Rhein im FFH-Interview - SPD-Wahlergebnis ist ein "Erdrutsch"
Die CDU hat die Landtagswahl in Hessen klar gewonnen. Jetzt geht es um die Frage, mit wem sie künftig regieren will. Das Wahlergebnis der SPD bezeichnet Ministerpräsident Boris Rhein im FFH-Interview als "Erdrutsch". Auch die Grünen müssen Verluste hinnehmen und der FDP gelingt mit 5,0 Prozent gerade so der Wiedereinzug in den Landtag. Die AfD wird zweitstärkste Kraft und gehört damit zu den Gewinnern. Wie reagieren die Parteien auf die Wahlergebnisse? Hier gibt es die Stimmen zur Wahl.
CDU-Spitzenkandidat und Ministerpräsident Boris Rhein ist in Berlin auf dem Weg zur Präsidiums- und Vorstandssitzung. Am Telefon erzählt er Julia Nestle und Johannes Scherer von Guten Morgen, Hessen! wie er den Wahlsieg gefeiert hat, wie er das Wahlergebnis bewertet und mit wem er über eine mögliche Koaltion sprechen will.
Grüne mit Verlusten - Al-Wazir sieht trotzdem Auftrag
Die Grünen müssen bei der Landtagswahl Verluste hinnehmen. Der Vize-Ministerpräsident und grüne Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir sieht trotzdem im Gespräch mit HIT RADIO FFH einen klaren Auftrag und freut sich auf eine Einladung zu Sondierungsgesprächen von der CDU.
Das sagt Boris Rhein im FFH-Interview
Fest steht: Ministerpräsident Rhein ist der strahlende Wahlsieger. Im Interview mit Julia Nestle und Johannes Scherer von Guten Morgen, Hessen! freut er sich über das gute Abschneiden vor allem auch in Nordhessen: Es sei "ein großartiges Erlebnis auch in Nordhessen Wahlkreise gewonnen zu haben in diesem Umfang. Das ist schon etwas besonderes für die CDU", so Rhein. Mit Blick auch das historisch schlechte SPD-Ergebnis sagt er: "Das ist ein echter Erdrutsch".
Rhein will "am meisten Union" umsetzen
Trotzdem will Rhein bei der Suche nach einem Koalitionspartner neben den Grünen auch mit der SPD und mit der FDP sprechen. Das Ergebnis sei nicht nur ein klarer Regierungsauftrag an die Union, so Rhein. Es zeige, "dass eine besondere Erwartung auch vorhanden ist an die Union und an die CDU, wirklich ihre Punkte umzusetzen, die sie ja im Programm sehr klar formuliert hat ". Deswegen gehe es jetzt darum, mit den Partnern darüber zu sprechen, wie am meisten Union umgesetzt werden könne.
Gute, klare Politik als Antwort auf AfD
In den zurückliegenden Jahren habe die AfD gezeigt, dass sie wenig Beiträge liefere zur Lösung der Probleme und insbesondere auch keine Antwort habe auf die Sorgen und Nöte, die Menschen formulieren, meint Rhein. "Am Ende ist aus meiner Sicht gute, klare Politik, gute, klare Antworten der beste Umgang mit der AfD", so der Ministerpräsident weiter.
