden.
"Es zeichnet sich nun auch in Deutschland ab, dass bei der nächsten Innenministerkonferenz (Mitte Juni) allseits für eine Verpflichtung der Banken zum Einbau von entsprechender Schutztechnik votiert wird", erklärte der CDU-Politiker am in Wiesbaden.
Aufkleber soll Geldautomatensprenger warnen
In Hessen werde ein deutsch-englischer Hinweisaufkleber eingeführt, "der von der Polizei an jenen Automaten angebracht wird, die bereits über neue Sicherheitstechnik verfügen. Der Aufkleber signalisiert den Sprengern, dass hier kein Geld zu holen ist und ihnen eine Sprengung nichts einbringt", ergänzte Beuth. Hessens Polizei kämpft gegen diese Kriminalität - mit offenen und verdeckten Maßnahmen.
Beuth verweist auf Erfolg in den Niederlanden
Letztlich werde der "Bankraub 2.0" nur beendet werden können, wenn die Täter mit ihren verheerenden Sprengungen nicht mehr an nutzbares Bargeld gelangten. "In den Niederlanden hat die flächendeckende Einführung von entsprechenden Schutztechniken in den Geldautomaten das Phänomen gänzlich verdrängt", erläuterte Hessens Innenminister.
Vernebelung soll Sprenger vertreiben
Mögliche Schutztechniken sind etwa die Verfärbung oder Verklebung von Geldscheinen - und auch die Vernebelung von verschlossenen Bankfoyers bei nächtlichen Einbruchsversuchen. Unser Reporter war bei einem Nebel-Test dabei. Er berichtet, dass dichter, weißer Nebel aus dem Geldautomaten schießt.
Dichter Nebel innerhalb von Sekunden
Innerhalb weniger Sekunden ist so der Vorraum der Bank total eingenebelt. Das verhindert, dass Geldautomatensprenger keinen Sprengstoff anbringen. Parallel geht der Alarm los. Die Sparkasse Darmstadt zum Beispiel testet die Vernebelungstechnik im Moment.
Mehr Fälle in Hessen
In Deutschland vergeht derzeit leider kaum eine Woche, in der nicht ein Geldautomat gesprengt wird. Skrupellose Geldautomatensprenger jagen seit Monaten durch die Bundesrepublik und hinterlassen eine Spur der Verwüstung", erklärte Beuth. Das Bundeskriminalamt (BKA) zählte im vergangenen Jahr 494 solcher Explosionen - nach 392 im Jahr 2021. In Hessen gab es in diesem Jahr schon 23 Fälle. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 13 gewesen.
Gefährliche Sprengungen
Beuth sagte, es sei nur Glück, dass es bei Sprengattacken in Hessen noch keine Schwerverletzten "oder Schlimmeres" gegeben habe. Bei einem Fall in Offenbach war ein Mann kürzlich leicht verletzt worden - hier wird auch wegen mutmaßlichen versuchten Mordes ermittelt. Oft gibt es über lokalen Geldinstituten Wohnungen. Michael Baumann, Vorstandsmitglied der Nassauischen Sparkasse, sagte, eine ihrer Filialen sei dreimal hintereinander attackiert worden: "Da hat uns der Mieter gekündigt."
Geldautomatensprenger setzen Sprengstoff ein
Kriminelle, die es auf den Inhalt von Geldautomaten abgesehen haben, nutzen Sprengstoff, um an ihre Beute zu kommen und nehmen dabei keine Rücksicht auf eventuelle weitere Schäden. Während früher vor allem Gasgemische in die Automaten geleitet wurden, verwenden die Täter oder Täterinnen laut Bundeskriminalamt inzwischen vermehrt klassische Sprengstoffe, mit höherer Explosionskraft. Dadurch entsteht noch größerer Sachschaden.
Darum kommen die Täter nach Deutschland
Die meisten Banden haben ihren Ursprung in den den Niederlanden. Das BKA gibt den Anteil mit fast 70 Prozent an. Dabei gibt es zwei Hauptgründe, warum sie die Taten hier in Deutschland begehen. Zum einen wird in den Niederlanden deutlich weniger mit Bargeld bezahlt, dadurch gibt es insgesamt auch weniger Geldautomaten
Und die Bankautomaten in den Niederlanden sind besonders gesichert. Zum Beispiel mit Mechanismen, die die Geldscheine einfärben oder verkleben - also unbrauchbar machen. Solche Sicherungen gibt es in Deutschland bisher nur selten, aus der Politik gibt es aber in den letzten Monaten vermehrte Forderungen diese auch hierzulande einzuführen.
Netzwerke aus der Nähe von Utrecht und Amsterdam
Das BKA vermutet, dass es in den Niederlanden ganze Netzwerke von Geldautomaten-Sprengern gibt, die regelmäßig bei uns unterwegs sind. Schätzungen gehen von mehreren hundert Personen aus der Nähe von Utrecht und Amsterdam aus. Die Taten werden dann in kleinen, immer anders zusammengesetzten Gruppen durchgeführt. Getunte, richtig schnelle Sportwagen bringen die Täter dann nach den Sprengungen zurück in die Niederlande. Um lange Fahrtwege zu sparen, werden darum oft Geldautomaten in der Nähe von Autobahnen gesprengt.
Einzelne Erfolge der Polizei
Um die Gruppen zu bekämpfen, gibt es an der Deutsch-Holländischen Grenze extra darauf ausgerichtete Doppel-Polizei-Teams. Weil alles so schnell geht, bleibt es aber trotzdem schwer die Sprenger zu fassen. Zuletzt ist es der hessischen Polizei allerdings gelungen, zwei Tatverdächtige nach einer Sprengung an der Autobahnauffahrt zu fassen.