Al-Wazir wertet Abschneiden der Grünen als Erfolg
Die Grüne landen bei der Landtagswahl nur auf Platz vier, für sie geht es fünf Prozentpunkte runter im Vergleich zur Landtagswahl 2018. Vize-Ministerpräsident Al-Wazir erzählt am Morgen nach der Wahl im Gespräch mit HIT RADIO FFH: „Wir hätten uns ein besseres Ergebnis gewünscht und sind nicht zufrieden. Aber: Es ist kein schlechtes Ergebnis, weil es das zweitbestes in der Geschichte der hessischen Grünen ist.“
Al-Wazir sieht klaren Auftrag an die Grünen
Kommt es zu einer dritten Auflage von Schwarz-Grün in Hessen? Al-Wazir sieht im Ergebnis einen klaren Auftrag, weiter Verantwortung zu übernehmen. Die Menschen seien zufrieden mit der bisherigen schwarz-grünen Landesregierung. „Vor fünf Jahren haben die Grünen deutlich hinzugewonnen, dieses Mal die CDU. Darin ist ein klarer Auftrag zu sehen.“ Man freue sich, zu Sondierungsgesprächen eingeladen zu werden. Mit wem man zukunftsfähige Politik machen kann – das sei nun laut Al-Wazir die entscheidende Frage
"Keine Wechselstimmung"
Bereits am Abend hatte Al-Wazir im FFH-Interview gesagt: "Wenn man sich die Haltung der Bürgerinnen und Bürger zur hessischen Landesregierung anschaut, sieht man deutlich: Hier gibt es keine Wechselstimmung". Von allen Koalitionsmodellen sei Schwarz-Grün das beliebteste. Dies sei ein gewisser Fingerzeig, wo es hingehen könnte.
Al-Wazir verpasst Direktmandat knapp
Al-Wazir selbst hat sich unterdessen im Wahlkreis Offenbach-Stadt knapp geschlagen geben müssen. Der hessische Wirtschaftsminister holte in seiner Heimatstadt 25,8 Prozent der Erststimmen und lag damit minimal hinter Kim-Sarah Speer von der CDU mit 25,9 Prozent. Nach dem vorläufigen Wahlkreisergebnis bekam Speer 43 Stimmen mehr als Al-Wazir.
Große Enttäuschung bei der SPD
"Wir hatten uns vorgenommen, in Hessen den Wechsel zu schaffen", sagt SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser am Tag nach der Wahl. Das sei leider nicht gelungen. "Ich habe in den letzten Monaten mehr als 200 Prozent gegeben, aber natürlich hat mein Amt als Bundesministerin viel an Polarisierung und Gegenwind mit sich gebracht", bilanziert Faeser weiter. Das habe es schwer gemacht, in die Offensive in Hessen zu kommen.
Faeser geht im Wahlkreis leer aus
Für die Sozialdemokraten ist es das schlechteste Ergebnis bisher bei einer Landtagswahl in Hessen. Faeser hat auch das direkte Abgeordnetenmandat für den Landtag im Wahlkreis Main-Taunus I klar verpasst. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis landete sie nur auf Platz vier bei den Wahlkreisstimmen. Den Wahlkreis gewann wie schon 2018 der CDU-Abgeordnete Christian Heinz, er zieht damit als direkt gewählter Abgeordneter in den Landtag ein.
Faeser lässt Zukunft als Landeschefin der SPD offen
Ihre Zukunft als Chefin der Landespartei ließ Faeser am Wahlabend zunächst offen. Auf die Frage, ob sie Vorsitzende der hessischen SPD bleibe, sagte sie im ZDF: "Das werden wir sehen in den nächsten Tagen und Wochen. Unsere Partei steht sehr solidarisch zusammen." Vor der Wahl hatte Faeser klargestellt, nur dann aus Berlin zurück in die Landespolitik zu wechseln, wenn sie Ministerpräsidentin werde.
Faeser will Bundesinnenministerin bleiben
Auch als Bundesinnenministerin könnte Faeser jetzt angezählt sein. Sie selbst aber will im Amt bleiben. Mit ihren Themen habe sie nicht in Hessen durchdringen können, erklärt Faeser im FFH-Interview und sagt weiter: „Das hat nichts damit zu tun, dass ich in Berlin ein Amt übernommen habe und große Verantwortung dort übernommen habe.“
AfD feiert und ist offen für Koaliton
Die AfD feiert mit lauten Sprechchören ihr Wahlergebnis. „Das ist schon atemberaubend“, sagt der AfD-Spitzenkandidat Robert Lambrou unserem Reporter. Es sei jetzt schon das beste Wahlergebnis der AfD in Westdeutschland jemals und das sei ein Vertrauensvorschuss, so Lambrou weiter.
Lambrou sieht sich als Wahlgewinner
Angesprochen auf das Thema, dass keine der anderen Landtags-Parteien mit der AfD koalieren möchte, sagt Lambrou unserem Reporter: „Abwarten, wir haben zwei Wahlsieger heute Abend, die CDU und die AfD. Boris Rhein hat in den letzten Monaten zunehmend Themen von der AfD übernommen.“
AfD kann sich vorstellen Themen mit CDU umzusetzen
Wenn Rhein es ernst meine, diese umzusetzen, dann könne er das am besten mit der AfD, so Lambrou weiter. Er spricht dabei gezielt drei Themen an: Begrenzung der Masseneinwanderung, Wiedereinstieg in die Kernkraft, Senkung der Grunderwerbssteuer.
FDP schafft knapp die 5 Prozent-Hürde
Für die FDP war der Wahlabend eine Zitterpartie. Stand sie in ersten Prognosen noch bei genau 5 Prozent, rutschte sie zwischenzeitlich auf 4,9 Prozent ab, hätte damit den Einzug in den Landtag knapp verpasst. Am Ende reichte es doch.
Spitzenkandidat Naas überglücklich
"Das war ein Krimi", sagte FDP-Spitzenkandidat am späten Abend. Er sei überglücklich, dass die FDP es in einem großen Flächenland wieder geschafft habe.
Ampel-Parteien haben verloren
Die hessische FDP-Vorsitzende Bettina Stark-Watzinger führte das Abschneiden auf die Politik der Ampel im Bund zurück. "Wir sehen natürlich, dass das Regierungshandeln aus Berlin auch auf die Landtagswahlen sich niederschlägt", sagte die Bundesbildungsministerin.
Linke verfehlt klar den Wiedereinzug in Landtag
Für die hessische Linke ist nach 15 Jahren Landtag Schluss. Sie liegen deutlich unter der 5 Prozent-Hürde und sind damit nicht mehr im neuen Landtag vertreten.
Kula: „Bitteres Ergebnis“
Die hessische Linke-Landtagsfraktionschefin und Spitzenkandidatin Elisabeth Kula ist sehr enttäuscht über den Wahlausgang. "Das Ergebnis ist total bitter. Da gibt es auch nichts drumrumzureden. Wir hätten uns natürlich gewünscht und gehofft, dass wir wieder in den Landtag einziehen", sagte Kula in Wiesbaden. Die Linke werde weiterhin gebraucht. "Jetzt eben dann außerparlamentarisch, aber auch in unseren Kommunalfraktionen."
Auch Wissler enttäuscht
Auch die Linke-Parteivorsitzende Janine Wissler ist schwer enttäuscht vom Abschneiden ihrer Partei. "Es ist so bitter, dass wir unsere Arbeit nicht weiter fortsetzen können", sagte sie mit Blick auf ihr Heimatland Hessen. Immens geschadet hätten auch die Spekulationen über eine Parteineugründung durch die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. "Natürlich ist das ein Problem".
Infos zur Landtagswahl Hessen
Rund 4,3 Millionen Wahlberechtigte waren in Hessen aufgerufen, ihre Kreuzchen zu machen, davon waren mehr als 107.000 Erstwählerinnen und -wähler. Insgesamt hat das Bundesland in der Mitte Deutschlands mehr als sechs Millionen Einwohner.
Jeder und jede Wahlberechtigte hatte zwei Stimmen - mit der einen wurde eine Landesliste einer Partei gewählt, mit der anderen in jedem Wahlkreis eine Abgeordnete oder ein Abgeordneter.
Der Landtag besteht regulär aus 110 Abgeordneten, 55 werden in den Wahlkreisen und 55 über die Landeslisten gewählt. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate kann das Parlament am Ende auch mehr Mitglieder haben - in der laufenden Legislaturperiode sind es 137 Abgeordnete.
Wer wird Landrat? Wie geht die Bürgermeisterwahl in meiner Gemeinde aus? Kandidatinnen, Kandidaten und Ergebnisse der Direktwahlen in Hessen:
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